Mittwoch, 29. August 2012

"Leistungsschutzrecht" heute im Kabinett

In aller Welt schüttelt man den Kopf angesichts des geplanten "Leistungsschutzrechts" in Deutschland. Worum es dabei geht, erklärt der "Elektrische Reporter" im folgenden Video:


Mittwoch, 22. August 2012

Einseitige Web 2.0-Debatte in Deutschland

Im agora-wissen Blog habe ich eine Besprechung des Buchs "Die Datenfresser" von Constanze Kurz und Frank Rieger zum Anlass genommen, um mich mit der Einseitigkeit der Diskussion um Digitalisierung und Web 2.0 in Deutschland zu beschäftigen. Mein Lamento in Kurzform: Überall werden Ängste geschürt, die Chancen dagegen bleiben in der Regel ausgespart. Interessanterweise gilt das nicht nur für schlechte Bücher, die mit diesem Angst-Trend Geld verdienen wollen, sondern auch für gute Publikationen wie "Die Datenfresser". Das gesamte Lamento gibt es hier...

Sonntag, 19. August 2012

Nachtrag zu "Wikipedia verstehen"

Bei der Lektüre des Sammelbands "Deep Search. Politik des Suchens jenseits von Google" (hg. v. Konrad Becker / Felix Stalder, Lizenzausgabe für die BpB, Bonn 2010, Online-Version) bin ich in dem Aufsatz "Die Suche vor grep. Eine Entwicklung von Geschlossenheit zu Offenheit?" von Paul Duguid auf eine historisch informierte Einschätzung des Wikipedia-Projekts gestoßen, die sich mit unseren Ergebnissen aus den letzten beiden Semestern deckt (veröffentlicht in diesem Blog und im Rahmen des Online-Lehrbuchs zum Web 2.0).

Zum Kontext: Duguid stellt angesichts von grep und Google die Frage, ob es eine kontinuierliche Entwicklung in der Geschichte der Suchmethoden gibt, "die sich von geschlossen zu offen und von beschränkt zu frei, kurz gesagt, von einer dunklen Vergangenheit in eine aufgeklärte Zukunft bewegt" (S. 17). Er geht die entsprechenden Methoden seit Erfindung der Schrift durch, um dann zu bilanzieren:
"Wie ich zu zeigen versucht habe, sieht eine Geschichte des Suchens daher weniger wie ein linearer Verlauf aus, der von einem angeborenen Drang nach Informationssammlung vorangetrieben wird, sondern eher wie eine Reihe von fast unergründlichen Zyklen um offene und geschlossene Strukturen" (S. 32).
Zwei Mal taucht Wikipedia in der Darstellung auf:
"Dieses Konzept der Umschreibung ist in zwei wichtigen akademischen Begriffen enthalten. Einer dieser Begriffe ist Enzyklopädie, der eingekreiste Wissenskorpus, der für die Bildung ausschlaggebend ist. Der andere Begriff ist die Suche (search) selbst, die – wie die Enzyklopädie – etymologisch von den in den klassischen Sprachen verwendeten Wörtern für "Kreis" abstammt, und dessen Herkunft auf einen kreisförmig umschlossenen Wissenskorpus hinweist, der untersucht werden muss. Das heißt, die Suche steht nicht nur für die Nadel, sondern auch für den Heuhaufen. Die Vorstellung eines von einem Kreis umschlossenen und durchsuchbaren Korpus impliziert (und entwertet) natürlich einen zweiten Korpus, der als falsch, unecht, ephemer etc. ausgeschlossen wird. (...) Doch wie die salons des refusés, die von den Künstlern gebildet wurden, die von den offiziellen Kunstausstellungen in Paris abgelehnt wurden, führten solche Versuche, Information mit Schranken zu versehen, unweigerlich zu weiteren Versuchen, diese Schranken zu durchbrechen. Auch wenn es vielleicht Zufall ist, so ist es doch bezeichnend, dass Wikipedia den Wortteil pedia beibehalten hat, aber den Wortteil Encyclo-, der auf den kreisförmigen Einschluss hindeutet, ablehnte. Zumindest symbolisch drückt dies einen Wunsch aus, nicht im Stile der Vergangenheit eingekreist zu werden, sondern sich immer weiter zu öffnen. Wie ich zu sagen versucht habe, ist dieser Versuch alles andere als neu. Der Weg zur Offenheit ist vielleicht sogar eher zyklisch als linear. Versuche, im Namen der Freiheit auszubrechen, führen zu anderen Versuchen, Einschränkungen im Namen der Qualität einzuführen, was in der Folge zu neuerlichen Ausbruchsversuchen führt" (S. 27f.).
Die zweite Stelle bildet den letzten Absatz des Beitrags. Wikipedia veranschaulicht geradezu paradigmatisch und verdichtet, was die historische Betrachtung zutagegefördert hat:
"In der Tat – und hier entschuldige ich mich bei allen, die mir bis hier gefolgt sind, dass ich dies so spät sage – können wir diese zyklischen Bewegungen erkennen, ohne eine mühsame historische Reise zu unternehmen. Wikipedia zum Beispiel, die vielen als Beispiel einer Sammlung von offener, durchsuchbarer und verlässlicher Information über die Welt gilt, widmet sich seit einiger Zeit dem Aufbau von Strukturen. Ihr früheres Misstrauen gegenüber verbürgtem Expertenwissen und ihr Widerstand gegen hierarchische Ausschlüsse sind einem Verständnis gewichen, wonach behauptete Erfahrung nicht notwendigerweise besser ist als erworbene Autorität. Wikipedia hat sogar selbst begonnen, über ihre Stiftung eine institutionelle Struktur aufzubauen, was zwangsläufig die Offenheit des Projekts einschränkt. Implizit beginnt der Wortteil Encyclo- wieder die pedia zu umhegen" (S. 32).
Und noch eine Bemerkung zu den anderen Aufsätzen in diesem Sammelband. Neben weniger aufschlussreichen Beiträgen finden sich zwei hervorragende Aufsätze, die unbedingt zur Lektüre empfohlen werden können: 
Robert Darnton: Die Bibliothek im Informationszeitalter. 6000 Jahre Schrift (Online-Version).
Felix Stalder / Christine Mayer: Der zweite Index. Suchmaschinen, Personalisierung und Überwachung (Online-Version).

