Montag, 2. April 2018

Digitales Lernen in der Grundschule – das Projekt dileg-SL

„Kinder sollten solange wie möglich von digitalen Medien ferngehalten werden. Sie führen zu Oberflächlichkeit im Denken, Aufmerksamkeitsstörungen, Sprachentwicklungsdefiziten und körperlichen Schäden.“
(Manfred Spitzer in Neuss/Spitzer 2012)
Digitale Medien gehören heute immer mehr zur Lebenswelt unserer Schüler und Schülerinnen dazu. Bereits in der Grundschule sind viele Schüler den Umgang mit Smartphones oder Tablets gewohnt und können zum Teil (erschreckend) gut mit den Geräten umgehen. Immer wieder stehen die digitalen Medien und ihre Wirksamkeit für einen guten Unterricht in der Kritik und es werden verstärkt ihre negativen Aspekte hervorgehoben und diskutiert. Zudem werden sie an vielen Schulen trotz des Wunsches nach mehr Digitalisierung noch nicht in den Unterricht einbezogen.

Das Projekt „Digitales Lernen in der Grundschule - Stuttgart/Ludwigsburg“ (dileg-SL) möchte nun die positiven Aspekte, die die digitalen Medien mit sich bringen, produktiv nutzen und mithilfe von verschiedenen Konzepten vermitteln. Im folgenden Beitrag soll das Projekt mit seinen verschiedenen Konzeptionen näher vorgestellt werden. Zunächst soll dabei auf das Projekt und seine Partner eingegangen werden. Danach beschäftigt sich der Beitrag mit den Zielen und der Relevanz des Projektes, stellt das Evaluationsverfahren und die einzelnen Teilprojekte kurz vor und geht auf das Datenschutzkonzept ein. Am Ende des Blogbeitrags findet sich die Möglichkeit zur Teilnahme am Projekt für Studierende.


Projektbeschreibung

Das Projekt dileg-SL findet seit 2016 an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg in Kooperation mit der Rosensteinschule Stuttgart statt. Gefördert als eines von fünf Projekten des Förderprogrammes „Digitales Lernen Grundschule“ der Deutschen Telekom Stiftung vereint das Projekt die Bereiche Medienpädagogik und Pädagogik in der Primarstufe des Fachbereiches Erziehungswissenschaft sowie verschiedene Fächer der Pädagogischen Hochschule. Zu diesen Fächern zählen: Biologie, Deutsch, Englisch, Informatik, Mathematik, Musik und Sport. In Seminaren, welche Lehrende aus der Medienpädagogik und den Fachdidaktiken gemeinsam durchführen, planen die Studierende konkrete Unterrichtsstunden oder Unterrichtssequenzen, die dann später an der Rosensteinschule in Stuttgart auch umgesetzt werden (vgl. dileg-SL.de). 

Die Projektschule

Der Kooperationspartner, die Rosensteinschule in Stuttgart, wird als Modellschule des Landesmedienzentrums geführt und hat bereits seit einigen Jahren eine umfangreiche Medienarbeit. Die Schule ist eine Grund- und Werkrealschule und hat mit über 90 % einen sehr hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Zudem hat die Schule einen überproportionalen Anteil von sogenannten bildungsfernen und einkommensschwachen Eltern.

An der Projektschule gilt ein verpflichtendes Mediencurriculum, welches für die Arbeit im Unterricht, in den Medienprojektwochen sowie für externe Zusatzangebote entwickelt wurde. Es soll zusätzlich auf die Gefahren und Möglichkeiten, die die neuen Medien mit sich bringen, hinweisen. Die Arbeit mit dem Curriculum startet mit dem Beginn der 2. Klasse und schließt die verpflichtende Nutzung des Computerraums alle vier bis sechs Wochen für jede Klasse mit ein.

Erwähnenswert ist auch das Fach „Medienbildung“, welches es in Klasse 5 gibt und einstündig in der Woche durchgeführt wird. Dieses Fach, welches im Bildungsplan 2016 gefordert wird, gibt es an der Rosensteinschule schon seit dem Jahr 2006 (vgl. Rosensteinschule.de). 

Ziele des Projekts

Bei der Durchführung des Projekts geht es vor allem um „die handlungsbezogene und kritisch-reflexive Nutzung von digitalen Medien und den Aufbau informatischer/algorithmischer Grundkompetenzen“ (dileg-SL.de). Die Teilprojekte sollen an die lebens- und medienweltlichen Erfahrungen der Kinder anknüpfen. Zusätzlich sollen sie an das vorhandene Medienwissen der Lehrkräfte anknüpfen (dileg-SL.de).

