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Dienstag, 31. März 2015

Self-Publishing - Nur ein vorübergehender Trend oder die Revolution des Buchmarktes?

50 Shades of Grey – ein Roman, der in den letzten Jahren polarisiert und von dem man halten kann, was man will, aber er steht wohl für die Idee des Self-Publishing wie kein zweiter und zeigt, wie erfolgreich dieses sein kann.

Die britische Autorin Erika Leonard, die unter dem Pseudonym E. L. James auftritt, veröffentlichte die Geschichte erstmals 2009 noch mit anderem Titel und Hauptpersonen auf ihrer eigenen Webseite. Nach einiger Kritik und Änderungen erschien 2011 der erste Band der Romanreihe als E-Book beim australischen The Writer’s Coffee Shop, der sich selbst als „book loving community“ mit talentierten Autoren sieht.

Über Blogs, Empfehlungen und Mund-zu-Mund-Propaganda wurde 50 Shades of Grey zum weltweiten Bestseller mit inzwischen weit über 70 Millionen verkauften Exemplaren. Ob diese Buchreihe einer bis dato unbekannten Autorin und dieser Inhalt über einen konventionellen Verlag veröffentlicht worden wäre oder zu solchem Erfolg geführt hätte, bleibt zu bezweifeln. 

Ein weiteres prominentes Beispiel ist Stephanie Meyer, die mit ihrer Twilight-Buchreihe einen ähnlichen Erfolgsweg gegangen ist und davon auf ihrer Homepage auch ausführlich berichtet. Leonard und Meyer sind zwei Autorinnen, die ihren anfänglichen Erfolg in erster Linie dem Self-Publishing zu verdanken haben. Danach wurden beide Bücher zusätzlich über einen Verlag veröffentlicht.

Im Folgenden möchte ich auf die Idee des Self-Publishing eingehen: Wie funktioniert es und ist es wirklich so einfach, wie angenommen wird? Was bringt das Self-Publishing für Chancen und Probleme mit sich? Ist es nur ein aktueller Trend, der die Zeit nicht überdauern wird, oder doch die Revolution des Buchmarktes?

Was ist Self-Publishing?

Self-Publishing [auch Selfpublishing] wurde aus dem Englischen übernommen und lässt sich mit Selbst-Veröffentlichen oder mit Eigenverlag übersetzen. Wenn ein Autor bisher ein Werk veröffentlichen wollte, hat er sich mit seinem Manuskript an einen Verlag gewendet. Wenn dieser dann von Autor und Produkt überzeugt war, schließt er einen Vertrag mit dem Autor.
Der Verlag übernimmt dann in der Regel Aufgaben wie Produktion, Vertrieb, Marketing und Veröffentlichung. Der Autor erhält nach Abzug von Kosten meist nur wenige Prozent des Gewinns, da ein Großteil der Kosten und das Risiko beim Verlag liegt. Im Zuge dieses Prozesses spricht man von den Verlagen als Gatekeeper, da diese die volle Entscheidungsgewalt haben, ob ein Buch auf den Markt kommt oder nicht. Steffen Meier berichtet in einem etwas älteren, aber lesenswerten Interview ausführlicher über die Verlage als Gatekeeper und die weitere Entwicklung.
  
Beim Self-Publishing entfällt der Verlag im Publikationsprozess. Der Autor ist selbstständig für Produktion, Lektorat, Preis und Marketing verantwortlich. Self-Publisher veröffentlichen ihre Werke als E-Book auf Onlineplattformen, da hier die Autoren und die Betreiber der Plattformen ein geringeres Risiko haben als ein Verlag beim Drucken einer Auflage.

Durch den Wegfall der Verlage streichen Autoren einen prozentual höheren Gewinn ein. Das Produkt kommt so direkt zum Leser und dieser kann aus allen Werken wählen und selbst entscheiden, welches Buch er lesen möchte, ohne dass der Verlag eine Vorauswahl getroffen hat.

