Montag, 27. Februar 2012

Wikipedia Teil VII: Wie finanziert sich Wikipedia?

Im Rahmen eines Projekts beschäftigen wir uns seit einigen Wochen intensiver mit der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Noch immer lehnen viele Lehrende an Schulen und Hochschulen Wikipedia ab - ein Umstand, der wohl nur mit mangelndem Verständnis hinsichtlich der Enzyklopädie (sowie des Web 2.0 im allgemeinen) erklärt werden kann. Wir haben uns deshalb entschlossen, in einer Reihe von Postings Wikipedia und dessen Nutzung zu erläutern. Alle Postings zusammen werden dann als neues Unterkapitel im Abschnitt Lernen 2.0 des Online-Lehrbuchs zum Web 2.0 veröffentlicht.

Bisher erschienen:
Wikipedia Teil I: Wie ist Wikipedia entstanden?
Wikipedia Teil II: Grundprinzipien der Wikipedia
Wikipedia Teil III: Weitere Regeln in der Welt der "freien Enzyklopädie"
Wikipedia Teil IV: Erfolgsfaktoren und Wikipedianer
Wikipedia Teil V: Motivation der AutorInnen 
Wikipedia Teil VI: Wie schreibe ich einen Artikel?

Wie finanziert sich Wikipedia?

(Autorin: Katharina Kuen) 

Die Finanzierung des Projekts erfolgt durch Spenden. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales ist sich selbst nicht sicher, ob “es entweder meine klügste oder dümmste Idee war”, sich gegen ein kommerzielles Interesse entschieden zu haben (Wales, Wikimedia 2011, S. 9).

Wikipedia basiert auf der Grundidee von Open Source, d.h. für jedermann frei und kostenlos zugänglich zu sein sowie keinen Profit aus dem Projekt zu erzielen. Um diese Idee zu verwirklichen, errichtete Wales 2003 die Wikimedia Foundation und übertrug ihr die Rechte an der Online-Enzyklopädie (vgl. Stöcklin 2010, S. 28). Die Wikimedia Foundation benötigt (relativ) geringe finanzielle Mittel, die (bislang) durch Spenden abgedeckt werden können.

Seit 2003 werden die Nutzer von Wikipedia jährlich zum Spenden aufgerufen. Das non-profit Projekt soll weiterhin kostenlos, werbefrei und (dadurch) unabhängig bleiben. Zahlreiche Autoren und Spender der Wikipedia werben jedes Jahr für den Spendenaufruf auf den Wikipedia-Seiten mit eigenem Porträtfoto.

Beim jüngsten Spendenaufruf (Ende 2011) konnte eine Rekordsumme von 20 Millionen Dollar von mehr als einer Million Spendern eingeworben werden. Eine Großspende von 500.000 Dollar erhielt Wikipedia vom Google-Gründer Sergey Brin und dessen Frau Anna Wojcicki (FAZ, 03.01.2012). Google spendete der Wikimedia Foundation schon im Jahr 2010 zwei Millionen Dollar (heise online, 17.02.2010). Die größte Spende kam jedoch im Jahr 2008 von der Alfred P. Sloan Foundation. Sie spendete drei Millionen Dollar (cnet news, 25.03.2008).

Die Spendenkampagne von Wikimedia Deutschland e.V. verläuft getrennt von der Spendenaktion der amerikanischen Wikimedia Foundation. Diese Jahr spendeten über 160.000 Menschen mehr als 3,8 Millionen Euro an den deutschen Förderverein. Die Spenden werden für verschiedene Aufgaben eingesetzt. Das meiste Geld wird für die Softwareentwicklung benötigt. Zudem sollen internationale Projekt der Wikipedia unterstützt werden, um die Online-Enzyklopädie in weiteren Sprachen zu fördern. Außerdem müssen die Löhne der rund zwanzig Festangestellten bezahlt werden (vgl. Wikimedia,Ihre Spende wirkt).

Motive der SpenderInnen

Die folgenden Zitate spiegeln eine Auswahl an Gründen wider, die einzelne Personen zum Spenden motivieren:
Dr. Georgios Papagiannopoulos, Münchberg (24. Dezember 2011): “Freies Wissen ist einer der Grundsteine der Demokratie und der Freiheit. Alles kann beraubt werden, das Wissen aber nicht!”

