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Donnerstag, 3. Oktober 2013

Die nette Frau von nebenan - Frauen im modernen Rechtsextremismus


Das stereotype Bild des Neonazis in Deutschland lässt sich recht kurz zusammenfassen: Glatze, Springerstiefel, schwarze Kleidung und männlich. Im allgemeinen Verständnis besteht die rechtsradikale Szene aus einem Haufen junger, aggressiver Männer, die sich auf Demonstrationen mit Polizisten prügeln und lautstark rechtsradikale Parolen grölen.

Als 2011 zum ersten Mal Fotos von Beate Zschäpe durch die Medien gingen, fragten sich wohl einige, ob es sich dabei um einen Irrtum handelte. Diese Frau könnte höchstens die Partnerin einer der beiden Täter gewesen sein, eine Mitläuferin. Eine Frau als Terroristin mit radikalem, rechtem Gedankengut, die sich aktiv an Morden beteiligt, das konnten sich vermutlich viele zunächst nicht vorstellen. Auch die Medien stellten Zschäpe eher als „sexuelles Anhängsel“ dar (Röpke/ Speit 2011). Einer jungen Frau wurde und wird politisch motivierte Gewalt nicht zugetraut. Und genau hier liegt die Gefahr, die von Frauen in der aktuellen rechtsradikalen Szene ausgeht. Sie werden nicht als gefährlich wahrgenommen und sind dennoch von großer Bedeutung.

Dass Rechtsradikale durch die genannten optischen Merkmale schnell zu erkennen sind, aus den östlichen Bundesländern stammen und hauptsächlich aus unteren Gesellschaftsschichten kommen, ist ein Klischee, das nicht der Wahrheit entspricht. Und dies gilt für Männer genauso wie für Frauen. Auch die weiblichen Mitglieder der Szene kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten und treten mittlerweile in nahezu allen Gruppierungen und Organisationen auf. Sie haben politische Ämter inne, veröffentlichen als Autorinnen rechtsradikale Schriften, leiten Jugendgruppen oder organisieren Feste. Sie halten Reden, werben neue Mitglieder, machen Musik oder unterstützen als Sanitäterin oder Ordnerin bei Veranstaltungen. Die gesamte Szene ist durchzogen von der Beteiligung weiblicher Anhänger und diese stehen ihren männlichen Kollegen in Radikalität und Fanatismus in nichts nach.

30 000 Menschen gehören laut Schätzungen in Deutschland der rechten Szene an, davon sind 20 Prozent Frauen (vgl. Schröder 2013). Lange hielt sich der Glaube, diese 20 Prozent wären wegen ihren Partnern in dieser Szene und spielten eine unbedeutende Rolle in der Planung und Durchführung von Aktionen der unterschiedlichen Gruppen und Organisationen. Aktuelle Recherchen zeigen allerdings deutlich, wie wichtig diese weiblichen Anhänger wirklich sind.



„Neonazi-Frauen – Eine Aussteigerin berichtet“ aus der Sendung Cosmo TV im WDR

Das Frauenbild

Die Vorstellungen zur Rolle der Frau in Gesellschaft und Familie gründen, wie die zur Rolle des Mannes, im biologistischen Menschenbild der Rechtsradikalen. Diese Auffassungen haben ihre Ursprünge in der Rassenlehre und dem Gedankengut des Nationalsozialismus. Frauen wird demnach bereits durch "natürliche" Gesetzmäßigkeiten eine andere Rolle als Männer zugeteilt und sie unterscheiden sich durch Persönlichkeitsmerkmale wesentlich von ihnen.

Die Persönlichkeit der Frau bestehe aus Heterosexualität, Mutterschaft und der Bereitschaft, dem Mann und dem Volk zu dienen. Demzufolge solle sie sich ihrem Mann widmen, Kinder gebären und diese nach vorgegebenen Idealen erziehen. Dem Geburtenrückgang und somit - aus der rechtsradikalen Perspektive - dem Aussterben der Deutschen müsse durch möglichst viele Geburten entgegengewirkt werden. Dabei ist die Selbstbestimmung der Frau dem Wohl des Volkes unterzuordnen.

