Donnerstag, 31. Oktober 2013

Deutsch als Fremdprache unterrichten

In diesem Semester besuche ich ein Seminar "Sprachstandserhebung bei Migranten...". Es ist sehr informativ und die Thematik  geht uns als zukünftige Lehrer alle an. Hier eine gute homepage mit vielen Projekten und Spielen zu DaF...http://blog.goethe.de/majstersztyk/plugin/tag/spiele

Crowdfunding

Crowdfunding ist eine neue Möglichkeit, um Projekte oder Vorhaben, die man nicht selbst finanzieren möchte oder kann, durch Geldgeber, die das nötige Kapital zu Verfügung stellen, durchführen zu können. Crowdfunding kann man mit "Schwarmfinanzierung" übersetzen. Es setzt sich aus den englischen Wörtern "crowd" - Menge und "funding" - Finanzierung zusammen. Hat zum Beispiel ein Musiker eine neue Idee für ein Lied und kann sich das Studio für die Aufnahme nicht leisten, dann sucht er sich Menschen, welche seine Produktion für das neue Lied unterstützen möchten. Jedes Mitglied der Masse (crowdfunder) steuert nun einen Betrag seiner Wahl bei, um das Projekt zu verwirklichen. Die Kommunikation verläuft über eine Internetplattform. Meistens gibt es auch eine Gegenleistung. Als Gegenleistung kann die Band z.B die Geldgeber dazu berechtigen, den Song vor der eigentlichen Veröffentlichung anhören zu können.

Die zwei Seiten von Twitter

Im Zuge des Siegeszugs der sozialen Netzwerke im Internet, welcher mit Netzwerken wie LinkedIn, MySpace (2003) und Facebook (2004) begann, entstand 2006 die Plattform Twitter.


Twitter ist ein Micro-Blogging-Dienst. Das heißt, man kann als Nutzer kurze Nachrichten (bis zu 140 Zeichen) schreiben und die Einträge von anderen Usern lesen. Diese weltweiten Kurzmitteilungen bieten neben Unterhaltung jedoch auch Gefahren.

Back to the roots

Es geht doch nichts über ein face to face Gespräch.
In diesem Sinne wünschen Rahel und Antonia einen schönen Feiertag, vielleicht ganz ohne social media :-)

NSA kopiert unverschlüsselte Daten auf Google-Servern

Wie die Süddeutsche Zeitung in einer Meldung vom 30.10.2013 berichtet, veröffentlichte der Ex-Geheimdienst-Mitarbeiter Edward Snowden Informationen, dass Daten, die auf Google-Servern gespeichert werden, durch die NSA mitgelesen werden können, da diese in der Google-Cloud nicht länger durch SSL verschlüsselt sind. Die leicht humoristische Darstellung des Google-Speichersystems aus einer internen NSA-Präsentation veröffentlichte die Washington Post am selben Tag.

Change.org: "Die Petitionsplattform der Welt"

Sich auf politischem Wege zu engagieren, war bisher immer recht aufwändig. Das Web 2.0 bietet jedoch auch hier neue Möglichkeiten: Change.org ist eine Kampagnenplattform, auf der jedermann Petitionen erstellen kann. Ziel von Change.org ist es, „Menschen weltweit die Möglichkeit zu geben, sich für die Welt einzusetzen, in der sie leben möchten.“
Im folgenden Video erklärt die Deutschlandchefin Paula Hanneman von Change.org wie's funktioniert:



Change.org gibt also nicht nur Menschen, die etwas zu sagen haben und etwas erreichen wollen, eine Plattform. Change.org macht es auch den Menschen leichter, sich zu beteiligen, ohne viel Zeit aufzuwenden. Mit ein paar wenigen Klicks hat man eine Petition "unterschrieben" und unterstützt eine Sache, die einem selbst am Herzen liegt.

Die erste Petition, die ich unterschrieben habe, war die Petition von und für Malala Yousafzai. Mit der Petition sollte erreicht werden, dass Malala für den Friedensnobelpreis 2013 nominiert wurde. Malala hatte einen beeindruckenden Kampf gegen die Taliban in Pakistan geführt und überlebt.
Leider ging der Friedensnobelpreis nicht an Malala.