Horst Niesyto schreibt in seinem Artikel ‚Das Entwicklungsprojekt „Digitales Lernen in der Grundschule“ – Rahmenkonzept und erste Projekterfahrungen‘, dass es im Projekt vor allem um die Frage geht, „wie im Spannungsfeld von fachbezogenen, medienpädagogischen und grundschulpädagogischen Überlegungen angehende Lehrkräfte grundlegende Kompetenzen für einen kreativen und zugleich reflexiven Einsatz digitaler Medien an Grundschulen erwerben können“ (Niesyto 2017).

Des Weiteren werden im Artikel Ziele im Hinblick auf die Unterrichtsversuche sowie ein Mehrwert für die mitwirkenden Studierenden formuliert. Für die Unterrichtsversuche wurden dabei die vier folgenden Ziele formuliert, welche teilprojektübergreifend gültig sind:
  • Die lebens- und medienweltlichen Erfahrungen und Themen der Schüler*innen ernst nehmen
  • Eine aktive-produktive, kreative und kritische Nutzung von digitalen Medien fördern
  • Visuelle, auditive und audiovisuelle Ausdrucksformen gezielt in die produktive Gestaltung mit digitalen Medien integrieren
  • Grundlagen informatischen Denkens auf spielerische Weise aneignen
    (vgl. Niesyto 2017)
Bei den mitwirkenden Studierenden soll vor allem der „Erwerb gestalterischer und technischer Medienkompetenzen für die Förderung von Selbstausdruck, Kommunikation und Lernen mit digitalen Medien in Grundschulkontexten“ gefördert werden. Weitere Punkte sind die „Auseinandersetzung mit dem eigenen Verständnis von Kindheit, Medien und Lernen“ sowie das „Kennenlernen von Chancen eines interdisziplinären Arbeitens“ (Niesyto 2017).

Ziel des Projektes ist zudem die Reflexion der Praxisaktivitäten der Studierenden. Diese Reflexion geschieht durch Feedbackrunden, die Erstellung von Projektjournalen und durch Unterrichtsvideografie (vgl. Niesyto 2017)

Wichtig für das Konzept und die Ziele des Projektes sind auch die Lehrerfortbildungen zum Thema digitale Medien im Unterricht, die das Projekt anbietet. Um hier auch nach dem Ende des Projektes eine Plattform für den Austausch zwischen verschiedenen Akteuren zu haben, wurde der Arbeitskreis „Medienbildung in der Grundschule“ gegründet. Im Arbeitskreis geht es vor allem um Kooperationsmöglichkeiten und den gemeinsamen Austausch (vgl. dileg-SL.de). 

Relevanz des Projektes

Wie die aktuelle KIM-Studie 2016 zeigt, nutzen 42% der Mädchen und Jungen im Alter zwischen 6- und 13 Jahren ein Handy oder Smartphone fast jeden Tag in ihrer Freizeit. Knapp 47% nutzen das Internet auf ihrem Smartphone mindestens einmal in der Woche. Das Tablet nutzen Kinder zum Großteil für das digitale Spielen. 56% der Tablet-Nutzer spielen mindestens einmal in der Woche auf dem Gerät (vgl. KIM-Studie 2016). Die neuen digitalen Medien dringen also immer weiter in die Lebenswelt der Kinder vor, ohne dass vielen Kindern und deren Eltern die Chancen und Risiken bewusst sind. Daher ist Medienbildung ein sehr relevantes Thema für Bildungsstätten.

Der neue Bildungsplan 2016 führt die Medienbildung als eine von sechs Leitperspektiven auf. In der Leitperspektive heißt es:
„Ziel von Medienbildung ist es, Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass sie den neuen Anforderungen sowie den Herausforderungen dieser Mediengesellschaft selbstbewusst und mit dafür erforderlichen Fähigkeiten begegnen können. Dazu gehören eine sinnvolle, reflektierte und verantwortungsbewusste Nutzung der Medien sowie eine überlegte Auswahl aus der Medienvielfalt in Schule und Alltag. Um diese Kompetenzen zu vermitteln, muss Medienbildung fächerintegriert unterrichtet werden.“ (Leitperspektiven Bildungsplan 2016)
Bildungsforscher Prof. Dr. Bardo Herzig hat sich im Auftrag der Bertelsmann Stiftung mit der Wirksamkeit digitaler Medien im Unterricht beschäftigt. In seinem Beitrag ‚Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht?‘ beschreibt er, dass es „hinreichend empirische Evidenz für spezifische lernförderliche Wirkungen digitaler Medien in Lehr- und Lernprozessen“ (Herzig 2014) gibt, dass sich die Aussagen allerdings nicht pauschalisieren lassen.