Folglich wird das Ziel eines generellen Abtreibungsverbotes verfolgt, das Ausnahmen nur bei Vergewaltigung, medizinischen oder, ganz den Vorstellungen des idealen, arischen Menschen folgend, eugenischen Gründen zulässt. Diese Fixierung der Frau auf die Reproduktionsaufgabe wird durch die überschwänglich positive Darstellung des Berufs der Mutter und Hausfrau innerhalb der rechtsextremen Szene deutlich. Die Familie, als kleinste Unterteilung des Volkes, soll der alleinige Arbeitsplatz der Frau sein. Eine Erwerbstätigkeit ist nur dann akzeptabel, wenn dies unbedingt notwendig ist (vgl. Sturhan 1997).

Im Parteiprogramm der NPD von 2005 ist zwar von einer vollen Gleichberechtigung der Frau die Rede, allerdings sei die Frau mit ihrer Tätigkeit in der Familie bereits voll ausgelastet und könne gar nicht außerhäuslich arbeiten, ohne diese, um einiges wichtigere Aufgabe, zu vernachlässigen (vgl. Lazar 2007). Diese geschlechtsspezifische und hierarchische Rollenverteilung wird von weiblichen Mitgliedern der Szene nicht in Frage gestellt oder als Benachteiligung der Frau empfunden. Die Aufgabe, das Weiterbestehen des Volkes zu sichern, wird als positive, ehrenhafte und machtvolle Position interpretiert (vgl. Sturhan 1997).

So sind laut der Vorsitzenden der "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und ihre Angehörigen", Ursula Müller, Frauen für Deutschland wichtig, weil „(…) sie ein Teil und zwar ein sehr entscheidender Teil der Deutschen Volksgemeinschaft sind. Ihnen obliegt die Aufgabe, alles zu tun, was erforderlich ist, um das Volk und die Art zu erhalten und alle Kräfte zu unterstützen, die in dieser Richtung tätig sind“ (blick nach rechts 1995).

Auch einschlägige Funktionärinnen und Gruppen verbreiten die Forderung nach einem sogenannten natürlichen Frauenbild (vgl. Röpke 2007 und Röpke/Speit 2011). Obwohl die genetischen Unterschiede und die damit zusammenhängende unterschiedliche Aufgabenverteilung von weiblichen Mitgliedern der Szene akzeptiert und ebenso propagiert wird, wird dennoch eine vollkommene Gleichwertigkeit im gesellschaftlichen Leben betont. Dementsprechend versuchen auch Organisationen und Parteien den Schein zu wahren, Frauen hätten innerhalb dieser Gruppen die gleichen Möglichkeiten wie Männer. In der realen Betrachtung lässt sich allerdings eine latente Frauenfeindlichkeit feststellen, die durch die proklamierte Rolle der Frau als schweigend folgende Frau am Herd unterstützt wird (vgl. Röpke/ Speit 2011).

Wenngleich es keine direkte, offene Kritik am Frauenbild der Szene durch Frauen innerhalb der Szene zu geben scheint, werden doch durch Kommentare in einschlägigen Zeitschriften oder ähnlichem der Objektstatus und die Sexualisierung der Frau angeprangert (vgl. Sturhan 1997). Aussteigerinnen berichten von einer gewalttätigen und diskriminierenden Haltung gegenüber Frauen, die diese, neben der Mutterrolle, hauptsächlich als Sexualobjekte definiert (vgl. Lazar 2007).

Neben dem äußerlichen Idealbild der hübschen, blauäugigen Blondine in züchtigem, traditionellem Outfit, das auch in der Wahlwerbung ein beliebtes Bild ist, gibt es einige weibliche Mitglieder der rechtsextremen Szene, die ihr Äußeres in besonderem Maße abgrenzen und von diesem Bild abweichen. Sie orientieren sich an den Skinheads, nennen sich daher auch Skingirls und fallen mit rasierten Schädeln und einem Kranz an langen Haaren um ihr Gesicht in das Klischeebild der rechtsradikalen Mitläuferbraut. Diese Rolle als Frau an der Seite eines männlichen Mitglieds war lange Zeit die einzige Rolle, die Frauen in der rechtsradikalen Szene spielten (vgl. Röpke 2007).

Verharmlosung als Taktik

Rechtsradikale Parteien und auch andere Organisationen in diesem Feld haben ein Problem: ihre Außenwirkung. Nur ein sehr geringer Teil der Deutschen fühlt sich beim Anblick aggressiv schreiender junger Männer in szenetypischer Kleidung und mit provokanten Symbolen angesprochen oder gar zugehörig. Die meisten Menschen, die tendenziell rechte Einstellungen hegen und generell Zielgruppe für die Gruppierungen wären, leben ein so durchschnittliches Leben wie der Großteil der Bevölkerung und reagieren auf solch extrem dargestellte Positionen und Gewalt eher abgeschreckt.

