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Sonntag, 20. Juli 2014

Das Internetphänomen Shitstorm - Chancen und Risiken

Für meinen kurzen Überblick zum Thema „Shitstorms“ habe ich mir drei zentrale Fragen gestellt, mit denen ich mich im Folgenden auseinandersetzen werde:
  • Wie definiert man einen „Shitstorm“?
  • Wie ist der Ablauf eines „Shitstorms“?
  • Welche Chancen und Risiken gibt es bei diesem Phänomen?
Befragt man Wikipedia, so wird ein Shitstorm als Internetphänomen bei Diskussionen im Rahmen von sozialen Netzwerken, Blogs oder Kommentarfunktionen von Internetseiten definiert, bei dem in einem kurzen Zeitraum viele kritische Äußerungen gegenüber einer Person, einem Unternehmen oder Parteien veröffentlicht werden. Diese Äußerungen können zum Teil einen aggressiven, beleidigenden oder bedrohenden Charakter erreichen. Der Duden formuliert dies prägnanter, indem er einen Shitstorm als „Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht“ beschreibt.

Den möglichen Ablauf eines Shitstorms möchte ich an einem Beispiel skizzieren. Das Unternehmen Electronic Arts veröffentlichte im März 2012 das Computerspiel „Mass Effect 3“, welches das Weltraumabenteuer um den Helden Shepard zum Ende bringen sollte. Doch genau dieses Ende wurde schnell zum Problem vieler Spieler, da es u.a. einige Logikfehler enthielt und nicht auf die Entscheidungen der Spieler aus den Vorgängern einging. Die großen Erwartungen, die auch durch Electronic Arts geschürt wurden, konnten bei vielen Spielern nicht erfüllt werden, und so schrieben sie ihre Enttäuschung und Wut im offiziellen Forum des Spiels, bei Twitter oder sonstigen sozialen Medien nieder.

Kommentar in einem Forum der Spielezeitschrift "Gamestar"

http://www.gamestar.de/spiele/mass-effect-3/artikel/das_ende_von_mass_effect_3,45851,2565721.html#comments
Kommentar in einem Forum der Spielezeitschrift "Gamestar"

Beitrag im offiziellen Forum des Spiels
Kommentar im offiziellen Forum des Spiels

Kommentar im offiziellen Forum des Spiels

Einige kreative Spieler machten ihren Unmut durch YouTube Videos oder Bilder kund, die sie online posteten. 

 


Kreative Unmutsäußerungen 1



Kreative Unmutsäußerungen 2
Aufgrund der starken und verbreiteten Kritik gab die Entwicklerfirma des Spiels Bioware Ende 2012 eine Stellungnahme ab, in der sie den Fans für das Feedback dankt und auch weiter um ehrliche Meinungen zum Spiel bittet.
„If you are a Mass Effect fan and have input for the team – we respect your opinion and want to hear it. We’re committed to address your constructive feedback as best we can. In return, I’d ask that you help us do that by supporting what I truly believe is the best game BioWare has yet crafted. I urge you to do your own research: play the game, finish it and tell us what you think. Tell your friends if you feel it’s a good game as a whole. Trust that we are doing our damndest, as always, to address your feedback.  As artists, we care about our fans deeply and we appreciate your support.
Thank you for your feedback – we are listening.”
(Dr. Ray Muzyka, co-founder of BioWare)
Anfang April 2012 verkündet Bioware schließlich, dass man an einem erweiterten Ende für „Mass Effect 3“ arbeite und dies schnellstmöglich veröffentlichen will.
„With the Mass Effect 3: Extended Cut we think we have struck a good balance in delivering the answers players are looking for while maintaining the team's artistic vision for the end of this story arc in the Mass Effect universe.”
(Dr. Ray Muzyka, co-founder of BioWare)
Diese erweiterte Fassung schrieb das Ende nicht maßgeblich um, versuchte aber, einige der kritisierten Logikfehler zu beheben und mehr Erklärungen zu liefern.

Dieses Beispiel eines Shitstorms zeigt also einen positiven Effekt, nämlich die Chance, eine Veränderung herbeizuführen. Die Spieler waren mit dem Ende des Spiels nicht zufrieden, sie teilten ihre Meinung online mit anderen und fanden Gehör beim Entwickler, der den Forderungen schließlich nachkam. Ob diese Entscheidung des Entwicklers nun aufgrund des drastischen Feedbacks oder aufgrund der Angst vor zu hohen finanziellen Verlusten getroffen wurde, ist nicht zu klären. Vermutlich spielten beide Faktoren eine Rolle.

Nun mag man das Risiko sehr vieler, auch unnötiger Shitstorms vermuten, mit dem Hintergedanken, dass die Kunden hier ihre Macht missbrauchen würden. Dem kann man entgegenhalten, dass es für einen Shitstorm eine mediale Aufmerksamkeit benötigt, und eben diese lässt sich nur durch eine hohe Anzahl an kritischen Äußerungen generieren. Daher wird die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs eines solchen Missbrauchs durchaus wieder geringer.
 
Ein reales Risiko von Shitstorms erwähnt Sascha Lobo in seiner Kolumne „Die Mensch Maschine“ auf Spiegel Online. Er sieht nämlich das Problem, dass seit dem medialen Aufstieg des Begriffs dieser fast jeder kleinen Kritik an einer Person, Organisation oder Parteien angeheftet wird. Somit ist der Begriff Shitstorm zwar ständig in den Medien präsent, er verliert aber auf Dauer seine Wirkung. Im Gegenteil könnte man sogar behaupten, dass man aufgrund des ständigen Verwendens des Begriffs schon beinahe Mitleid mit den Betroffenen bekommt, und das würde ja gänzlich am Ziel vorbeigehen.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es sowohl gute Argumente für Shitstorms und deren positive Potenziale gibt als auch Gründe, welche die Risiken mehr in den Vordergrund stellen. Ich persönlich befinde mich mehr auf der Seite der positiven Chancen, da ich denke, dass man mit solchen Shitstorms durchaus Veränderung herbeiführen kann. Aus diesem Grund habe ich mich auch für das vorgestellte Beispiel entschieden.

Im Anhang habe ich noch weitere interessante Artikel angefügt,  mit denen man noch tiefer in das Thema einsteigen kann:

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