Montag, 16. September 2024

Chancen und Risiken der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum

KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum: Eine Abwägung zwischen Sicherheit und Grundrechten

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und ihre brisante Anwendung hat in den letzten Jahren zu einer intensiven Debatte geführt - einer Debatte u.a. über die Chancen und Risiken der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum. Sind die Ängste berechtigt und hat die KI-Gesichtserkennung überhaupt einen gesellschaftlichen Mehrwert?

Ursprünglich sollte die Technik der Sicherheit dienen. Doch mittlerweile nimmt sie gravierenden Einzug in unser öffentliches Leben. KI-Befürworter betonen die potenziellen Vorteile, wie die Verbesserung der öffentlichen Sicherheit und die Unterstützung bei der Strafverfolgung. Ihre Kritiker warnen vor den erheblichen Risiken, die mit ihrer Nutzung einhergehen.

Die Technologie der Gesichtserkennung hat enormes Potenzial bei der Überwachung und der Sicherheit von Bereichen im öffentlichen Raum. Durch den Einsatz von KI können öffentliche Bereiche schneller und einfacher beobachtet werden. Dennoch gibt es ein Spannungsfeld. In Europa steht die Technologie in der Bedrängnis zwischen Sicherheitsbedürfnissen und dem Schutz der Grundrechte.

Die Europäische Union (EU) debattierte über den Al Act, der Verordnung über KI, die den Einsatz von KI im öffentlichen Raum regulieren soll. Dabei ging es vor allem darum, inwieweit die KI-Gesichtserkennung eingesetzt werden darf, ohne die Privatsphäre der Bürger zu verletzten. Kritiker befürchten, dass die Technologie zu einer umfassenden Überwachung führen könnte, die das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und andere Grundrechte gefährdet (BR24, 2023).

Weltweit wird die KI-Gesichtserkennung bereits in knapp 100 Ländern eingesetzt. Dies erhöht die Dringlichkeit einer genauen Auseinandersetzung mit ihren Chancen, aber auch mit ihren Risiken. Über ihre rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die gesellschaftlichen Auswirkungen debattieren einige europäische Länder, auch die Schweiz. Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern ein Verbot der biometrischen Massenüberwachung, um die Grundrechte der Bürger zu schützen (Sui Generis, 2022).

Eine hohe Notwendigkeit wird in dem Dilemma zwischen den Sicherheitsinteressen des Staates und den Freiheitsrechten der Bürger gesehen. Aus diesem Grund ist es wichtig, alle Chancen und Risiken der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum genau zu betrachten und passende rechtliche Rahmenbedingungen für die Bürger, aber auch den Staat zu finden.

 

Grundlagen der KI-Gesichtserkennung

Die KI-Gesichtserkennung hat sich in den letzten Jahren stetig entwickelt und ist zu einem wichtigen Bestandteil in verschiedenen Bereichen in unserem Alltag geworden. Um die Chancen und Risiken dieser Technologie zu verstehen, ist es wichtig, ihre technischen Grundlagen zu betrachten.

Die KI-Gesichtserkennung basiert auf der Analyse von biometrischen Bilddaten, bei denen Gesichtsmerkmale untersucht werden. Auf dieser Grundlage kann die KI Menschen erkennen und identifizieren (Deloitte, 01.09.2024). Die wichtigste Technologie ist das neuronale Netz, das in der Lage ist, komplexe Muster in Bildern zu erkennen und diese zu verarbeiten. Der Prozess der KI-Gesichtserkennung läuft in mehreren Schritten ab:

  • Bilderfassung: Ein Bild wird aufgenommen oder aus einer Datenbank abgerufen.
  • Gesichtserkennung: Die KI-Software erkennt das Gesicht im Bild.
  • Geometrische Analyse: Die KI analysiert das Gesicht, indem sie den Abstand zwischen den wichtigsten Gesichtszügen misst. Dabei werden bis zu 68 Schlüsselpunkte im Gesicht identifiziert und vermessen.
  • Erstellung einer Gesichtsvorlage: Aus den gemessenen Daten wird ein einzigartiges digitales Gesicht erstellt.
  • Vergleich und Identifikation: Die erstellte Gesichtsvorlage wird mit einer Datenbank von bekannten Gesichtern verglichen und eine mögliche Übereinstimmung wird gefunden.