Dienstag, 14. August 2012

Gesellschaft 2.0 - Angst allerorten

Die "Netzthemen" sind endgültig im mainstream angekommen. Und allerorten überwiegt die Angst. Man tut sich schwer, den Überblick zu behalten bei all den alarmistischen Artikeln, die von der ZEIT ("Vier Sheriffs zensieren die Welt. Wie Apple, Facebook, Amazon und Google dem Internet ihre Gesetze aufzwingen") bis zum Dossier "Digitale Gesellschaft 2.0" von CICERO reichen. Beiträge in deutscher Sprache, die sich den Chancen einer "Gesellschaft 2.0" widmen, suche ich meistens vergeblich (und wäre dankbar für Hinweise). Sind Autoren wie Jeff Jarvis, Don Tapscott und viele andere, die in Digitalisierung und Web 2.0 in erster Linie eine Fülle von Möglichkeiten sehen, nur naive Spinner?

Freitag, 3. August 2012

Internet-ABC für Kinder (und Eltern und LehrerInnen)

Der Medienportal-Newsletter 5/2012 macht auf ein interessantes und - gerade in unserem Zusammenhang - nützliches Angebot aufmerksam:
Das werbefreie und nicht kommerzielle Webangebot www.internet-abc.de bietet Kindern von fünf bis zwölf Jahren einen geschützten Raum, in dem kindgerecht und spielerisch der bewusste Umgang mit dem Internet - als Basiskompetenz - vermittelt wird. Auf eigenen Seiten können sich Eltern und Pädagogen informieren. Zusätzlich hat der Internet-ABC e.V. ein Lehrerhandbuch und eine CD-ROM für den Einsatz im Unterricht entwickelt.
Das Angebot ist es auf jeden Fall wert, in unsere Liste der kindgerechten Web-Angebote und der Medienkompetenz-Vermittlungshilfen aufgenommen zu werden. Vielleicht findet sich im kommenden Semester eine Referatsgruppe, die sich diesem Thema vertieft widmen möchte...