Ein weiterer Unterschied ist, dass Verlage als Unternehmen wirtschaftlich denken müssen, Gewinn anstreben und aus dieser Motivation ihre Entscheidungen treffen. Self-Publisher veröffentlichen auch, um Geld zu verdienen, aber einer Studie zum Stand des Self-Publishings in Deutschland der Self-Publisher-Bibel zufolge, verdient die Hälfte aller Self-Publisher in Deutschland unter 50 € im Monat. Auch geben hier Self-Publisher als Gründe an, weshalb sie Self-Publishing betreiben, dass es um Selbstverwirklichung gehe, sich um ein Hobby handele oder dass sie ihren Bekanntheitsgrad erhöhen wollen.

Wie beliebt ist Self-Publishing?

Diese Frage beantwortet eine aktuelle Presseinformation vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITCOM) vom 30. Januar 2015. Laut BITCOM sind einer repräsentativen Umfrage zufolge Bücher von Self-Publishern beliebt. Jeder fünfte E-Book-Nutzer liest Texte von diesen Autoren und ein Zehntel hat bereits selbst Texte publiziert. Zusätzlich sind unter den hundert meistverkauften E-Books etwa die Hälfte von Self-Publishern. Timm Hoffmann (Bereichsleiter Digital Media beim BITKOM) begründet:
„Die digitalen Medien eröffnen Autoren viele Möglichkeiten, mit ihren Werken auf den Markt zu gehen und neue Leser zu gewinnen.“
Die Meinungen zum Self-Publishing sind hierbei unterschiedlich. Gelobt werden der günstigere Preis (31 Prozent), die größere Vielfalt (29 Prozent), mehr Bücher, die den eigenen Geschmack treffen (25 Prozent), und die bessere Beziehung zwischen Autor und Lesern (22 Prozent).

Auf der anderen Seite wird von 24 Prozent die fehlende Qualität durch Kontrollen der Verlage beanstandet und 15 Prozent befürchten, dass durch Self-Publishing zu viele schlechte Bücher auf den Markt kommen.

Wie einfach ist Self-Publishing?

Häufig hört man von Gegnern des Self-Publishings Sätze wie: „Self-Publishing ist viel zu einfach, jeder der ins Internet kann, kann auch einfach so, mit ein paar Klicks seine Texte verkaufen“. Ich habe mir die Frage gestellt, ob es wirklich so einfach ist.

Wenn man ein Manuskript oder fertigen Text hat, stellt sich die Frage, wie und durch wen das E-Book angeboten werden soll. Grundsätzlich gibt es hier zwei Möglichkeiten. Zum einen kann man das Werk jeweils direkt bei den einzelnen E-Book-Läden einstellen (z.B. Amazon, iTunes, Google). Der Vorteil hierbei ist, dass man immer die direkte Kontrolle hat, auf aktuelle Statistiken zugreifen kann und der Gewinn meist größer ist (dazu später mehr). Der Nachteil ist, dass man andere E-Book-Anbieter (z.B. Hugendubel, Weltbild oder Thalia) gar nicht selbst beliefern kann oder sein E-Book bei Amazon, iTunes oder Google jedes Mal neu einstellen und sich mit verschiedenen Programmen rumärgern muss. 

Deshalb gibt es noch die zweite Möglichkeit: sein E-Book über einen Verteil-Anbieter, einen sogenannten Distributor, zu vertreiben. Hier gibt es eine Vielzahl an Anbietern z.B. BoD, ePubli, BookRix, Neobooks, Xinxii oder Narcissus. Vorteile von Distributoren sind, dass man durch ein einmaliges Hochladen und Einstellen alle E-Book-Läden und potentiellen Käufer erreicht und sich nicht mit verschiedenen Programmen und Systemen rumschlagen muss. Der Nachteil ist, dass das Honorar meist niedriger ist oder man dem Distributor (je nach Anbieter) Exklusivität einräumen muss und sein E-Book nicht bei einigen Shops selbst anbieten kann.

Nach der Studie zum Stand des Self-Publishings in Deutschland nutzen die deutschen Self-Publisher Direktanbieter und Distributoren wie folgt: Amazon wird von 64 Prozent direkt beliefert. Andere Direktanbieter für E-Books werden nicht nennenswert (10 Prozent und weniger) genutzt. Bei den Distributoren verteilt es sich mehr. So nutzen 29 Prozent Neobooks, gefolgt von Xinxii (14 Prozent) und ePubli und BookRix mit jeweils 13 Prozent, BoD nutzen 11 Prozent.

