Die Social-Media-Plattform TikTok ist unter Schüler*innen sehr beliebt. Einer Studie von ARD und ZDF aus dem Jahr 2022 zufolge wurde die App von 44 % der 14- bis 29-Jährigen genutzt (vgl. Pfister/ Schlund 2023). Jugendliche nutzen die App unter anderem, um sich über das allgemeine und politische Tagesgeschehen zu informieren (vgl. Franke/Hajok 2013).
Auf der Startseite der App werden den Nutzer*innen automatisch Kurzvideos angezeigt. Es besteht für sie also keine Notwendigkeit, etwas anzuklicken oder eine Entscheidung darüber zu treffen, welche Inhalte sie konsumieren möchten. Dies führt zu einer vergleichsweise wenig aktiven Nutzung der App und einer höheren Abhängigkeit der Nutzer*innen vom Algorithmus (vgl. Breinig/Garus/Neumeier 2024).
Nicht nur bei Rezipient*innen wird TikTok dank dieser einfachen Handhabung gerne verwendet. Auch Produzent*innen können schnell und einfach eine große Menge an Inhalten verbreiten und damit die Nutzer*innen erreichen, auch wenn diese sie nicht aktiv aufsuchen. Politische Akteure, die rechtsextremistische Inhalte verbreiten möchten, nutzen die Funktionsweise der App und sind dabei teilweise sehr erfolgreich.
Viele rechtsextremistische Inhalte fokussieren sich auf Emotionen, die von den Zuschauer*innen als positiv wahrgenommen werden wie z.B. Zusammengehörigkeit. Negative Emotionen wie Wut oder Aggression werden seltener angesprochen. Das Ziel ist es, rechtsextremistisches Gedankengut durch positive Emotionen, Jugendsprache oder Musik in einem guten Licht darzustellen (vgl. Franke/Hajok 2023).
Gängige Vorgehensweisen bei der Erstellung der Inhalte sind der Aufbau von Feindbildern und das Zeichnen einer vermeintlich zusammengehörigen Gruppe. Ebenfalls häufig ist die Verwendung klischeebehafteter Rollenbilder von Mann und Frau, zu denen Kinder und Jugendliche aufschauen und an denen sie sich orientieren. Des Weiteren wird durch rechtsextremistische Hintergrundmusik oder der Verwendung bestimmter Wörter und Phrasen auch ganz subtil rechtsextremistisches Gedankengut verbreitet.
Wenn Parteien diese Inhalte generieren, so ist es für Zuschauer*innen häufig erkennbar, um welche Gruppe es sich handelt und welche Ziele diese Gruppen verfolgen. Bei Privatpersonen, die z.B. Videos über Kosmetik oder Fitness drehen, erwarten die meisten Rezipient*innen keine politischen Inhalte, und es fällt daher schwerer, rechtsextremistische Inhalte als solche zu erkennen (vgl. Franke/Hajok 2023).
Rechtsextremistische Inhalte werden auf TikTok meist eher subtil vermittelt. Die Plattform dient für die Gruppen und Organisationen dazu, Kontakt zu neuen potenziellen Mitgliedern herzustellen. Von dort aus werden an den Inhalten interessierte Nutzer*innen auf geschlossene Chatgruppen z.B. auf der Plattform Telegram verwiesen, in denen dann offensiver rechtsextremistische Inhalte verbreitet werden.
Es ist daher wichtig, die Schüler*innen auf die Gefahren der Plattform, ihre Funktionsweise und das Vorgehen der Akteure aufmerksam zu machen, damit sie einen kritischen Umgang mit den Inhalten auf TikTok erlernen.
Quellen:
- Breinig, Kerstin; Garus, Tom und Neumeier, Esther (2024): Rechtsextreme bei TikTok – Mit einem Swipe in den Köpfen der Jugendlichen. https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/tiktok-rechtsextreme-100.html, zuletzt aufgerufen am 13.5.2024
- Franke, Lara und Hajok, Daniel (2023): TikTok und Rechtsextremismus – Neue Formen der Propaganda auf einer kind- und jugendaffinen Plattform. https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/541511/tiktok-und-rechtsextremismus/, zuletzt aufgerufen am 13.5.2024
- Pfister, Kirsten und Schlund, Henri: TikTok - Wie Eltern ihr Kind schützen können. https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/tiktok-eltern-kind-tipps-schutz-100.html, zuletzt aufgerufen am 13.5.2024
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