Der Algorithmus nutzt maschinelles Lernen, um die Merkmale des Gesichtes der Person zu vergleichen und sie dadurch zu erkennen. Die einzelnen Merkmale werden in einer Datenbank gesammelt, auf diese Datenbank kann die KI-Gesichtserkennung immer zugreifen. Das Erkennen durch die Datenbank erfolgt durch das sogenannte „Mapping“ der Gesichtsmerkmale. „Mapping“ bedeutet die Umwandlung von digitalen Daten und dem Abgleich mit der Datenbank an gespeicherten Bildern (Canto, 2024).

Bereiche der KI-Gesichtserkennung

  • Sicherheit und Strafverfolgung: An Bahnhöfen, Flughäfen oder anderen öffentlichen Plätzen wird die Technologie zur Sicherung der Öffentlichkeit eingesetzt. Die KI in den Kameras identifiziert die Menschen bei der Zutrittskontrolle. Dieselbe Technologie wird auch in der Kriminalistik verwendet, um Tatverdächtige zu identifizieren und zu verfolgen (BR24, 2023). Das Bundeskriminalamt nutzt seit 2008 ein Gesichtserkennungssystem (GES) zur Identifizierung unbekannter Täter (BKA, 2023).
  • Soziale Medien: Soziale Medien wie z.B. Facebook nutzen die KI-Gesichtserkennung automatisch, indem sie Personen erkennen und diese direkt markieren, um ihre Plattform benutzerfreundlich zu machen (Microsoft Azure, 2024).
  • Mobile Geräte: Tablets und Handys verwenden die KI-Gesichtserkennung zur Entsperrung des Gerätes. Dabei öffnet man manche Apps oder Dateien auf ihnen nicht mehr mit einem Passwort zum Eingeben, sondern mit der KI-Gesichtserkennung (Microsoft Azure, 2024).
  • Reisen: Beim Reisen wird zunehmend die KI-Gesichtserkennung zur Erhöhung der Sicherheit und zur Beschleunigung von Prozessen wie dem Boarding verwendet (Microsoft Azure, 2024).
  • Einzelhandel: Im Einzelhandel wird die KI-Gesichtserkennung zur Bezahlung verwendet. Einige Geschäfte experimentieren mit kassenlosen Systemen, bei denen die Kunden durch die KI-Gesichtserkennung erkannt und abgerechnet werden können (Boell, 2023).

Diese verschiedenen Anwendungsbereiche zeigen, dass die KI-Gesichtserkennung nicht nur die Sicherheit der Menschheit beeinflusst, sondern auch tief in unserem Alltag verwurzelt ist. Sie ist verwurzelter als wir es denken, denn keiner denkt an die KI-Gesichtserkennung, sobald er sein Handy entsperrt. Dennoch muss vor allem die Rechtslage geklärt sein.

Rechtliche Rahmenbedingungen der KI-Gesichtserkennung in der EU und Deutschland 

Die Europäische Union (EU) hat das erste Gesetz zur KI, den Al Act, verfasst, welcher vom Rat der 27 EU-Mitgliedstaaten am 21. Mai 2024 verabschiedet wurde. Dieses Gesetz schafft einen einheitlichen rechtlichen Rahmen für den Einsatz von KI in den Mitgliedstaaten der EU. Der Al Act zielt darauf ab, das Vertrauen in und die Akzeptanz der Technik der KI zu stärken, während gleichzeitig Innovationen „made in Europe“ ermöglicht werden (Bundesregierung, 2024). Der AI Act verfolgt einen risikobasierten Ansatz, bei dem die Strenge der regulatorischen Vorgaben von dem eingeschätzten Risiko der jeweiligen KI-Anwendung abhängt.

