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Donnerstag, 24. November 2022

Datensammler – passgenaue Werbung im Internet

Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter. 83 Prozent der Deutschen besitzen heute mindestens eines (1). Pausenlos sind wir vernetzt, kommunizieren mit unseren Freunden, googlen, was uns interessiert, und teilen, was uns gefällt. Wir planen unsere Urlaube, bewerten Restaurants und lassen uns navigieren. Wir lassen uns unterhalten und bestellen uns neue Schuhe. Wir organisieren quasi unseren gesamten Alltag mit unseren Smartphones. Dabei hinterlassen wir Spuren.

Tech-Konzerne wie Google, Meta und Amazon nutzen diese Spuren, um uns personalisierte Werbung schalten zu können und damit Geld zu verdienen. Sie erstellen anhand dieser persönlichen Informationen Internet-Nutzungs-Profile, um unser Kaufverhalten zu kennen und vorhersagen zu können. Sie können ganz private Dinge wie unser Alter, das Einkommen, die politische Orientierung, sexuelle Vorlieben oder die Zufriedenheit im Job einschätzen und uns damit bestimmten Zielgruppen zuordnen.

Big Data nennt man diese Datenmassen, die da im Internet über uns gesammelt werden. So wissen diese Konzerne schon, was für Produkte uns interessieren könnten, bevor wir überhaupt nur daran gedacht haben. Und wenn wir uns dann mal so ein Produkt anschauen, das uns in die Instagram-Timeline gespült wurde, halten sie es uns Tag für Tag vor Augen in der Hoffnung, dass wir irgendwann schwach werden.

Es ist wichtig, dass wir uns als Teil unserer Medienkompetenz dessen bewusst werden, um vernünftig mit diesem Schwall an personalisierter Werbung umgehen und unser Konsumverhalten kritisch hinterfragen zu können: Brauche ich das jetzt wirklich oder will ich es nur, weil es mir seit Wochen auf Instagram eingeredet wird? Wir sollten uns dringend darüber klar werden, wie kostbar unsere Daten im Internet sind und wie viel damit angestellt werden kann. Auch weit über Werbezwecke hinaus. Damit dürfen wir nicht erst in der Uni anfangen, sondern am besten schon in der Grundschule. Denn laut einer Statista Umfrage besitzen 50 Prozent der Kinder in Deutschland schon zwischen 10 und 11 Jahren ihr erstes Smartphone (2).

Quarks & Co, ein Format vom WDR, hat schon 2012 ein sehr schönes Video veröffentlicht, in dem kindgerecht erklärt wird, wie das mit dem Datensammeln und der personalisierten Werbung abläuft. Das Video fasst in drei Minuten das Wesentliche zusammen und ist sehr spielerisch visualisiert. Big Data, bezogen auf personalisierte Werbung, wird hier ironisch und vereinfacht als „freundliche Einkaufshelfer“ beschrieben. Diese würden uns so gut wie möglich kennenlernen wollen, um uns optimal beraten zu können. Den Kindern wird klargemacht, dass wirklich alles, was wir im Internet machen, irgendwie verfolgt oder gespeichert wird und so ein sehr deutliches Gesamtbild über uns entsteht. Je mehr Daten, desto genauer. Das Video wurde getextet und vertont, als würde sich der Sprecher riesig über diese tolle Dienstleistung und das Interesse dieser „Einkaufshilfen“ freuen:

„Auch wir profitieren davon. Haben wir uns ein Produkt angeschaut, aber noch nicht gekauft, dann werden wir am nächsten Tag erinnert. Und am übernächsten. Und am überübernächsten. So können wir es einfach nicht mehr vergessen“ (Quarks & Co – Datensammler im Internet, 2012, Minute 1:00).

Diese ironische Verpackung verlangt von den jungen Zuschauern, dass sie sich selbst, oder begleitet durch Lehrpersonal, kritisch damit auseinandersetzen und hinterfragen, was auf den ersten Blick eigentlich ganz nützlich erscheint.



Big Data ist ein komplexes Thema, das weit über personalisierte Werbung hinausgeht. Es geht um Datenschutz und Privatsphäre und darum, wie diese Daten in den falschen Händen gefährlich werden können. Es geht auch um Macht und Kontrolle, Sicherheit und Freiheit. Um Geld geht es sowieso. Nicht umsonst hört man immer wieder, Daten seien das neue Öl (3). Passgenaue Werbung in Sozialen Medien ist dennoch ein nicht zu unterschätzendes Teilgebiet in einer Gesellschaft, in der sowieso schon viel zu viel konsumiert wird. Es sollte im 21. Jahrhundert fest in jedem Lehrplan verankert sein.

Quellen:

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