Auf Change.org gibt es die unterschiedlichsten Petitionen. Petitionen, die Freiheitskämpfer aus dem Gefängnis befreien wollen. Petitionen, die gegen den Abriss einer Seniorenbegegnungsstätte kämpfen. Petitionen, die Mütter beim Kampf gegen ungesunde Baby-Cremes unterstützen.

Youtube - Politik leicht gemacht

Wie erklärt man einem Jugendlichen, wie der Bundestag aufgebaut ist, was einen Überwachungsstaat ausmacht oder was solch ein komplizierter Begriff wie "demografischer Wandel" bedeutet? Natürlich liefern Bücher, Lexika und Zeitungsartikel detaillierte Erklärungen. Aber mal ganz ehrlich: Welcher Jugendliche greift schon zu diesen Quellen? 

Hier die brillante Lösung: YouTube! Die Plattform liefert neben Musikvideos, Schminktipps und Comedy auch informative, locker gestaltete und vor allem kurze Videos, die ein Licht ins Dunkel der politischen Welt bringen. 

Die bekanntesten Videoblogger sind dabei manniac, explainity und MrWissen2go. Hier findet man unterhaltsame Videos zu vielen verschiedenen Themenbereichen der Politik, sowie zu Aktuellem aus aller Welt. Einer der bekanntesten Beiträge der letzten Monate ist das beinahe eine Million Mal angeklickte Video zum Thema Überwachungsstaat.

In diesem Sinne: zurücklehnen, genießen und sich bilden!

Entwicklungsstufen zum Web 2.0

Web 2.0 ist ein oft genutzter Begriff. Was verbirgt sich aber wirklich dahinter? Welche Entwicklungsschritte wurden bis zum Web 2.0 durchlaufen bzw. wie sah dann eigentlich das Web 1.0 aus? Um diese Fragen zu beantworten, wäre ein Rückblick sinnvoll.

Zu Zeiten des Web 1.0 war der User ausschließlich Konsument. Er konnte den anderen Internetnutzern keine eigenen Inhalte mitteilen. Das heute übliche "Bloggen" war noch nicht verbreitet und ein unbekannter Begriff.

Diese neuen Partizipationsmöglichkeiten lassen sich mit einer weiteren Veränderung verbinden. Produktions- und Distributionsfirmen wurden durch den Schritt zum Web 2.0 nicht mehr benötigt, da jeder nun die Möglichkeit besitzt, Inhalte seiner Wahl innerhalb weniger Minuten für die gesamte Menschheit sichtbar zu machen.

Der Distributionsaspekt, welcher die rasche Verteilung von Inhalten beinhaltet, kann sowohl positve als auch negative Folgen haben. Beispielsweise können terroristische Vereinigungen ihr Gedankengut sehr schnell verbreiten. Positiv hingegen ist, dass auf Missstände innerhalb eines Landes ebenfalls in kürzester Zeit aufmerksam gemacht werden kann. Der "arabische Frühling" wäre hier ein geeignetes Beispiel.

Während im Web 1.0 Angebote "aktiv" gesucht werden mussten, wird der User heute mit einer wahren Informationsflut konfrontiert und hat die Aufgabe, unter vielen Informationen zu selektieren. Durch die Tatsache, dass nun jeder die Möglichkeit besitzt, Texte zu veröffentlichen, hat auch die Qualität der Inhalte spürbar abgenommen.

Interessant wäre nun die Überlegung, welche Entwicklungsschritte es in den nächsten Jahrzehnten wohl noch geben wird. Man darf gespannt sein...