  • KI-Systeme, die als inakzeptabel riskant eingestuft werden, wie solche zur gezielten Verhaltensmanipulation oder für „Social Scoring", werden vollständig verboten.
  • Hochrisiko-Anwendungen, die beispielsweise in kritischen Infrastrukturen oder im Gesundheitswesen eingesetzt werden, unterliegen strengen Anforderungen, die erfüllt werden müssen, um für den EU-Markt zugelassen zu werden.
  • Für Anwendungen mit geringem Risiko gelten hingegen nur begrenzte Transparenz- und Informationspflichten (Bundesregierung, 2024).

Der Al Act sieht vor, dass die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum nur unter strengen Bedingungen für die Strafverfolgung erlaubt ist. Sie darf z.B bei schweren Straftaten und nur mit richterlicher Genehmigung genutzt werden (BR24, 2023). Alle 27 Mitgliedstaaten der EU müssen den AI Act nun in ihr nationales Recht integrieren. Dabei betont der Bundesdigitalminister Volker Wissing die Notwendigkeit, die maximalen Spielräume für Innovationen zu nutzen, „damit KI-Unternehmen in Deutschland und Europa eine Zukunft haben" (Bundesregierung, 2024).

 


Neben der Gesetzgebung der EU gibt es auch nationale Datenschutzbedingungen, die den Einsatz von KI Gesichtserkennung regulieren. In der Bundesrepublik Deutschland wird diese Technologie kritisch betrachtet und es gibt Forderungen nach einem umfassenden Verbot der Überwachung durch KI, um die Grundrechte der Bürger zu bewahren (Sui Generis, 2022). Diese nationalen Bestimmungen sollen sicherstellen, dass die Nutzung von KI bei der Überwachung mit der Datenschutzgrundverordnung im Einklang steht und die Grundrechte der Bürger garantiert bleiben.

Das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und die Datenschutzgesetze der Bundesländer bilden den rechtlichen Rahmen für den Einsatz von KI. Vor allem §26 BDSG regelt den Datenschutz im Beschäftigungsverhältnis, was für den Einsatz der KI am Arbeitsplatz relevant ist (Baden-Württemberg Datenschutz, 2023).

Im November 2022 hat die Bundesrepublik Deutschland mit ihren Bundesländern bei der Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden die Richtlinien für die datenschutzkonforme Verarbeitung von Gesundheitsdaten in der Forschung festgelegt (Baden-Württemberg Datenschutz, 2023). Dies ist sehr wichtig, da die KI sonst ganz einfach Gesundheitsdaten von Personen auslesen und weiterverarbeiten kann, ohne dass die betroffenen Personen davon wissen.

In Baden-Württemberg regelt das Landesdatenschutzgesetz (LDSG) den Einsatz von KI an öffentlichen Orten. Der §13 LDSG bestimmt, unter welchen Bedingungen personenbezogene Daten für die nicht ursprünglichen Erhebungszwecke erhoben und weiterverarbeitet werden dürfen. Das beeinflusst die Weiterentwicklung und die Anwendung von KI-Systemen im öffentlichen Raum (Baden-Württemberg Datenschutz, 2023).

Eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) untersucht die rechtlichen und ethischen Herausforderungen der KI in Deutschland. In der Studie wird die Notwendigkeit für einen ausgewogenen Mittelweg zwischen Grundrechten und Innovationen gefordert. So sollen z.B. das Datenschutzrecht und das Antidiskriminierungsrecht an die KI-Systeme angepasst werden (BMBF, 2023). Diese nationalen Bestimmungen sollen die Grundrechte der Bürger sicherstellen und bewahren.

Die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum in den USA & China

Die EU hat einen strikten und engen juristischen Rahmen für die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum vorgegeben. Doch außerhalb der EU haben Länder andere Vorgehensweisen gewählt. Dies verdeutlicht die Komplexität der neuartigen Technologie auf dem gesamten Planeten.