Um genau diese breite Masse an potenziellen Wählern und Organisationsmitgliedern anzusprechen, wird vermehrt mit bürgerlichen, fast schon braven Bildern und Persönlichkeiten geworben. Bisher sind die Wähler der relevanten rechten Parteien, der Republikaner und der NPD, mehrheitlich männlich. Der repräsentativen Auswertung der Bundestagswahl 2005 des Statistischen Bundesamtes zufolge votierten 2,9 Prozent der Männer und 1,3 Prozent der Frauen für diese Parteien. Somit sind 70 Prozent der NPD-Wähler Männer (vgl. Röpke 2007).

Diese ungleiche Verteilung bedeutet für politische Parteien zunächst einmal ungenütztes Wählerpotential. Die Wahlergebnisse lassen vermuten, dass diejenigen Frauen, die potentiell eine Partei rechts der CDU wählen würden, in der Vergangenheit durch diese Parteien nicht ausreichend angesprochen wurden. In neuerer Zeit setzen sie einiges daran, dieses Versäumnis aufzuholen. Öffentlich sichtbare Frauen in rechten Organisationen und Parteien sollen also nicht nur das Image dieser innerhalb der Gesellschaft verbessern, sondern auch direkt weibliche Stimmen einfangen. Vermehrt lassen sich auch weibliche NPD-Mitglieder zu Wahlen auf Kommunal- und Landesebene aufstellen und bekleiden politische Ämter. Allerdings erreichen diese kaum verantwortungsvolle Führungspositionen und bleiben immer noch eine große Ausnahme.

Neben der Wählerstimme sehen die Funktionäre den Nutzen der weiblichen Mitglieder in der Stabilisierung innerhalb der Gruppen. Bisher verlor die Szene häufig Sympathisanten und Aktive, wenn diese außerhalb der Szene heirateten oder Beziehungen eingingen. Durch den erhöhten Frauenanteil sollen interne Ehen und Beziehungen gefördert und diese - aus Sicht der Parteien - Verluste gemindert werden (vgl. Röpke 2007).

Frauen, im allgemeinen eher als friedlich und liebevoll eingeschätzt, repräsentieren eine neue Strategie. Ihre Aufgabe ist es, neben den genannten Aspekten, nicht nur, sich auf Demonstrationen zu zeigen oder von Wahlplakaten zu lächeln. Die Frauen engagieren sich auch häufig in sozialen Bereichen oder üben Berufe in diesem Feld aus. Sie arbeiten in Elternverbänden mit, helfen im Sportverein oder leiten Kindergruppen (vgl. Röpke 2007). Dabei bringen sie ihr Gedankengut subtil ein, ohne plakativ als rechtsextrem wahrgenommen zu werden.

Als besonders gefährlich beurteilen Experten allerdings die Erziehung der Kinder im nationalsozialistischen Geist (vgl. Stolpe-Krüger 2013). Der Einfluss auf die eigenen Kinder ist verständlicherweise um einiges höher als der Einfluss auf fremde Kinder oder gar Erwachsene außerhalb der Szene. Ihre unterstützende Leistung wird dabei durchaus wahrgenommen und bildet in vielfältigen Bereichen die Grundlage für den Ablauf der Aktivitäten ihrer männlichen Kameraden: „Frauen gelten in der Szene als zuverlässig und fleißig. Sie sind zuständig für die Arbeit im Hintergrund, sie sorgen für eine reibungslose Organisation von Parteiveranstaltungen oder Rechtsrockkonzerten, sie planen Kinderfeste und Ausflüge, unterstützen die Männer bei Aufmärschen, sorgen für warme Getränke und heiße Speisen, engagieren sich aufopfernd im sogenannten ‚Braunen Kreuz‘, einem nationalen Sanitätsdienst der Szene, oder betreuen inhaftierte Kameraden in der größten deutschen Neonazi-Organisation, der ‚Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene‘ (HNG)“ (Röpke 2007).

