Im Rahmen eines Projekts beschäftigen wir uns seit einigen Wochen intensiver mit der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Noch immer lehnen viele Lehrende an Schulen und Hochschulen Wikipedia ab - ein Umstand, der wohl nur mit mangelndem Verständnis hinsichtlich der Enzyklopädie (sowie des Web 2.0 im allgemeinen) erklärt werden kann. Wir haben uns deshalb entschlossen, in einer Reihe von Postings Wikipedia und dessen Nutzung zu erläutern. Alle Postings zusammen werden dann als neues Unterkapitel im Abschnitt Lernen 2.0 des Online-Lehrbuchs zum Web 2.0 veröffentlicht.
Bisher erschienen:
Wikipedia Teil I: Wie ist Wikipedia entstanden?
Wikipedia Teil II: Grundprinzipien der Wikipedia
Wikipedia Teil III: Weitere Regeln in der Welt der "freien Enzyklopädie"
Wikipedia Teil IV: Erfolgsfaktoren und Wikipedianer
Wikipedia Teil V: Motivation der AutorInnen
Wikipedia Teil VI: Wie schreibe ich einen Artikel?
Wikipedia Teil VII: Wie finanziert sich Wikipedia?
Weitere Projekte der Wikimedia Foundation
Wikipedia ist zweifellos das bekannteste und erfolgreichste Projekt der Wikimedia Foundation, aber im Schatten von Wikipedia verfolgt die Stiftung eine Reihe von weiteren interessanten Projekten, die in diesem Abschnitt kurz vorgestellt werden sollen.
Allen Projekten ist gemeinsam, dass sie die Software MediaWiki verwenden und auf freiwilliger Mitarbeit basieren. Durchgängig wird eine Creative Commons Lizenz verwendet. Die Inhalte sind also frei nutzbar und dürfen verändert werden. Im Rahmen des von der Lizenz erlaubten dürfen sie auch kopiert und weitergegeben werden.
Wiktionary
Bereits ein Jahr nach dem Start der Wikipedia (2001) wurde 2002 Wiktionary ins Leben gerufen. Ziel dieses Schwesterprojekts aus der Wikimedia-Familie ist die gemeinschaftliche Erstellung freier Wörterbücher und Thesauri aller Sprachen. Zwischenzeitlich ist das "Online-Dictionary"auf über 3 Millionen Artikel in mehr als 100 Sprachversionen angewachsen.
Wikiquote und Wikibooks
Im Juli 2003 fiel der Startschuss für zwei weitere Projekte: Während Wikiquote dazu dient, Zitate bekannter Persönlichkeiten, Sprichwörter, Merk- und Sinnsprüche, Slogans etc. zu sammeln (die deutsche Sprachversion besteht im Moment aus knapp 7000 Artikeln), geht es bei Wikibooks darum, frei nutzbare elektronische Bücher mit Lehrmittelcharakter zusammenzustellen. Das können Lehrbücher sein, aber auch Sprachkurse oder Anleitungen. Das Projekt richtet sich an SchülerInnen, Studierende und Lehrende, die die Ressourcen für den Unterricht oder zum Selbststudium nutzen können.
Wikisource
Im November 2003 stieß ein weiteres Projekt zur Wikimedia-Familie: Wikisource sammelt freie Quellentexte. "Darunter fallen", so die Projektbeschreibung auf der Website der Stiftung, "auch literarische und lyrische Werke, vor allem jedoch Fachliteratur, die entweder gemeinfrei veröffentlicht wurde oder deren Kopierschutz ausgelaufen ist. Wikisource ist keine Sammlung neu verfasster Texte von Benutzern, es verfolgt anders als die übrigen Projekte den Ansatz, Werke in einer bestimmten korrekten Form zu sammeln, die innerhalb des Projektes nicht mehr verändert werden sollten, jedoch frei nutzbar sind."
Wikispecies
Im Rahmen von Wikispecies soll ein offenes und freies Artenverzeichnis mit wissenschaftlichem Anspruch entstehen. Im Moment umfasst das Wiki bereits mehr als 300.000 Artikel.
Wikimedia Commons
Im September 2004 begann die Stiftung, mit Wikimedia Commons ein zentrales Repositorium für freie Bilder, Videos, Musik und gesprochene Texte zu schaffen, die in andere Wikimedia-Projekte, v.a. natürlich in Wikipedia integriert werden können. Im Moment gibt es mehr als 12 Millionen freie Mediendateien!
Wikinews
Wikinews wurde Ende 2004 begonnnen und ergänzt Wikipedia um aktuelle Nachrichten: "Wikinews-Teilnehmer aus der ganzen Welt schreiben gemeinsam Nachrichten. Die Werke reichen von Originalberichten bis zu Zusammenfassungen von Nachrichten externer Quellen. Für all diese Werke gilt, dass sie unter neutraler Sichtweise verfasst werden" (siehe http://wikimediafoundation.org/wiki/Unsere_Projekte).
Wikiversity
Den bislang jüngsten Zuwachs (August 2006) bildet Wikiversity, eine Plattform zum gemeinschaftlichen Lernen, Lehren, Nachdenken und Forschen. Dabei ist der Name irreführend, denn es soll nicht nur um den universitären Bereich gehen. "Wikiversity ist offen für Materialien und Gemeinschaften jeglicher Lernaktivitäten. Die Art und Weise, wie Lernaktivitäten und -gemeinschaften unterstützt werden können, wird immer noch erforscht" (siehe http://wikimediafoundation.org/wiki/Unsere_Projekte). Ein Blick auf die Seite zeigt aber dann doch, dass die Universität Modell steht ("Cafeteria", "Campus"). Noch ist nicht klar, welche Arbeitsteilung mit verwandten Projekten wie Wikibooks vorgesehen ist.
Insgesamt wird deutlich, dass der Erfolg von Wikipedia die Stiftung zu beflügeln scheint. Innerhalb weniger Jahre wurden die Grundlagen für viele weitere vielversprechende Projekte gelegt. Wie bei der Wikipedia gilt aber auch hier: Die Sache funktioniert nur dann und nur solange, wie die jeweilige Community das Projekt trägt und verteidigt.
Fortsetzung: Wikipedia Teil IX (Fazit): Ist Wikipedia eine zuverlässige Quelle?
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