Im Hinblick auf die Forschung empfiehlt er daher, dass man sich bei der Auseinandersetzung mit digitalen Medien im Schulbereich vor allem darauf konzentrieren solle, medienunterstütze Lehr-Lernszenarien zu entwickeln und diese im Hinblick auf ihre Wirkungen zu untersuchen. Dies sei passender, als sich mit der Frage zu beschäftigen, ob die Arbeit mit Tablets gewinnbringender sei, als die Arbeit mir traditionellen Konzepten (Herzig 2014, S. 22).

Außerdem erscheint es ihm sinnvoller, „die Entwicklung und Erprobung bzw. Evaluation von pädagogischen Handlungskonzepten bzw. didaktischen Szenarien, in denen technische Artefakte das Erreichen pädagogisch sinnvoller Ziele unterstützen“, in den Mittelpunkt von Forschung zu stellen (Herzig 2014, S.22). Ebendiese beiden Punkte lassen sich auch im Projekt dileg-SL wiederfinden und spiegeln daher gut seine Relevanz wieder. 

Die Teilprojekte

Passend zu den jeweiligen Fächern wurden von verschiedenen Projektleitern acht Teilprojekte zum Umgang mit digitalen Medien in der Grundschule konzipiert. Dabei sind die Hälfte der Teilprojekte eher interdisziplinäre Konzepte und die andere Hälfte eher fachspezifische Konzepte. Folgende Teilprojekte gibt es im Moment an der Pädagogischen Hochschule:

1. Intermediales Geschichtenverstehen und Digital Storytelling
2. Neue Formen des digitalen Lernens – fächerübergreifender Unterricht mit dem iPad
3. Trickfilm in der Grundschule
4. Medien-Camps im Rahmen des Ganztagesangebots
5. Natur und Kultur ‚erspielen‘ – Geogames gestalten im Sachunterricht der Klassenstufe 4
6. Gaming im Sportunterricht – virtuelle Bewegungsräume schaffen reale Bewegungsanlässe
7. Mathematik und Informatische Bildung
8. Digitales Lernen im Grundschulenglischunterricht
(vgl. dileg-SL.de)

Zwei der acht Teilprojekte sollen nachfolgend kurz genauer beleuchtet werden.

Teilprojekt 1: Intermediales Geschichtenverstehen und digital Storytelling 

Das Teilprojekt 1: Intermediales Geschichtenverstehen und digital Storytelling wird gemeinsam von Jun.-Prof. Dr. Jan M. Boelmann und Dipl. Soz.-Päd. Robert Rymes geleitet. In dem Teilprojekt geht es um das Verstehen und Erzählen von Geschichten in verschiedenen medialen Formen. Es sollen die Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Medien herausgearbeitet werden und anschließend eigene Wege des Geschichtenerzählens mithilfe von digitalen Medien erprobt werden.

Das Ganze findet auf der Grundlage des intermedialen Geschichtenverstehens statt und bietet vor allem für Kinder mit schlecht ausgeprägter Lesefähigkeit die Möglichkeit, literarische Kompetenz sowie Medienkompetenz auszuprägen.

Im begleitenden Seminar entwickeln die Studierenden die einzelnen Unterrichtssequenzen auf Grundlage der erarbeiteten Techniken und Strategien des digitalen Geschichtenverstehens und -erzählens. Genutzt werden hierzu Filmschnitt- und Audioprogramme, Textverarbeitungsprogramme, Bildbearbeitungsprogramme oder Onlineanwendungen.

„Mit Digital Storytelling können Wissen, Erfahrungen, Erkenntnisse, unterschiedliche Sichtweisen nicht nur artikuliert, sondern aktiv mit anderen geteilt und so ihre Bedeutungen immer wieder neu ausgehandelt werden“ (Boelmann 2017). 