Sich einen genauen Überblick zu verschaffen, welcher Anbieter für einen selbst geeignet sein könnte, ist undurchsichtig, da jeder Anbieter unterschiedliche Konditionen hat, verschiedene Shops beliefert, seine Besonderheiten hat und verschiedene Möglichkeiten bietet. Eine kleine Hilfe gibt folgende Übersicht der Self-Publisher-Bibel.

Ich habe je einen Distributor und einen Direktanbieter selbst getestet, um zu sehen, wie gut diese funktionieren. Ich habe die Zeit gestoppt, wie lange es von der Registrierung bis zum fertigen E-Book dauert (minimalistisch, ohne Cover o.ä.), wie benutzerfreundlich es ist und inwiefern es für Einsteiger geeignet ist, um ein kostenloses E-Book anzubieten. 

Als Direktanbieter habe ich mich für Kindle Direct Publishing (KDP) entschieden, da man hier sein Werk im größten E-Book-Shop anbieten kann. KDP wirbt damit, dein E-Book weltweit im Kindle Store anzubieten, und man kann sich hier mit seinen Amazon-Benutzerdaten registrieren. Wenn man hier etwas anbietet, muss das E-Book einen Mindestpreis von 0,99 US- Dollar haben, kostenloses Anbieten ist nicht möglich.

KDP ist auf Englisch ausgelegt (merkt man an der deutschen Übersetzung der Seite schnell) und es empfiehlt sich, es auch in Englisch zu nutzen. Das Erstellen eines E-Books funktioniert einfach, schnell und ist benutzerfreundlich. In allen gängigen Formaten kann man seinen Text hochladen, Titel, Autor, Klappentext hinzufügen und kann in einer Vorschau sehen, wie das fertige E-Book aussehen wird.

Dadurch, dass E-Books etwas kosten müssen und weltweit angeboten werden, nimmt die meiste Zeit das Durchlesen und Akzeptieren verschiedener persönlicher Daten, AGBs, Steuerregelungen, Konditionen und Rechtsbelehrungen in Anspruch. Alles in allem habe ich etwas über 30 Minuten gebraucht, bis ich meinen Text in ein E-Book umgewandelt hatte und zum Verkauf anbieten konnte.

Bei den Distributoren habe ich mich für BookRix entschieden, da dieses unter anderem mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit wirbt. Die Registrierung ist problemlos und einfach, man kann sich mit seinem Facebook-, Twitter- oder Google-Konto anmelden. Auch hier kann man seinen Text in allen gängigen Formaten hochladen.

Zusätzlich hat man die Möglichkeit, sowohl das ganze Buch als auch die Kapitel einzeln hochzuladen und zu benennen. Man hat auch die Möglichkeit, seinen Text direkt in einem Editor auf der Seite zu schreiben und zu sichern. Auch Dinge wie Autor, Titel, Untertitel, Altersempfehlung, Kategorie und Klappentext lassen sich einfach auswählen und schreiben.

Bei der Covergestaltung hat man die Möglichkeit, ein eigenes Cover hochzuladen, ein kostenfreies, einfaches Cover von BookRix zu benutzen oder eine Lizenz für ein aufwendiger gestaltetes Cover zu kaufen. Auf diesem kann man dann Farben, Position, Größe und Schrift von Titel und Autor selbst gestalten und bearbeiten.

Man hat zusätzlich die Möglichkeit, einzelne Teile des Buches im eigenen BookRix-Shop zu veröffentlichen und Meinungen von Mitnutzern zu bekommen. Um meinen Text über BookRix als E-Book zu veröffentlichen, habe ich knapp 20 Minuten benötigt und wurde vor keine großen Hürden gestellt.

Ich muss sagen, dass es tatsächlich einfach ist, ein E-Book zu erstellen und anzubieten. Für mich war es sehr erstaunlich, in welch kurzer Zeit man es schaffen kann. Plattformen und Anbieter ermöglichen es einem durch eine gute Benutzerfreundlichkeit und wenig Auflagen, sichern sich aber je nach Anbieter einige Rechte hinsichtlich Exklusivität und Honorar.