In den USA gibt es keine einheitliche Regelung für die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum. Dort liegt eine uneinheitliche Gesetzeslage vor. In manchen Bundesstaaten ist der Einsatz der KI-Gesichtserkennung strengstens untersagt, in anderen wiederum ein Mittel, welches aktiv genutzt wird. Die Debatte zwischen der Sicherheit und der Freiheit der Bürger wird in den USA besonders kontrovers geführt (BR24, 2023).

In China wird massiv auf die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum gesetzt. In China gibt es ein riesiges Netzwerk von Überwachungskameras, die mit der KI-Gesichtserkennung ausgestattet sind. Hier wird die KI nicht nur zur Verbesserung der Verbrechungsbekämpfung genutzt, sondern auch für die soziale Kontrolle der Bevölkerung. Dies ist ein starker Kontrast zur EU und ist mit den Datenschutz- und Freiheitsrechten der EU nicht vereinbar (Bundesregierung, 2024).

 

International zeigt die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum eine Vielzahl von verschiedenen Ansätzen mit einer großen Spannbreite zwischen Sicherheitsvorstellungen und der Sicherung der Grundrechte der Bürger. Diese globalen Unterschiede zeigen die Notwendigkeit eines internationalen Dialogs über die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum auf (Bundesregierung, 2024).

Chancen der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum

Die KI-Gesichtserkennung kann einen enormen Beitrag zur Sicherung der Gesellschaft leisten. Durch den Einsatz an öffentlichen Plätzen, Flughäfen und Bahnhöfen kann eine potenzielle Bedrohung frühzeitig erkannt werden, und es können Maßnahmen zur Prävention festgelegt werden (Microsoft Azure, 2024). Die Fähigkeit, große Menschenmengen in Echtzeit zu überwachen und verdächtige Personen zu identifizieren, ermöglicht es, schneller und gezielter zu reagieren.

Ein interessantes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum kommt aus Großbritannien. In Großbritannien wurden KI-Gesichtserkennungskameras an öffentlichen Plätzen, z.B. am Flughafen, eingesetzt, um die Sicherheit zu erhöhen. Die erkannten Gesichter wurden mit einer Liste von terrorverdächtigen Personen abgeglichen. Das hat dazu geführt, dass die öffentliche Sicherheit deutlich verbessert wurde (Deloitte, 01.09.2024).

Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Unterstützung der Justiz bei der Strafverfolgung oder bei der Suche von vermissten Personen. Diese Technologie ermöglicht es, Tatverdächtige schneller zu identifizieren und zu orten, was die Aufklärungsrate von Verbrechen erhöhen kann (BR24, 2023). Bei der Suche nach vermissten Personen kann die KI-Gesichtserkennung eingesetzt werden, um die großen Datenmengen effizient zu durchsuchen und Übereinstimmungen zu finden, was die Chancen auf ein schnelles Auffinden der Person erhöht.

Die KI-Gesichtserkennung kann die Effizienz steigern. Bei den Sicherheitskontrollen in Flughäfen kann diese Technologie zur Beschleunigung der Kontrollen eingesetzt und somit der Passagierfluss positiv beeinflusst und verbessert werden (Microsoft Azure, 2024).

Ein Beispiel für die Steigerung der Effizienz durch KI-Gesichtserkennung ist ihr Einsatz am Frankfurter Flughafen. Im Jahr 2023 wurde dort das biometrische Verfahren „Star Alliance Biometrics“ eingeführt. Dabei können sich Passagiere einmalig kostenlos registrieren und kontaktlos durch die Sicherheitskontrolle und das Boarding passieren. Das „Star Alliance Biometrics“ nutzt die KI-Gesichtserkennung, indem sie die Identität der Reisenden digital verifiziert (Fraport AG, 2023).

In der öffentlichen Verwaltung kann KI zur Überprüfung von Identitäten beitragen und die Prozesse so verkürzen und vereinfachen. Die Technologie kann in das Konzept von Smart Citys integriert werden, um personalisierte Dienstleistungen anbieten zu können. Dabei soll die Lebensqualität der Bürger erhöht und verbessert werden.