Teilprojekt 5: Gaming im Sportunterricht – virtuelle Bewegungsräume schaffen reale Bewegungsanlässe

Dieses Projekt wird von der Dipl.-Päd. Anja Marquardt in Zusammenarbeit mit Dr. Katrin Schlör bzw. nach deren Ausscheiden aus dem Projekt mit BA. Sc. Daniel Autenrieth geleitet. In dem Projekt sollen Games, die normalerweise in der virtuellen Welt auf dem iPad oder anderen elektronischen Geräten gespielt werden, in der realen Welt in Spiel- und Bewegungserlebnisse übertragen werden.

Die virtuelle Welt dient dabei als Anreiz und die Fingerbewegungen auf dem Bildschirm werden in Körperbewegungen in einer Sporthalle übertragen. Im letzten Semester wurden im Seminar zum Beispiel Spiele wie „Mario Cart“ oder „PacMan“ in die Sporthalle der Rosensteinschule geholt. Untersucht werden in diesem Teilprojekt die Gestaltungs- und Bildungspotenziale der Einbeziehung von Games im Sportunterricht der Primarstufe (vgl. dileg-SL.de).

Im letzten Semester wurde das Teilprojekt vom SWR besucht und es entstand ein kleiner Beitrag zum Gaming im Sportunterricht. Unter folgendem Link kann der Bericht angeschaut werden: https://swrmediathek.de/player.htm?show=77649e00-d085-11e7-a5ff-005056a12b4c (ca. bei min 23). Des Weiteren hat eine Kommilitonin, die am Teilprojekt beteiligt war, bereits einen kleinen Beitrag hierzu im Blog geschrieben. 

Evaluation

Das Projekt dileg-SL soll im Laufe seiner Durchführung auch evaluiert werden. Dabei werden verschiedene Methoden verwendet. Folgende Methoden werden zur Unterstützung der Evaluation eingesetzt: Unterrichtsvideographie, Einzelinterviews, Projektjournale und die Analyse ausgewählter medialer Eigenproduktionen. Verantwortlich für die Evaluation sind Prof. Dr. Horst Niesyto und Dr. Thorsten Junge, Prof ‘in Dr. Sanna Pohlmann-Rother und Dr. Anja Kürzinger. Unterschieden wird dabei in eine formative sowie eine summative Evaluation (vgl. dileg-SL.de)

Formative Evaluation bedeutet, dass die Entwicklung eines Projektes zum Zeitpunkt der Evaluation noch nicht abgeschlossen ist. Daher wird die formative Evaluation bereits während der Planungsphase eines Projektes durchgeführt. Sie soll die Verbesserung eines in Entwicklung befindlichen Gegenstandes ermöglichen, Unzulänglichkeiten vorhersagen und diese wenn möglich verhindern. Ist es bereits zu Unzulänglichkeiten gekommen, sollen diese mithilfe der formativen Evaluation entdeckt und korrigiert werden. Die Adressaten dieser Evaluation sind daher zumeist die Entwickler des Projektes (vgl. Niedermann 1977)

Teil der formativen Evaluation des Projektes dileg-SL sind dabei verschiedene Akteure, um möglichst viele Perspektiven einfangen zu können. Die Akteure sind hier die Studierenden und Dozierenden der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg sowie die Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte der Rosensteinschule Stuttgart.

Evaluiert wird das dileg-SL Projekt mithilfe der folgenden Leitfragen, welche teilprojektübergreifend gültig sind:
  • Wie werden fach- und unterrichtsbezogene sowie lebens- und medienweltliche Themen in die aktiv-produktive Gestaltung mit digitalen Medien einbezogen?
  • Inwieweit werden altersangemessene, kritisch-reflexive Aspekte in die aktiv-produktive Gestaltung mit digitalen Medien integriert und von den Schülerinnen und Schülern aufgenommen?
  • Inwieweit wird der Medieneinsatz der Heterogenität der Kinder gerecht? Eröffnen sich durch eine Medienintegration im Unterricht individuelle Fördermöglichkeiten und Lernwege? 
  • Inwieweit werden den Kindern Freiräume gewährt, ihren Lernprozess selbst zu gestalten?
  • Welche Kompetenzen bzgl. digitaler Medien werden in den Begleitseminaren und den Unterrichtsversuchen bei den Studierenden sichtbar?
  • Welche Erfahrungen machen Studierende und Dozierende im Projektverlauf?
  • Inwieweit gelingt die Umsetzung der geplanten Unterrichtsversuche und Teilprojekte?
    (vgl. dileg-SL.de)
Bei der summativen Evaluation liegt der Fokus auf dem Ergebnis des Projektes und nicht wie bei der formativen Evaluation auf dem Prozess. „Es interessieren die tatsächlichen Auswirkungen und nicht die geplanten“ (Niedermann 1977).

