- Corona offenbart Deutschlands digitale Probleme. Die Corona-Krise zeige, was alles in den vergangenen zehn Jahren verpasst wurde, in der Schule oder in der digitalen Verwaltung.
- Nicht nur negative Aspekte, sondern auch viel Positives wird aus der Krise gezogen, die Menschen sind solidarischer, unterstützen sich gegenseitig, erstellen Webseiten und Apps, wo man Betroffenen seine Hilfe anbieten kann.
- Aber auch unsere Umwelt profitiert in gewisser Weise von der Krise, da sie sich nun von all dem, was sie bislang ertragen musste, erholen kann (weniger Flug- und Schiffsverkehr, weniger Autos unterwegs etc.).
- Es werden aber auch Probleme offenbart. Nicht alle sind solidarischer, oftmals geht es auch darum, wer stärker oder schneller ist. Ein gutes Beispiel hierfür sind Hamsterkäufe (auch online). Es wird in den sozialen Netzwerken über Toilettenpapierlieferungen informiert. Wer als erstes online ist, als erster vor Ort ist, profitiert davon. Solidarität steht erst an zweiter Steller. Und die unterschiedlich weit fortgeschrittene Digitalisierung fördert diese Ungleichheit weiter.
- Die Digitalisierung wird durch die Pandemie zwar in Rekordgeschwindigkeit ausgebaut, aktuell finden in Betrieben Meetings online statt, Lehrer unterrichten ihre Schüler und Schülerinnen über das Internet, Arztpraxen haben digitale Sprechzimmer errichtet. Trotzdem sehen wir, dass Präsenzveranstaltungen ergiebiger und oftmals auch sinnvoller sind.
- Vieles, was davor im „real life“ passiert ist, wird nun in die Online-Welt verlagert. “Fridays for Future” führt Streiks online weiter, viele Kirchen halten ihre Gottesdienste online ab, Konzerte wurden aus dem Wohnzimmer übertragen. Da der Wohnungsmarkt nie stillsteht, können auch Wohnungsbesichtigungen nun online durchgeführt werden. Auch Banken, Bauträger und andere Berufsfelder haben ihr Onlineangebot aufgrund der Krise stark ausgebaut.
- Gerade auf dem Land, wo das schnelle Netz besonders gebraucht wird, hängen viele Gemeinden hinterher. Eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (Stand März 2020) fand heraus, dass nur jede fünfte Gemeinde überhaupt damit begonnen hat, die eigene Digitalstrategie umzusetzen, und weniger als 20 Prozent befinden sich in der Umsetzungsphase. Viele kleinere Kommunen fühlen sich mit dieser Mammutaufgabe allein gelassen. Sie beklagen große Schwierigkeiten bei der Beantragung der Mittel, der Prozess sei zu bürokratisch und zu aufwändig.
- Gerade in dieser herausfordernden Zeit ist das Internet unabdingbar. Wer trotz der Krise noch miteinander kommunizieren möchte, benötigt elektronische Medien. Dies bringt aber nicht nur Vorteile, sondern auch sehr viele Probleme mit sich. Teilweise kann der Online-“Andrang” überhaupt nicht gestemmt werden und insbesondere bei älteren Menschen führen die digitalen Medien zu Überforderung.
- Einige Teile der Bevölkerung lernen erst jetzt die digitale Welt kennen. Was die Videotelefonie betrifft, entdeckt die ältere Generation momentan Programme wie Skype oder FaceTime. Dadurch können wir trotz Einschränkungen mit unseren Großeltern / Eltern in Kontakt bleiben.
- Hoffentlich ist die Krise bald überstanden. Es ist cool, die Möglichkeit zu haben, durch digitale Medien den Kontakt zu Familie und Freunden aufrechterhalten zu können. Auch die Möglichkeit, das Semester jetzt online durchführen zu können, ist eine riesige Erleichterung, wenn man bedenkt, was für Folgen die Krise ohne diese Möglichkeit hätte. Trotzdem fehlt es, in Vorlesungen zu diskutieren und im Sommer hinter der Mensa prokrastinieren zu können. Es fehlt der Alltag, der sich nunmal durch soziale Kontakte auszeichnet, und ich bin mir sicher, dass man sich auf Dauer auch nicht an die Isolation gewöhnen kann und digitale Medien diesen Aspekt des Lebens ablösen können.
- Die Gesellschaft kann sich in einer radikalen Geschwindigkeit umgestalten und wird erfinderisch, wenn es darum geht, die eigenen Gewohnheiten zu digitalisieren. Ob der digitale Ersatz jedoch die alten Gewohnheiten ablöst, wird sich wohl erst nach der Krise zeigen.