In den öffentlichen Verkehrsmitteln könnte die KI-Gesichtserkennung einen Anwendungsbereich übernehmen. Sie könnte automatisch Fahrscheine kontrollieren oder zur Anpassung von Informationsanzeigen an individuelle Bedürfnisse genutzt werden (Canto, 2024.).

Die Einführung der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen Sicherheitsinteressen und dem Schutz der Privatsphäre der Bürger (Deutschlandfunk, 2024).

Risiken der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum

Neben den Chancen der KI-Gesichtserkennung, die vielversprechende Ansätze bietet, bringt sie auch einige Risiken und Herausforderungen mit sich, die sorgfältig analysiert werden müssen. Die weltweite Einführung von KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum stellt eine Bedrohung für die Privatsphäre und den Datenschutz dar. Die Bedrohung besteht darin, dass die Menschen überwacht werden, ohne ihre Zustimmung gegeben zu haben, und dadurch wissen die Menschen oft gar nicht, dass sie überwacht werden.

Dies kann zu einer Erosion der Anonymität in der Öffentlichkeit führen und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gefährden. Die Sammlung und Speicherung der biometrischen Daten durch die KI-Systeme in ihren Datenbanken ist ebenfalls nicht ganz ungefährlich. Es besteht das Risiko von Datenlecks und unbefugtem Zugriff von böswilligen Akteuren. Im schlimmsten Fall können böswillige Akteure, die sich illegal Zugang verschaffen, ihren Mitmenschen schaden, da sie Bildmaterial und Informationen über sie erhalten. Dies kann zu schwerwiegenden Konsequenzen für alle Betroffenen führen.

Die Gefahr des Missbrauchs der KI-Daten besteht also darin, dass die Daten nicht nur für ihre ursprünglichen Zwecke verwendet werden, sondern über diese hinaus gehen. Es besteht die Gefahr, dass autoritäre Regierungen oder böswillige Akteure diese Technologie zur Massenüberwachung, politischen Unterdrückung oder zur Verfolgung von Minderheiten einsetzen (BR24, 2023). Außerdem können die gesammelten Daten dazu genutzt werden, um unfaire Profile von Menschen zu erstellen oder sie gezielt zu beeinflussen. Das kann die persönliche Freiheit und Selbstbestimmung gefährden.

Ein weiteres Risiko der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum ist ihre Fehleranfälligkeit. Diese Fehlerquote führt zu einem Diskriminierungsrisiko. Studien haben gezeigt, dass viele Systeme Schwierigkeiten haben, Gesichter von Menschen mit dunkler Hautfarbe oder bestimmten ethnischen Merkmalen korrekt zu erkennen, was zu falschen Identifizierungen und unkorrekter Behandlung führen kann (TÜV Rheinland, 2023). Diese Fehler können ernsthafte Folgen haben, besonders wenn die Technologie in heiklen Bereichen wie der Strafverfolgung eingesetzt wird.

Transparenz und Nachvollziehbarkeit ist oft schwierig zu erreichen, da die Algorithmen, die in Gesichtserkennungssystemen eingesetzt werden, sehr komplex sind. Diese mangelnde Transparenz erschwert es, die Zuverlässigkeit der Systeme zu überprüfen und mögliche Fehler zu erkennen. Ein Risiko ist also die Entscheidungsgrundlage der KI-Gesichtserkennung. Es besteht die Möglichkeit, dass die Entscheidungen nicht ausreichend erörtert werden, und somit sind diese schnell anfechtbar. Diese schnelle Möglichkeit der Anfechtung unterliegt den rechtstaatlichen Prinzipien. Aus diesem Grund fordern die Kritiker der KI-Gesichtserkennung eine Entwicklung von strengen und genaueren rechtlichen Rahmenbedingungen und ethischen Richtlinien für den Einsatz von KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum. Transparenz in der Entwicklung und Anwendung der Technologie, regelmäßige Kontrollen zur Überprüfung der Genauigkeit und Fairness sowie klare Grenzen für den Einsatz in sensiblen Bereichen sind notwendig, um die Rechte und Freiheiten der Bürger zu schützen (Canto, 2024).