Ich kann jedem, der selbst einen Text veröffentlichen bzw. ein E-Book erstellen möchte, die Seite Self-Publisher-Bibel empfehlen. Autor der Seite ist Matthias Mattig, ein erfolgreicher deutscher Self-Publishing-Autor. Auf dieser Seite finden sich Einsteigertipps und Grundwissen über Self-Publishing wie z.B. Vergleich der E-Book Distributoren, Preiskalkulation, Marketingmaßnahmen, Softwaretipps, Arbeiten mit einem Pseudonym oder Funktion des Amazoncharts und Rankings.

Was ist Self-Publishern bei der Wahl eines Dienstleisters wichtig?

Ich habe nun einiges über verschiedene Dienstleister und ihre Vor- und Nachteile geschrieben. Die Studie zum Stand des Self-Publishingsin Deutschland gibt Informationen darüber, was Self-Publishern bei der der Wahl wichtig ist.

Einfaches Veröffentlichen ist 85 Prozent der Befragten wichtig, dicht gefolgt von geringen Kosten (83 Prozent). Ebenso geben 78 Prozent an, dass die Erreichbarkeit vieler Plattformen für sie wichtig ist, ebenso die schnelle Bearbeitung (77 Prozent der Befragten). Nach weiteren Gründen befragt, z.B. Nicht-Exklusivität (60 Prozent) oder kurze Vertragslaufzeit (60 Prozent), geben nur 55 Prozent der Befragten an, dass ihnen ein hohes Honorar wichtig ist.

Was verdient ein Self-Publishing-Autor? 

Generell ist es ja ein Irrglaube und die Ausnahme, dass Autoren an ihren Büchern reich werden und davon leben können. Bei einem Vertrag mit einem Verlag erhält ein Autor im Schnitt 5-8 Prozent des Nettopreises bei einem Taschenbuch und 8-10 Prozent bei einem Hardcover Buch. Pauschal lässt sich es aber nicht so genau sagen und unterscheidet sich je nach Verlag und Vertrag mit dem Autor.

Im Bereich des Self-Publishing sieht es hier anders aus, ist aber auch sehr kompliziert, da jeder Anbieter unterschiedliche Regularien hat und andere Prozentsätze je nach Verkaufspreis anbietet.
Bei den Direktanbietern sieht es so aus, dass man bei Apple 70 Prozent des Nettoverkaufspreises bekommt, bei Google sind es 52 Prozent. Bei Amazon (KDP) 70 Prozent des Nettoverkaufspreises, bei einem Verkaufspreis zwischen 2,99 und 10 Euro, sonst 35 Prozent (unter 2,99 und über 10).

Sehr viel unübersichtlicher sieht es bei den Distributoren (ePubli, BookRix u.a.) aus. In den eigenen, unbekannteren Shops locken die Anbieter mit rund 80 Prozent des Nettoverkaufpreises. Verkauft man zum Beispiel ein E-Book über Amazon mit einem Distributor (BookRix), erhält man 70 Prozent des Nettoerlöses, den BookRix erhält, also dann ca. 49 Prozent des Nettoverkaufpreises, mit dem das E-Book bei Amazon zum Verkauf steht. 

Alle E-Book-Anbieter erreichen und einen optimalen Gewinn erzielen würde man also, wenn man Apple und Amazon mit seinem E-Book direkt beliefert und alle anderen Anbieter durch einen Distributor beliefern lässt. Aber durch einen Vertrag bei einem Distributor tritt man ihm das komplette oder teilweise Exklusivrecht ab und darf sein E-Book gar nicht mehr bei Amazon und Apple selbst anbieten.

Frischen Wind in diese Branche bringt jetzt der Distributor Narcissus. Dieser italienische Dienst beliefert alle deutschen E-Book-Shops, besteht auf keine Exklusivrechte (Amazon und Apple können selbst beliefert werden) und Narcissuns verlangt nur ungefähr 10 Prozent des Nettoerlöses, während die Konkurrenz einem zwischen 20 und 30 Prozent abnimmt.

Ein weiteres Beispiel: Mein E-Book möchte ich für 2,99 Euro zum Verkauf anbieten. Den größtmöglichen Gewinn erhalte ich dann, wenn ich Narcissus als Distributor wähle und diesen alle Shops beliefern lasse außer Amazon und Apple, die ich selbst beliefere und das auch darf, da ich Narcissus nicht die Exklusivrechte abtreten musste. Alle weiteren Distributoren zahlen nicht so viel und lassen mir diese Möglichkeiten nicht offen.