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Mittwoch, 13. Mai 2020
Corona und Digitalisierung - Versuch einer Zwischenbilanz
Dieser kollaborativ im Rahmen des coronabedingten
Online-Semesters verfasste Text versucht, die bisher gesammelten Aspekte zum Themenkomplex "Corona und Digitalisierung" zusammenzufassen:
Sonntag, 10. Mai 2020
Corona-Pandemie und Digitalisierung
Mit dieser Auswahl an Beiträgen, die sich dem Zusammenhang von Corona-Krise und Digitalisierung widmen, haben wir uns bislang in diesem coronabedingten Online-Semester befasst (in chronologischer Reihenfolge nach Erscheinungstermin):
- Yuval Noah Harari: The world after coronavirus (Financial Times, 20.03.2020)
- Jens-Uwe Meyer: Durchbruch für Digitalisierung: Wie Corona die Arbeitswelt langfristig verändert (Manager-Magazin, 20.03.2020)
- Dirk von Gehlen: Durch Corona wird das Internet zur Selbstverständlichkeit (Süddeutsche Zeitung, 22.03.2020)
- Oliver Nachtwey: Corona und Klasse (Philosophie-Magazin, 26.03.2020)
- Jan-Felix Schrape: Corona-Krise und Soziologie (3): Digitalisierung (Gedankenstrich.org, 28.03.2020)
- Ulf Buermeyer / Johannes Abeler / Matthias Bäcker: Corona-Tracking & Datenschutz: kein notwendiger Widerspruch (Netzpolitik.org, 29.03.2020)
- Rainer Mühlhoff: Digitale Grundrechte nach Corona. Warum wir gerade jetzt eine Debatte über Datenschutz brauchen (Netzpolitik.org, 31.03.2020)
- Kai Kauffmann / Matthias Buschmeier: Studium zu Corona-Zeiten: Ungeübt in der digitalen Lehre (FAZ, 03.04.2020)
- Matthias Kamann: Wenn der Oster-Gottesdienst auf Zoom stattfindet (Welt, 07.04.2020)
- Petra Pinzler: Alltag in Corona-Zeiten: Deutschland lernt digital (Zeit, 09.04.2020)
- Miriam Meckel: Tech gegen Corona (ada)
- Jan-Felix Schrape: Corona-Krise und Soziologie (5): Digitalisierung II (Gedankenstrich.org, 11.04.2020)
- Stefan Schultz: Coronakrise - Die neue digitale Elite (Spiegel, 11.04.2020)
- Wolfgang Franz: Corona-Krise macht Digitalisierungsdefizite sichtbar (Computerwelt, 16.04.2020)
- Corona-App: "Ich wette darauf, dass in Deutschland alle mitmachen", Interview mit Hans-Christian Boos (Zeit, 18.04.2020)
- Reinhart Bünger: Online-Besichtigungen - Corona-Pandemie beschleunigt Digitalisierung (Tagesspiegel, 20.04.2020)
- Jonas Schreijäg, Birgit Wärnke: Homeschooling: Das Ende der Chancengleichheit (Panorama, 23.04.2020)
- Lisa Hegemann: Digitalvereine kritisieren Jens Spahns geplante Corona-App (Zeit, 24.04.2020)
- Stephan Lenhardt: "Fridays for Future" - Protest im Netz statt auf der Straße (Tagesschau, 24.04.2020)
- Justus Kliss: Coronavirus - Ein Schub für die Digitalisierung? (Tagesschau, 26.04.2020)
- Sascha Lobo: Die eierlegende Wollmilch-App (Spiegel, 29.04.2020)
- HIIG: Digitale Technologien und die Pandemie (Digital Society Blog, 30.04.2020)
- Frank Stocker: Plötzlich schafft Deutschland, was bisher unmöglich schien (Welt, 02.05.2020)
- Anne Backhaus: Die Radio-Schüler von Sierra Leone (Spiegel, 04.05.2020)
Samstag, 9. Mai 2020
Corona und elektronische Demokratie
In den Artikeln, die ich gelesen habe, wird die Digitalisierung positiv gesehen, weil sie ermöglicht, von zuhause einzukaufen, mit anderen zu reden. Aber was mir aufgefallen ist, ist der Begriff "electronic democracy". Braucht die Demokratie ein lebendiges öffentliches Leben? Greift die Ausgangssperre in Strukturelemente der Demokratie ein?
Diese Frage finde ich auch sehr wichtig. Denn Beschränkungen grundlegender Menchenrechte wie Versammlungsfreiheit oder Freizügigkeit beschädigt die Demokratie, wenn man nicht bald zur Normalität zurückkehrt. Die Menschen benötigen es, zusammenzukommen, über Probleme zu reden und eine Enscheidung zu treffen. Auf einer elektronischen Plattform funktioniert das nicht. In einer starken Demokratie ist Digitaliserung in Notsituationen ein gutes Hilfsmittel, aber sie könnte eine Gefahr in schwachen Demokratien darstellen.
Diese Frage finde ich auch sehr wichtig. Denn Beschränkungen grundlegender Menchenrechte wie Versammlungsfreiheit oder Freizügigkeit beschädigt die Demokratie, wenn man nicht bald zur Normalität zurückkehrt. Die Menschen benötigen es, zusammenzukommen, über Probleme zu reden und eine Enscheidung zu treffen. Auf einer elektronischen Plattform funktioniert das nicht. In einer starken Demokratie ist Digitaliserung in Notsituationen ein gutes Hilfsmittel, aber sie könnte eine Gefahr in schwachen Demokratien darstellen.