Ethische Betrachtungen und Zukunftsaussichten

Die Einführung der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum wirft ethische Fragen auf und erfordert einen Blick auf die Entwicklung der Technologie in der Zukunft. Diese Technologie, die das Potenzial hat, sowohl die öffentliche Sicherheit zu verbessern als auch grundlegende Freiheitsrechte zu gefährden, steht im Zentrum einer gesellschaftlichen Debatte über die Balance zwischen technologischem Fortschritt und dem Schutz individueller Rechte (Deloitte, 01.09.2024). Dabei wird deutlich, dass die verantwortungsvolle Entwicklung und Nutzung dieser Technologie eine kontinuierliche Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen und einen offenen gesellschaftlichen Dialog erfordert (Europarl, 2021).

Die Einführung der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum stellt die Gesellschaft vor ein Dilemma zwischen der individuellen Freiheit und der Sicherheit der Allgemeinheit. Während die Technologie das Potenzial hat, die öffentliche Sicherheit zu verbessern, indem sie bei der Identifizierung von Verdächtigen oder der Prävention von Straftaten hilft, birgt sie gleichzeitig Risiken für die Privatsphäre und bürgerliche Freiheiten (Deloitte, 01.09.2024). Die Herausforderung in diesem Dilemma ist es, dass ein passender Ausgleich zwischen den beiden Herausforderungen gefunden werden muss. Auch deshalb sind die sorgfältigen Gesetze zur KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum abermals von hoher Bedeutung.

Die Akzeptanz der KI-Gesichtserkennung hängt vor allem vom Vertrauen der Bevölkerung in die Technologie ab. Um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, sind mehrere Faktoren wichtig. Nur durch die folgenden Aspekte kann eine Akzeptanz in der Gesellschaft erreicht werden:

  • Transparenz ➤Die Bevölkerung muss über die Funktionsweise der Technologie und der Einsatzweise umfassend informiert werden.
  • Datenschutz ➤Der Schutz der privaten Daten muss klar geregelt sein.
  • Nachvollziehbarkeit ➤Die Entscheidungen der KI müssen nachvollziehbar und erklärbar sein.
  • Kontrolle ➤Es muss eine Überprüfung und Kontrolle der KI-Systeme geben (Microsoft Azure, 2024).

Mit dem Einsatz der KI-Gesichtserkennung ergeben sich neue rechtliche und ethische Herausforderungen bezüglich der Verantwortung und der Haftung. Offen ist die Frage, wer zur Rechenschaft gezogen wird, wenn die KI-Gesichtserkennung Fehler macht oder missbraucht wird. Ein möglicher Rechtsstreit betrifft folgende Parteien:

  • Entwickler der KI-Systeme
  • Betreiber der Systeme (z.B. Behörden oder Unternehmen)
  • Nutzer

Klare Verantwortung ist elementar in diesem Sicherheitsbereich, um das Vertrauen der Gesellschaft in die KI-Gesichtserkennung zu stärken und um Missbräuche zu verhindern. Der Al Act adressiert dies, indem er Pflichten für die verschiedenen Parteien im KI-System festlegt (Bundesregierung, 2024). Um einen angemessenen Rechtsschutz zu gewährleisten, müssen auch die Produkthaftung und der Rechtsschutz gewährleistet werden.

Die Entwicklung der KI-Gesichtserkennung wird stark von politischen Entscheidungen abhängen. Der Al Act ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Er bietet eine ausgewogene Gesetzesdarlegung, die Innovationen fördert und die Grundrechte schützt. Der Al Act kategorisiert KI-Anwendungen nach ihrem Risiko und legt entsprechende Anforderungen fest (Bundesregierung, 2024). Notwendige Regulierungen umfassen:

  • Festlegung klarer Grenzen für die Einsatzbereiche,
  • Etablierung von Kontrollen,
  • regelmäßige Überprüfung der KI-Systeme,
  • Kontrolle der Datenschutzrichtlinien.