Obwohl Frauen also in vielerlei Hinsicht Nutzen für rechtsextreme Gruppierungen haben, wurden sie auf der politischen Bühne bisher kaum beachtet. Sie agieren immer noch aus der zweiten Reihe heraus und genau deshalb ist ihre Bedeutung nach außen weiterhin weniger direkt sichtbar und schwer einzuschätzen.

Die Beteiligung in Zahlen und Fakten

Eigene Abbildung nach Elverich 2007


Die Beteiligung der Frauen im modernen Rechtsextremismus ist am anschaulichsten anhand einer Pyramide zu verdeutlichen, da diese in unterschiedlichen Bereichen verschieden stark ausgeprägt ist. An der Spitze liegen mit einem Anteil von 3-5 Prozent die rechtsradikal motivierten Gewalttaten (vgl. Elverich 2007). Aktuellere Berichte sprechen von bis zu 10 Prozent (vgl. Röpke/ Speit 2011). Da dieser Prozentsatz nur die polizeilich erfassten Taten beinhaltet und die Beteiligung von Frauen in den Medien häufig ausgeblendet wird, liegt die tatsächliche Zahl höchstwahrscheinlich höher.

Hinzu kommt, dass Frauen oft nicht aktiv Gewalt ausüben, aber indirekt durch Anstiftung, Unterstützung oder Vertuschung an solchen Taten beteiligt sind. Sie halten Wache, bejubeln die tatausführenden Männer oder liefern Begründungen für Gewaltübergriffe. Das in der Gesellschaft Frauen bisher kaum mit dem Thema Rechtsextremismus in Verbindung gebracht wurden, liegt wohl hauptsächlich an diesem, doch sehr geringen, Beteiligungsgrad.

In rechtsradikalen Parteien beläuft sich der Anteil der Frauen auf bis zu 20 Prozent und ist damit deutlich höher. Auf lokaler Ebene und bei landesbezogen agierenden Parteien fällt dieser Anteil höher aus. Laut NPD beläuft sich der Anteil an Frauen bei Neuzugängen der Partei sogar auf 50% Prozent, was eine zu erwartende Erhöhung des Prozentsatzes zur Folge hätte. Bei den Cliquen und Organisationen, die eine lockerere Struktur aufweisen, liegt der Anteil bei geschätzten 25-33 Prozent. Dies lässt sich anhand der Beobachtungen von Experten für diese Szene festlegen und ist je nach Gruppierung unterschiedlich.

Der größte Beteiligungsgrad lässt sich im Bereich der Einstellungen feststellen. Obwohl verschiedene Studien und Untersuchungen zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen, lässt sich dennoch sagen, dass der Anteil von Frauen mit rechtsextremen Einstellungen dem der Männer entspricht. Einige Studien stellen sogar dar, dass Frauen stärker fremden- und islamfeindlich sind als Männer und in manchen Bundesländern mehr Frauen als Männer als rechtsradikal eingestuft werden können (vgl. Elverich 2007). Empirischen Studien ist zu entnehmen, dass in den letzten Jahren die relevanten Einstellungen unter Frauen anstiegen. So befürworteten mehr Frauen eine Diktatur, chauvinistische Einstellungen waren mehr verbreitet und ausländerfeindliche Positionen nahmen zu (vgl. Röpke/Speit 2011).

Rechtsextreme Frauen finden sich ebenso wie Männer in einschlägigen Gruppierungen zusammen. Neben ihren Mitgliedschaften in Organisationen, denen hauptsächlich Männer angehören, strukturieren sie ihre Aktivitäten auch in rein weiblichen Vereinen und Gruppen. Im Jahr 2006 wurde mit dem Ring nationaler Frauen erstmals eine NPD-Organisation nur für Frauen gegründet. Überwiegend scheint diese Gruppe aus Partnerinnen von NPD-Funktionären zu bestehen. Die aus Spenden und Zuschüssen der NPD finanzierte Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Interessen nationaler Frauen zu vertreten und aktiv Frauen für die Parteiarbeit gewinnen. Auch sollen Kameradinnen aus anderen Bereichen der Szene besser miteinander vernetzt werden (vgl. Röpke 2007). Durch das Einbringen oberflächlich familien- und frauenpolitischer Themen wird gezielt versucht, die Strategie der Partei zu unterstützen und die Interessen und Anliegen weiblicher Wähler anzusprechen (vgl. Röpke/ Speit 2011). Eine Beteiligung findet außerdem in der Medien- und Musikbranche statt (vgl. Elverich 2007).