Perspektivenwechsel: "Die Radio-Schüler von Sierra Leone"
Anne Backhaus: Die Radio-Schüler von Sierra Leone (Spiegel, 04.05.2020)
Während man in Deutschland unter dem „nervigen“ Online-Unterricht, der oftmals schlechten Internetverbindung und der Mehrarbeit als Lehrer, Schüler und Student leidet, bietet der Alltag der „Radio-Schüler von Sierra Leone“ eine ganz andere Perspektive auf die Corona-Krise und ihre Folgen, die man heutzutage gerne mal vergisst.
Im Spiegel-Artikel wird aus dem Alltag der 17-jährigen Aminata berichtet und auf die Zustände in ihrem Land im Hinblick auf die Bildung aufmerksam gemacht. Zustände, welche die Menschen in diesem Land erschreckend an die Ebola-Krise erinnern. Zustände, durch welche uns vielleicht wieder klar wird, wie gut wir es doch eigentlich haben.
Während man in Deutschland unter dem „nervigen“ Online-Unterricht, der oftmals schlechten Internetverbindung und der Mehrarbeit als Lehrer, Schüler und Student leidet, bietet der Alltag der „Radio-Schüler von Sierra Leone“ eine ganz andere Perspektive auf die Corona-Krise und ihre Folgen, die man heutzutage gerne mal vergisst.
Im Spiegel-Artikel wird aus dem Alltag der 17-jährigen Aminata berichtet und auf die Zustände in ihrem Land im Hinblick auf die Bildung aufmerksam gemacht. Zustände, welche die Menschen in diesem Land erschreckend an die Ebola-Krise erinnern. Zustände, durch welche uns vielleicht wieder klar wird, wie gut wir es doch eigentlich haben.
Mittwoch, 6. Mai 2020
Corona und Klasse - ein Denkanstoß von Oliver Nachtwey
In dem Beitrag "Corona und Klasse" geht Oliver Nachtwey auf das Problem ein, dass gewisse Gruppen von der Digitalisierung profitieren, indem sie beispielsweise ins Homeoffice wechseln. Anderen Gruppen entsteht wiederum ein Nachteil, da sie in ihrem Berufsfeld nicht auf ihre physische Anwesenheit verzichten können. Jene, die von den Fortschritten der Digitalisierung ausgeschlossen sind, setzen sich beispielsweise einem größeren Infektionsrisiko aus und sind auch im Bereich "Homeschooling" unflexibler als solche, die nun die Chance haben, von Zuhause aus zu arbeiten.
Nachtwey kommt zu dem Schluss, dass das Virus egalitär sein mag, die Infektionsrisiken und die sozialen Risiken jedoch von der Sozialstruktur geprägt seien.
Nachtwey kommt zu dem Schluss, dass das Virus egalitär sein mag, die Infektionsrisiken und die sozialen Risiken jedoch von der Sozialstruktur geprägt seien.
"Corona-Krise macht Digitalisierungsdefizite sichtbar"
Im Beitrag "Corona-Krise macht Digitalisierungsdefizite sichtbar" macht Wolfgang Franz auf Deutschlands Defizite in der Digitalisierung aufmerksam. Er betont hier, dass die Digitalisierung nicht richtig ausgeschöpft wird, um die Folgen der Corona-Krise abzudämpfen. Der Beitrag bezieht sich hier ganz spezifisch auf Verwaltung, Hochschulen, Unternehmen und Infrastruktur. Daraus kann man Lehren ziehen, um Defizite abzubauen und einen Schritt nach vorne zu machen in der Digitalisierung.
Montag, 4. Mai 2020
"Die neue digitale Elite"
Der Beitrag "Die neue digitale Elite" von Stefan Schultz für den Spiegel berichtet über die schnelle Digitalisierung in essentiellen Sektoren, die uns Menschen betreffen. Der Grund dafür ist die Corona-Pandemie. Jedoch bringt das digitale Wachstum nicht nur Positives, sondern auch Negatives bzw. Nachteile oder Ungerechtigkeiten mit sich.
"Plötzlich schafft Deutschland, was bisher unmöglich schien"
In dem Artikel "Plötzlich schafft Deutschland, was bisher unmöglich schien" von Frank Stocker aus der WELT geht es darum, wie die Corona-Krise Deutschland zwingt, seine Versäumnisse in der Digitalisierung nachzuholen und wie einfach das gehen kann, wenn man denn nur will. Es zeigt deutlich und in erschreckendem Ausmaß, wie wenig sich vor allem die öffentliche Verwaltung darum geschert hat, was sinnvoll und kostensparend ist, und dass vor allem in diesem Bereich die Digitalisierung mehr als bisher auch gegen den Willen des Beamtenaparats vorangetrieben werden muss.