Vorteile des Self-Publishing

Der Autor behält die volle Kontrolle über sein Buch und den Prozess des Veröffentlichens, d.h. das Werk, Cover, Marketing, Lektorat und Korrektorat, das Design und die Möglichkeit zur Wahl geeigneter Shops und Plattformen. Er muss das nicht alles selbst erledigen, sondern kann Freiberufler (Lektor, Designer...) beauftragen. Er behält aber, im Gegensatz zu Verlagen, immer die letzte Entscheidungsgewalt bei sich.

Als Self-Publisher besitzt man zudem die volle Freiheit zu entscheiden, für welche Zielgruppe, in welchen Formaten (Kurzgeschichten, Romane) und über welches Thema man schreibt. So kann beispielsweise ein außergewöhnliches Thema gewählt werden, für das es nur eine sehr kleine Gruppe potentieller Käufer gibt. Dies ist bei einem Verlag kaum möglich.

Dadurch gibt es vor allem bei E-Books von Self-Publishern eine unglaubliche Vielfalt für jeden noch so speziellen Geschmack der Leser, auch zu Themen, die nicht zum Mainstream gehören oder von Verlagen angeboten werden. Autoren erhalten bei E-Books oft sehr direktes Feedback von ihren Lesern und haben so die Möglichkeit, auf deren Wünsche besser einzugehen.

Wie oben aufgeschlüsselt, verdient ein Self-Publisher prozentual mehr an seinem Werk als bei einem Verlag. Er hat auch selbst die Möglichkeit zu entscheiden, welche Plattformen er beliefert oder welchen Distributor er wählt. Auch kann der Autor frei entscheiden, wann und in welchem zeitlichen Abstand er seine Bücher veröffentlicht und hat sich an keine Verlagsvorschriften zu halten.

Ohne die Möglichkeit des Self-Publishing würden viele Bücher gar nicht auf den Markt kommen. So geben 28 Prozent der deutschen Self-Publishing-Autoren an, dass sie ihr Manuskript bereits öfter als sieben Mal Verlagen ohne Erfolg angeboten, haben. Lediglich ein Viertel der Self-Publisher hat es noch nie über einen Verlag versucht.

Nachteile des Self-Publishing

Wohl eines der Hauptargumente, das gegen Self-Publishing spricht, ist die oft fehlende Qualität und die daraus folgende Stigmatisierung dieser Bücher als minderwertig. Wenn man selbst eine Zeit lang die angebotenen E-Books in Shops durchstöbert, fällt einem schnell der große Unterschied zwischen einzelnen E-Books auf.

So gibt es Self-Publisher, die großen Wert auf ein aufwendig gestaltetes Cover legen und einiges in einen Lektor und Korrektor investiert haben. Auf der anderen Seite werden auch E-Books angeboten, deren Klappentexte bereits voll sind mit einfachen Rechtschreib- oder Interpunktionsfehlern und deren Cover ein gegoogeltes Bild ist, das per Copy und Paste eingefügt und verzerrt wurde.

Trotzdem gibt es immer Autoren, die die Chance des Self-Publishing erkennen und viel professionelle Arbeit und Zeit in ihr Werk stecken. Die Studie zum Stand des Self-Publishings in Deutschland zeigt hier ähnliches. So stimmen 43 Prozent der Self-Publisher der Aussage zu, dass der E-Book-Markt von Schrott überschwemmt wird. Auch sagen 73 Prozent der Befragten, dass das Veröffentlichen eines Buches über einen Verlag das Image verbessert

Der Vorteil der vollen Kontrolle schlägt sich auch in den Nachteilen nieder. So hat ein Self-Publisher nicht nur die Aufgabe des Autors, sondern muss, sofern er keine Freiberufler beauftragt und bezahlt, sich auch mit Aufgaben des Marketing, mit der Covergestaltung, Formatierung u.a. beschäftigen, die häufig nicht zu den Stärken gehören und ein Verlag besser erledigen könnte.

Das führt auch dazu, dass die Produktionskosten für ein Buch sehr hoch werden können und der Autor vor der Veröffentlichung viel investieren muss, um eine gute Qualität anbieten zu können.
Ein Self-Publisher erhält sein Honorar nach der Anzahl verkaufter Bücher. Autoren, die bei Verlagen angestellt sind, erhalten ein garantiertes Honorar als Vorschuss, auch wenn dieses bei unbekannten Autoren gering ausfällt. 