Diese Regulierungen müssen flexibel bleiben, um sich schnell an technologische Fortschritte und ihren Wandel anpassen zu können. Dennoch darf niemals der Schutz der Grundrechte aus den Augen gelassen werden. Die Weiterentwicklung der KI-Gesichtserkennung basiert auf einer intensiven Forschung und technologischen Innovationen. Dabei gibt es folgende Kernbereiche:

  • Verbesserung der Genauigkeit:
  • Erhöhung der Erkennungsgenauigkeit über demografische Gruppen hinweg
  • Schwächen bei der Erkennung bestimmter ethnischer Gruppen und Altersklassen beseitigen
  • Entwicklung von Algorithmen zur Reduzierung von Ungleichheiten (TÜV Rheinland, 2023)
  • Erhöhung der Robustheit gegen Manipulationen:
  • Erkennung und Abwehr von Täuschungsversuchen (z.B. Deepfakes) stärken Verbesserung der Zuverlässigkeit (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, 2023).
  • Datenschutz und Privatsphäre: Mehr Schutz der personenbezogenen Daten
  • Entwicklung von Techniken wie föderiertes Lernen (Baden-Württemberg Datenschutz, 2023).
  • Steigerung der Transparenz, Verbesserung der Nachvollziehbarkeit
  • Entwicklung von transparenten Entscheidungsprozessen der KI-Systeme (Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2023)
  • Energieeffizienz: Entwicklung von Algorithmen
  • Reduzierung des Energieverbrauchs bei KI-Anwendungen (Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2023)

Diese Forschungsbereiche sind miteinander verbunden und erfordern eine Zusammenarbeit. Die Akzeptanz der Gesellschaft gegenüber der KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum kann nur durch kontinuierliche Forschung und Innovationen hergestellt werden.

Fazit

Die KI-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum bringt ein großes Dilemma mit sich. Das Dilemma zwischen Sicherheit und Freiheit, welches schwierig zu lösen ist. Während die Sicherheit der Bevölkerung zweifellos von großer Bedeutung ist, darf sie nicht auf Kosten grundlegender Freiheitsrechte gehen. Dabei ist es entscheidend, eine ausgewogene Balance zwischen dem Schutz der Bürger und deren Privatsphäre zu schaffen.

Die Kritiker weisen vor allem auf ethische und rechtliche Bedenken hin. Die Gefahr einer umfassenden Überwachung, welche die eigenen Grundrechte einschränkt, ist bedenklich. Doch diese Bedenken können mit Gesetzen umfassend reguliert werden. Der Al Act und die nationale Datenschutzbestimmung sind ein Schritt in die richtige Richtung, um rechtliche Bedenken zu eliminieren und die Vorteile der Technologie zu nutzen.

Mögliche Chancen der KI-Gesichtserkennung wie die Verbesserung der öffentlichen Sicherheit, Unterstützung der Strafverfolgung der Justiz und die Steigerung der Effizienz liegen klar auf der Hand. Diese sollten unbedingt nutzbar sein, damit wir die Sicherheit der Allgemeinheit an öffentlichen Orten gewährleisten können. Jedoch nur unter der Voraussetzung, dass der Einsatz klaren rechtlichen Rahmenbedingungen unterliegt.

Aus diesem Grund möchte ich mit den Worten von Thorsten Frei (CDU) enden, die auch meine persönliche Meinung widerspiegeln: "Wir müssen alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, damit unsere Strafverfolgungsbehörden mit biometrischer Echtzeit-Gesichtserkennung und Künstlicher Intelligenz Straftäter schneller fassen können. Die neue, europäische KI-Verordnung ermöglicht den Einsatz etwa bei schweren Straftaten und Terrorismus" (RedaktionsNetzwerk, 2023).

Literaturverzeichnis

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