Udo Domröse, Mömbris (24. Dezember 2011): “Eine freie Enzyklopädie ist einfach eines der wichtigsten Kinder der globalen Vernetzung. Aus meiner eigenen beruflichen Praxis weiß ich, dass Darstellungen aus Wikipedia auch Menschen in solchen Ländern erreichen, in denen Meinungsfreiheit noch nicht so groß geschrieben wird. So trägt Wikipedia zur Globalisierung der Freiheit bei.”

Anonym (1. Januar 2012): “Wikipedia sehe ich als unabhängige Organisation, die mir unentgeltlich Informationen zur Verfügung stellt. Auch wenn ich es nicht immer überprüfen kann, ob alles zu 100 % stimmt (gibt es das überhaupt?), ist es für mich genial, mit einem Mausklick Informationen zu bekommen. Ich habe nach der Scheibenwelt als Begriff gesucht. Ein kurzer Klick und ich wusste sofort mehr. Die unabhängige Arbeit unterstüze ich gern.”

Ruben Küker (1. Januar 2012): “Die Wikipedia setzt sich das Ziel, Wissen kostenfrei für alle Menschen bereitzustellen. Wissen und Aufklärung sind nach meiner Auffassung Grundrechte, die niemandem verwehrt werden dürfen. Der technische Aufwand jedoch fordert auch seine Kosten. Dass die Wikipedia weiterhin werbefrei und unabhängig bleibt, spielt eine große Rolle. Darum habe auch ich gespendet.”

Werner Krauskopf, Kronberg (1. Januar 2012): “Das Wissen der Welt muss allen Menschen zur Verfügung stehen, ohne dass sie dafür bezahlen müssen. Wikipedia hilft (auch mir) dabei - jeden Tag!”

Nahne Ingwersen, Berlin (3. Februar 2012): “Warum ich für Wikipedia gespendet habe? Ich kenne niemanden, der es nicht benutzt.”

Dr. Gunther Michel, Essen (4. Februar 2012): “Die Idee des freien Wissens ist die Idee des selbstbestimmten Menschen und der Motor der Menschheitsentwicklung! Wenn schon spenden, dann hier!”
Diese und weitere Spendenkommentare können unter Wikimedia Spendenkommentare nachgelesen werden.

Fortsetzung: Wikipedia Teil VIII: Weitere Projekte der Wikimedia Foundation

Literatur

Clay Shirky (2008), Here Comes Everybody. The Power of Organizing Without Organizations, Penguin, S. 109-142: “Personal Motivation Meets Collaborative Production”.

David Weinberger (2008), Das Ende der Schublade. Die Macht der neuen digitalen Unordnung, Hanser, S. 160-176: „Anonyme Verfasser“.

Stefan Münker (2009), Emergenz digitaler Öffentlichkeiten. Die Sozialen Medien im Web 2.0, Suhrkamp, S. 95-102: „Kollektives Wissen und der Erfolg von Wikipedia“.

Don Tapscott/Anthony D. Williams (2007), Wikinomics. Die Revolution im Netz, Hanser, S. 71-76: „Die Enzyklopädie, an der jeder mitschreiben kann“.

Will Richardson (2011), Wikis, Blogs und Podcasts. Neue und nützliche Werzeuge für den Unterricht, Tibia Press, S. 95-116: „Wikis. Gemeinschaftsarbeit leicht gemacht“.

Anja Ebersbach/Markus Glaser/Richard Heigl (20112), Social Web, UVK, S. 39-60: „Wikis“.

Daniela Pscheida (2010), Das Wikipedia-Universum. Wie das Internet unsere Wissenskultur verändert, Transcript Verlag.

Ziko Van Dijk (2010), Wikipedia. Wie Sie zur freien Enzyklopädie beitragen, Open Source Press.

Günter Schuler (2007), Wikipedia inside. Die Online-Enzyklopädie und ihre Community, UNRAST Verlag.

Nando Stöcklin (2010), Wikipedia clever nutzen - in Schule und Beruf, Orell Füssli Verlag AG.

Wikimedia Deutschland e.V. (2011), Alles über Wikipedia. Und die Menschen hinter der größten Enzyklopädie der Welt, Hoffmann und Campe Verlag.

1 Kommentar:

  1. Naja, Wikipedia ist eher als manipulative Meinungsmaschine anzusehen, als Enzyklopädie.

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