Im Fall des dileg-SL Projektes sollen u.a. die institutionellen Strukturen und die Nachhaltigkeit der Verankerung von Medienkompetenz in der Lehrerbildung mithilfe der summativen Evaluation bearbeitet werden. Dabei soll vor allem auf die Kooperation zwischen Erziehungswissenschaft/Medienpädagogik und den Fächern, den Möglichkeiten eines phasenübergreifenden lokalen Netzwerkes von Lehrkräften und Dozierenden sowie der Weiterentwicklung des schulbezogenen Mediencurriculums geachtet werden (vgl. dileg-SL.de). 

Datenschutz im Projekt

Die Verantwortlichen des Projektes dileg-SL legen großen Wert auf den Datenschutz und dessen Einhaltung. In ihrem Beitrag ‚Datenschutzrechtliche Aspekte der Unterrichtsvideografie – Herausforderungen am Beispiel des Entwicklungs- und Forschungsprojekts „Digitales Lernen Grundschule“`, beschreiben Rymeš und Iberer die Datenschutzrichtlinien des Projekts genauer.

Wichtig ist die adressatengerechte Aufklärung der Eltern über die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder. Durch den hohen Migrationsanteil und den damit verbundenen Verständigungsschwierigkeiten mit den Eltern werden die Eltern sowohl schriftlich über einen Projektflyer und einen Elternbrief als auch mündlich bei Elternabenden aufgeklärt. Das Formular für die Einwilligung der Eltern ist daher auch in einer Version verfügbar, die sich an dem Konzept der „Leichten Sprache“ orientiert.

Als erster weiterer Schritt eines Datenschutzkonzeptes wurde von den Partnern im Projekt die „Vereinbarung zur gemeinsamen Nutzung von Forschungsdaten im Projekt dileg-SL“ festgelegt. Des Weiteren gibt es ein sogenanntes Rollenkonzept, das den Weg der Daten regelt. Dabei geht es um den Weg von der Erhebung der Daten über deren Verarbeitung, Speicherung bis zur anschließenden Löschung.

Außerdem geht es um den Datenaustausch im wissenschaftlichen Entwicklungs- bzw. Analyseprozess zwischen den Partnern. Im kompletten Prozess müssen personenbezogene Daten immer verschlüsselt aufbewahrt werden, zudem bleiben die Daten zunächst nur bei den Mitgliedern der Projektgruppe.

Wenn Daten an Studierende weitergegeben werden, dann müssen diese eine schriftliche Einverständniserklärung zum Datenschutz unterschreiben. Mit dieser Erklärung verpflichten sie sich, die Daten auf den Datenträgern nicht weiterzugeben. Bei externer Verwendung der Daten z.B. bei Kooperationen mit anderen Hochschulen, wird eine schriftliche Datennutzungsvereinbarung getroffen, zudem wird jede Herausgabe und Löschung schriftlich dokumentiert (vgl. Rymeš/Iberer 2017). 

Herausforderungen des Projektes

Im Datenschutz finden sich allerdings zum Teil auch die wesentlichen Herausforderungen des Projektes. Bedingt durch den bereits oben beschriebenen hohen Migrationsanteil und dem überproportionalen Anteil von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern ist eine vollumfängliche Aufklärung aller Elternteile meist nicht zu erreichen. Viel zu hoch ist selbst bei interessierten Eltern oft die Hürde der unzureichenden Deutschkenntnisse (vgl. Rymeš/Iberer 2017).

Eine weitere Herausforderung stellen Kinder ohne Einverständniserklärung für die Videografie dar. Es stellt den Projektleiter vor das Problem: Wohin setze ich das Kind, damit es nicht auf dem Video zu sehen ist, sich aber auch nicht ausgeschlossen oder benachteiligt fühlt? Daher wird die Videografie auch nicht um jeden Preis durchgeführt und es wird teilweise auf sie verzichtet (vgl. Rymeš/Iberer 2017).