Web 2.0 erklärt - mit Kaffee

Wer sich schon immer gefragt hat: "Was ist dieses Web 2.0?" bekommt mit einem Bild alles erklärt

Seouls neue Touristenpolizei ist der letzte Schrei

Im Stadteil Gangnam der chinesischen Metropole Seoul sind die Polizisten der letzte Schrei. Warum? Der Designer des Rappers Psy entwarf die neuen Uniformen der Polizisten.
Wichtigstes Gadget des Erscheinungsbildes sind die Sonnenbrillen im entsprechenden Look. Als Höhepunkt der Einführungszeremonie dieser Uniform tanzten die Polizisten den Gangnam Style, der als YouTube-Video mit 1.800.725.838 Klicks den bisherigen Rekord hält, siehe http://www.tagesschau.de/schlusslicht/seoul-touristenpolizei104.html

Mission KUSI ;-)




mehr Informationen

Empfehlung: Medien - aber sicher

Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg hat einen Ratgeber veröffentlicht, der Eltern Tipps und Ratschläge zum Umgang mit Medien ihrer Kinder gibt. Der Ratgeber befasst sich mit den Themen "Kommunikation", "Datenschutz und Rechte", "Schauen und Spielen", "Erziehen und Vorsorgen" und "Aktiv werden". Außerdem leitet er Eltern zum verantwortungsbewussten und sicheren Umgang mit neuen Medien an. Nach einem Überblick über das jeweilige Thema werden hilfreiche Tipps und nützliche Links zur Verfügung gestellt. Der Ratgeber ist nicht nur für Eltern geeignet, sondern auch für alle, die mit Kindern zu tun haben.
Hier geht's zum Ratgeber

Zunehmender Missbrauch des Web 2.0 durch Neonazis

Laut einem Bericht der bpb haben sich Web 2.0-Angebote mit rechtsextremen Inhalten seit dem Jahr 2010 verdreifacht. Durch professionelle und moderne Internetangebote, "auf denen sie Action, Kommunikation und Multimedia bieten", ködern Neonazis zunehmend Jugendliche.
Deshalb ist es Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, zufolge wichtig, auf diese Entwicklung durch Aufklärung und Kampagnen, sowie Online-Beratungen zu reagieren.
Der Link enthält eine Zusammenfassung, sowie den vollständigen Bericht - sehr lesenswert! ;-)

http://www.bpb.de/presse/49832/neonazis-online-massiver-missbrauch-des-web-2-0

Demografie erreicht Facebook?

Die Tagesschau berichtet heute über die Entwicklung von Facebook auf ihrer Seite: Erfolgreich - aber nicht mehr hip?

Fazit: Panikmache, Demografie oder ganz andere Probleme? Facebook bleibt weiterhin auf der Erfolgsspur, allerdings sind immer weniger junge Menschen regelmäßig bei Facebook aktiv.

Zu Ehren des Tages bietet Google auch eine nette Überraschung auf der Startseite: Google

Happy Halloween

handysektor.de - Hilfe beim mobilen Surfen

Laut der Selbstbeschreibung von handysektor.de handelt es sich um
"ein werbefreies Informationsangebot für Jugendliche, das sie bei einem kompetenten Umgang mit mobilen Medien unterstützen will. Die sichere Nutzung von Handys und Smartphones steht dabei im Vordergrund. Neben Informationen zur mobilen Mediennutzung stehen auch Themen wie Cybermobbing, Datenschutz, versteckte Kosten sowie die kreative Nutzung im Fokus. Für Eltern und Pädagogen gibt es einen eigenen Bereich, der einfache Praxistipps, Flyer und Unterrichtseinheiten bietet."

Dienstag, 29. Oktober 2013

Lektüreempfehlung: Social Media (Medienwissen kompakt)

Das kürzlich erschienene Buch "Social Media" von Jan-Hinrik Schmidt bietet eine gelungene Zusammenfassung wesentlicher Aspekte rund um das Web 2.0 auf (sage und schreibe nur) 100 Seiten. Meine ausführliche Beschreibung des Bandes findet sich im agora-wissen-Blog.

