In diesem Beitrag stellt Johannes Schleicher folgenden Text vor:
Schindler, Mathias (2007): Wikipedia – wisdom of the world, Köpad Verlag, online unter: https://core.ac.uk/display/11882074?recSetID=
In seinem Aufsatz beschreibt Mathias Schindler, wie es Wikipedia geschafft hat, nicht nur den Buchmarkt nachhaltig zu revolutionieren, sondern auch "das klassische Konzept von Autorität, Urheberschaft, das Verhältnis zwischen Autoren und Lesern und nicht zuletzt bestimmte kommerzielle Geschäftsmodelle" zur Debatte zu stellen. Zuerst schildert der Autor die Entwicklung, die Wikipedia genommen hat, und verweist dabei auf wichtige Etappen: Die Entwicklung und das Scheitern des Vorgängers Nupedia und der kometenhafte Aufstieg von Wikipedia.
Im März 2007 umfasst Wikipedia etwa sechs Millionen Artikel in 250 Sprachen und ist die Webseite mit den sechsmeisten Aufrufen pro Monat. Und die Hauptlast wird dabei von sehr wenigen getragen. In der deutschen Wikipedia werden 50 Prozent aller Beiträge von den 750 aktivsten Wikipedianern verfasst.
Das Erfolgsrezept hinter Wikipedia sind ihre Grundprinzipien, eines davon ist die freie Lizenz. Dadurch kann Jeder Texte korrigieren oder umschreiben. Grundlage dafür ist die sogenannte GNU Lizenz für freie Dokumentation, kurz GFDL. Trotz der freien Lizenz kann es laut dem deutschen Urheberrecht zu Urheberrechtsverletzungen kommen, diese sind jedoch schwer zu verfolgen, da die Wikimedia Foundation keine zivilrechtlichen Schritte oder eine nachgetragene Lizenzierung einleiten kann. Anders als der Diebstahl von Inhalten aus der Wikipedia gelten strikte Regeln beim Einstellen von Wikipedia-Artikeln. So werden Urheberrechtsverletzungen in Artikeln innerhalb einer kurzen Frist gelöscht.
Die Frage der Qualität stellt sich Schindler ebenfalls, dazu schreibt er, dass zwar jeder die Texte bearbeiten kann, jedoch wird auch "jeder Arbeitsschritt innerhalb der Wikipedia (...) protokolliert und ist für andere einsehbar." Des Weiteren werden Benutzer aufgefordert, Quellen zu nennen, wenn sie eine Änderung am Artikel vornehmen. Jeder Artikel beinhaltet außerdem eine Diskussionsseite, auf der sich die Nutzer austauschen können und mögliche kritische Bearbeitungen und Inhalte in einer Diskussion besprochen werden.
Durch die Struktur und Prinzipien der Wikipedia kann eine Richtigkeit der Informationen jedoch nie garantiert werden. Mittlerweile gibt es Teilprojekte, die sich um eine Verbesserung der Qualität bemühen. Hierzu zählen die sogenannten ,,exzellenten´´ Artikel, dabei handelt es sich um Artikel, die nach Auffassung der Beteiligten die höchste Qualität aufweisen.
Es werden auch Vorgaben erstellt, wodurch nur relevante Themen und Personen einen Artikel bekommen sollen, die Grenze der Relevanz ist hierbei aber bewusst fließend. Für eine Software ist die Version 1.0 ein großer Meilenstein. Um Wikipedia 1.0 zu ermöglichen, arbeitete eine kleine Gruppe von Wikipedianern daran, eine gesichtete Teilmenge zentraler Artikel einen qualitativen Gütesiegel zu verleihen und diese dann in einer Vorabversion zu veröffentlichen.
Ein weiteres debattenreiches Thema ist die Nutzung von Wikipedia an Schulen und Hochschulen. Dazu schreibt Schindler, dass Anfang 2007 die geschichtswissenschaftliche Fakultät der Middlebury Colleges in Vermont eine Richtlinie entworfen hat, in der Wikipedia als gute Quelle für weiterführende Informationen gilt, jedoch eine fehlende Zitierbarkeit aufweise. Ähnlich sehen dies auch die deutschen Universitäten.
Bei Umfragen in zwei Oberstufenjahrgängen wurde Wikipedia als beliebtester Startpunkt einer Recherche genannt, weshalb mehrere Schulen nun versuchen, Wikipedia in die Arbeit zu integrieren. Der Verein Wikimedia Deutschland e.V. veranstaltet in Zusammenarbeit mit Schulen Workshops, um das Vermitteln von Quellenkritik und die Recherchemethoden zum Nachprüfen von Angaben zu fördern.
Die große Menge an Daten und Popularität haben dafür gesorgt, dass Wikipedia zum Gegenstand unzähliger Forschungsvorhaben wurde. In ihnen wird Wikipedia als dienstbarer Lieferant von relativ strukturierten Texten angesehen, um somit z.B. Computersystemen das Erschließen von Texten anzulernen.
Gerade im kommerziellen Umfeld arbeiten Firmen mit der automatischen Extraktion von Informationen aus der Wikipedia. So wird auf konkrete Fragen, z.B. wann Bill Clinton geboren ist, direkt ein konkretes Datum von Google angegeben, bevor die eigentlichen Suchergebnisse folgen. Den nächsten Schritt haben Forscher der Universität Leipzig gemacht: Durch das Auslesen der strukturierten Inhalte der Wikipedia wurde ein Abfragesystem geschaffen, welches sogar komplexere Fragen beantworten kann. Schindler stellt sich dazu die Frage: Ist das schon Web 3.0?
Anschließend geht Schindler noch auf die Frage der zukünftigen Debatten ein. Wie steht es mit der Finanzierung der Webseite? Könnte ein Sättigungseffekt in einigen Länder auftreten? All diese Fragen gilt es zu klären. Als letzten Punkt verweist der Autor darauf, dass Wikipedia und alle anderen Nachschlagewerke immer nur einen guten Anfang der Recherche bilden. Dabei spricht er den Punkt Medienkompetenz 2.0 an.
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