Auch ein Problem können die beteiligten Studierenden darstellen. Erledigen die Studierenden ihre Aufgaben für die anstehenden Unterrichtsversuche nicht oder nicht ausreichend, können an den Praxistagen nicht alle Unterrichtsversuche wie geplant durchgeführt werden. Dies ist sowohl für die Klassen als auch das Projekt ein klarer Verlust.

Beteilung von Studierenden am Projekt

Jedes Semester werden von den verantwortlichen Projektleitern Seminare für Studierende angeboten, in denen Unterrichtsversuche für die verschiedenen Teilprojekte geplant werden. Die Studierenden entwickeln hier in Kleingruppen und unter Anleitung eigene Ideen zum Thema und benutzen für ihre Unterrichtsplanung verschiedene digitale Medien wie zum Beispiel iPads.

Auch im kommenden Sommersemester 2018 werden wieder verschiedene Seminare für das dileg-SL Projekt angeboten, zum Beispiel:
  • Bäume erspielen – Geogames im Sachunterricht (Sachunterricht)
  • Gaming im Sportunterricht (Sport)
  • Digital Media in the Primary School ELF Classroom (Englisch)
Manche der Seminare sind zusätzlich für das Profil „Grundbildung Medien“ anrechenbar. Weitere Informationen zu den Seminaren finden sich im LSF der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

Wer sich also in seinem Studium vertieft mit Medienbildung in der Schule auseinandersetzen möchte, ist in den sehr praxisnahen Seminaren des dileg-SL sehr gut aufgehoben.

Das Projekt „Digitales Lernen Grundschule“ – Stuttgart/Ludwigsburg lässt sich also als einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Medienbildung an Schulen und Hochschule einordnen. Trotz mancher zu bewältigender Herausforderungen bietet es einen Mehrwert für die verschiedenen Partner des Projektes, wie der Rosensteinschule, den Fächern an der PH Ludwigsburg oder den Studierenden der Hochschule.

Literatur

Niedermann, Albin: Formative Evaluation - Entwicklung und Erprobung einer Evaluationskonzeption für eine Modellschule; Beltz Verlag: Weinheim und Basel 1977 

Internetquellen

Boelmann, Jan: dileg-SL: Digitales Lernen Grundschule Stuttgart/Ludwigsburg; https://www.ph-ludwigsburg.de/17029+M5dbf0033241.html, zuletzt geprüft am 29.03.2018

Digitales Lernen Grundschule: Projekt dileg-SL; https://www.ph-ludwigsburg.de/16553+M50dee54fe0f.html , zuletzt geprüft: 27.03.2018

Herzig, Bardo im Auftrag der Bertelsmann Stiftung: Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht?; Bertelsmann Stiftung 2014 URL: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/wie-wirksam-sind-digitale-im-unterricht/, zuletzt geprüft 31.03.2018

Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest: KIM-Studie 2016; https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2016/KIM_2016_Web-PDF.pdf, zuletzt geprüft: 27.03.2018

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden- Württemberg: Leitperspektive Medienbildung, Bildungsplan 2016; http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_MB, zuletzt geprüft am 27.03.2018

Niesyto, Horst (2017): Das Entwicklungsprojekt „Digitales Lernen in der Grundschule“ – ein Rahmenkonzept und erste Projekterfahrungen. In: Online-Magazin „Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik“, Ausgabe 19/2017 URL: http://www.medienpaed-ludwigsburg.de/ , zuletzt geprüft am 31.03.2018

Neuss, Robert/Spitzer, Manfred: Diskussion Medienkompetenz - Zwischen "Digitaler Demenz" und "früher Medienbildung" In ÖKO-Test Spezial Familie 2012, abgerufen über: https://www.dr-neuss.de/medienp%C3%A4dagogik/diskussion-medienkompetenz/, zuletzt geprüft am 31.03.2018

Rosensteinschule Stuttgart; http://www.rosensteinschule.de/index.php?id=674 , zuletzt geprüft: 27.03.18

Rymes, Robert/Iberer, Ulrich (2017): Datenschutzrechtliche Aspekte der Unterrichtsvideografie – Herausforderungen am Beispiel des Entwicklungs- und Forschungsprojekts „Digitales Lernen Grundschule“. In: Online-Magazin „Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik“, Ausgabe 19/2017 URL: http://www.medienpaed-ludwigsburg.de/ , zuletzt geprüft am 31.03.2108

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