E-Books, die von Self-Publishern stammen, haben kaum Chancen, als Printmedien in allen Bücherläden zu landen. Eventuell hat ein Autor die Chance, sein Buch in einem lokalen Buchladen anzubieten, aber wirklich nur ein sehr geringer Prozentsatz der E-Books schafft es, auch als Printausgaben erfolgreich auf den Markt zu kommen.

Um E-Books dies trotzdem zu ermöglichen, hat der Distributor Neobooks ein Programm gestartet, bei dem E-Books, die eine gute Bewertung erhalten haben, von Lektoren der Verlagsgruppe Droemer Knaur geprüft werden und so Autoren ein Vertrag mit einem Verlag erhalten können.

Fazit und Ausblick

Self-Publishing war vor einigen Jahren noch ein kleiner Trend, ist inzwischen aber mehr als das. Durch die Entwicklung und immer weitere Verbreitung von E-Readern ist auch zwangsläufig der E-Book-Markt stetig am Wachsen. Die Möglichkeiten, zum Self-Publisher zu werden, sind so einfach wie noch nie.

Die Floskel „Der Vorteil des Self-Publishing ist, dass jeder etwas veröffentlichen kann, und der Nachteil des Self-Publishing ist, dass jeder etwas veröffentlichen kann“ stimmt zwar in gewisser Weise, doch immer mehr Autoren entscheiden sich auch bewusst für das Self-Publishing. Das prozentual hohe Honorar und die Reichweite locken viele Autoren an und einige investieren viel Arbeit und Zeit, um ein qualitativ hochwertiges Produkt auf den Markt zu bringen.

Haben Verlage, Literaturexperten und konventionelle Autoren das Self-Publishing noch kategorisch abgelehnt, so gibt es inzwischen auch Verlage, die das Potential erkannt haben. Sie versuchen, erfolgreiche Self-Publisher oder Autoren-Talente für sich zu gewinnen, um in diesem Markt Fuß zu fassen und mitzuverdienen.

Meiner Meinung nach werden Self-Publisher und E-Books, zumindest mittelfristig, die Printmedien und Verlage nicht komplett aus dem Markt verdrängen. Aber Verlage müssen sich auch umstellen und auf die Chancen und Möglichkeiten achten, um nicht abgelöst zu werden. Der Aufstieg des Self-Publishing wird meiner Einschätzung nach weitergehen. Die durch das Web 2.0 entstandenen Chancen, dass jeder veröffentlichen kann, eine potentiell sehr große Zielgruppe hat oder mit seinen Lesern direkt und schnell kommunizieren kann, sind nur einige Gründe für den Erfolg des Self-Publishing.

Literatur- und Quellenverzeichnis

[1] BookRix: http://www.bookrix.de/ (letzter Aufruf: 27.03.2015)

[2] Böhmer, Kerstin (2012): http://www.literaturjournal.de/2012/05/31/self-publishing/ (letzter Aufruf: 27.03.2015)


[4] Hoffmann, Timm; BITKOM (2015): http://www.bitkom.org/files/documents/BITKOM-Presseinfo_Self_Publishing_30_01_2015_final.pdf (letzter Aufruf: 26.03.2015)

[5] Hamburger Akademie für Fernstudien GmbH (kein Datum): http://www.buch-schreiben.de/buch-veroeffentlichen/autorenhonorar.php (letzter Aufruf: 26.03.2015)

[6] Kindle Direkt Publisher: https://kdp.amazon.com/dashboard?ref_=kdp_RP_TN_bs (letzter Aufruf: 27.03.2015)



[9] Mattig, Matthias (2013): http://selfpublisherbibel.de/Umfrage_Daten.pdf (letzter Aufruf: 29.03.2015)


[11] Meyer, Jörn (2011): http://www.buchmarkt.de/content/47768-das-sonntagsgespraech.htm (letzter Aufruf: 27.03.2015)

[12] Meyer, Stephanie (2005): http://stepheniemeyer.com/twilight.html (letzter Aufruf: 26.03.2015)



[15] The Writer's Coffee Shop: http://www.thewriterscoffeeshop.com/page/c/about (letzter Aufruf: 26.03.2015)

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