Folgerungen und Aufgaben

Es stellt sich also die Frage, was diese Ergebnisse für unsere Gesellschaft bedeuten und was getan werden kann, um auf die relevante Aktivität der Frauen im Rechtsextremismus zu reagieren.
Dabei ist es zunächst elementar, dass Mädchen und Frauen nicht länger als harmlose Mitläuferinnen angesehen, sondern genauso wie Männer als politische Akteurinnen wahrgenommen werden. Die Forschung in diesem Bereich sollte die Bedeutung der Frauen in ihre Forschungsvorhaben mit einbeziehen, um die wissenschaftliche Grundlage für geeignete Maßnahmen erarbeiten zu können (vgl. Lazar 2007).

Gabi Elverich nennt hierzu in ihrem Artikel einige Wahrnehmungsprobleme, die in der bisherigen Sicht auf die Thematik eine kompetente Betrachtung erschwert haben. Der Glaube, Frauen seien generell friedlich, muss endlich vom Tisch, da auch sie sich aktiv und indirekt an rechtsradikal motivierten Gewalttaten beteiligen. Das politische Engagement der Frauen, das im Gegensatz zu dem der Männer eher auf die soziale, nähere Umgebung der Frauen fokussiert ist, wird kaum als politische Aktivität wahrgenommen. Auch die augenscheinliche Zugehörigkeit zur Szene wird bei Frauen oft als harmlos abgetan und nicht als gefährlich eingestuft. Mädchen, die sich der Szene nähern, werden weniger stark als gefährdet eingestuft als Jungen, obwohl die Attraktivität für beide Geschlechter gleich hoch ist. Die Strategie und das Auftreten weiblicher Rechtsradikaler wirkt zwar meist harmloser, sozialer und friedlicher als das ihrer männlichen Kameraden, stellt aber deshalb nicht weniger sondern vielmehr noch stärker eine Gefahr dar, da es weniger offensichtlich ist (vgl. Elverich 2007).

Neben der Beachtung dieser Probleme kann auch an weiteren Punkten angesetzt werden. Für den Umgang mit Kindern aus Familien mit rechtsradikalem Hintergrund müssen kompetente pädagogische Konzepte entwickelt werden. Pädagogische Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten müssen in besonderem Maße Demokratie und Menschenrechte vermitteln, um einer rechten Orientierung mit Werten und Argumenten entgegentreten zu können. Außerdem sollte die Jugendarbeit vor Ort mit mehr Mitteln gefördert werden, um dem Hineinrutschen in rechtsradikale Gruppierungen bereits im Vorfeld entgegenzuwirken. Auch in pädagogischen Studienrichtungen sollten bei der Beschäftigung mit rechtsextremen Ideologien bereits Genderaspekte mit aufgegriffen werden. Benötigt werden auch spezialisierte Ausstiegsprogramme, die den Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt beinhalten. Lokale Initiativen müssen von der Politik auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene finanziell und ideell unterstützt werden.

Prävention und Aufklärungsarbeit sind sicherlich die beste Strategie, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen und die Gefahr einer Annäherung zu oder Mitgliedschaft in der rechtsradikale Szene zu verhindern. Politische Gegenpositionen sollten durch pädagogische Angebote so gefestigt werden, dass die Attraktivität dieser Gruppierungen nicht die Oberhand gewinnen kann (vgl. Lazar 2007).

Für weiterführende Informationen ist das Kapitel Frauen im Dossier „Rechtsextremismus“ der Zentrale für politische Bildung zu empfehlen.
www.bpb.de > Rechtsextremismus > Frauen

Eine detaillierte Analyse der aktuellen Situation bietet das Buch „Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene“ von Andrea Röpke und Andreas Speit.
Ch.Links Verlag, ISBN: 978-3-86153-615-4


Literaturverzeichnis

  • Blick nach rechts (1995): Zeitschrift Nr. 14, Seite 4
  • Röpke, Andrea/ Speit, Andreas (2011): Mädel-sache! Frauen in der Neonazi-Szene. Ch.Links Verlag. Berlin
  • Sturhan, Katrin (1997): Zwischen Rechtskonservatismus und Neonazismus. Frauen in rechtsextremen Parteien und Organisationen
    In: Bitzan, Renate (Hrsg.): Rechte Frauen. Skingirls, Walküren und Feine Damen. Elefanten Press Verlag. Berlin

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