Blog "Angewandte Netzpolitik" der BpB

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ihr Online-Angebot in den letzten Jahren gezielt in Richtung Web 2.0 und Netzpolitik ausgebaut. Auf den hervorragenden Blog #pb21 und auf andere Online-Dossiers oder einschlägige Publikationen haben wir an dieser Stelle bereits mehrfach hingewiesen. Mit Netzdebatte.bpb.de gibt es nun einen Blog, der sich mit "angewandter Netzpolitik" befasst und bereits sehr interessante Beiträge umfasst. Die BpB selbst beschreibt die Ziele des neuen Angebots folgendermaßen:
Expertinnen und Experten der Netzwelt hinterfragen gemeinsam mit den Nutzer_innen von www.bpb.de kritisch die Entwicklungen der digitalen Gesellschaft. Der Kanal will das Verständnis für die gesamtgesellschaftliche Bedeutung netzpolitischer Fragen stärken und eine Diskussion zu diesen ermöglichen.

Codes und Symbole der Rechtsextremen

Auf den ersten Blick erkennbare Bekundungen zum Rechtsextremismus sind immer seltener anzutreffen. Das liegt zum Teil daran, dass viele rechtsextreme Symbole verboten sind. Es ist aber auch einer gewandelten Strategie geschuldet, die Jugendliche nicht sofort mit rechten Parolen abschrecken will. Diese Faktoren lassen die rechtsextreme Szene in ihrer Wahl von Symbolen und Codes immer kreativer werden. Durch scheinbar harmlose Zahlencodes beispielsweise verbreiten sie weiterhin ihre Botschaften. Für Jugendliche schaffen diese Codes ein Gemeinschaftsgefühl, sozusagen eine Geheimsprache, die die eigenen Eltern und die Lehrer nicht verstehen. Gerade deshalb ist es wichtig, die Symbole zu kennen, die nicht sofort als rechtsextrem zu enttarnen sind.

Dieses Glossar soll einen Überblick bieten über die bekannten Symbole und Codes, die von Rechtsextremen verwendet werden. Da es aber viele regionale und gruppenspezifische Unterschiede gibt, kann es keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Außerdem unterliegen einige Codes dem Wandel, vor allem wenn diese verboten werden, müssen andere, neue Codes die alten ersetzen. Einige Symbole sind nicht in die Liste aufgenommen worden, weil sie entweder eindeutig auch in der breiten Öffentlichkeit identifiziert werden oder weil sie schon sehr lange verboten sind.

Symbole mit nationalsozialistischem Bezug


An das Hakenkreuz und das SS-Zeichen denken die meisten Menschen, wenn sie Rechtsextreme beschreiben sollen. Doch diese nationalsozialistische Symbolik ist seit 1945 verboten. Aber nicht alle Symbole, die direkt aus der Zeit des Nationalsozialismus übernommen wurden, sind verboten. Gerade diese werden von den Rechtsextremen rege genutzt, denn sie sind die direkteste Art, die eigene Gesinnung kundzutun, ohne Folgen fürchten zu müssen.

Eisernes Kreuz
Eisernes Kreuz: Seit 1813 wurde das Eiserne Kreuz verwendet, um besonders tapfere Soldaten auszuzeichnen. Es ist ohne das Hakenkreuz nicht verboten und wird deshalb gerne verwendet. Das eiserne Kreuz stellt ganz allgemein ein Männlichkeitssymbol dar und wird nicht ausschließlich rechts genutzt. (vgl. asp, 2013)

Gauwinkel/Gaudreieck
Gaudreieck: seit 2002 verboten. Im NS wurde es in mehreren Organisationen verwendet, unter anderem von der Hitlerjugend (HJ). Der Ärmelaufnäher wurde auch später benutzt, um seine Herkunft zu zeigen. Da es aber eindeutig dem Nationalsozialismus zuzuordnen ist, wurde es verboten. (vgl. asp, 2013)


Reichskriegsflagge
Reichskriegsflagge: existiert seit 1867 in verschiedenen Versionen. Die Variante, die während des Nationalsozialismus verbreitet war, ist verboten. Ansonsten genießt die Reichskriegsflagge eine rege Verwendung. (vgl. asp, 2013)

Zahnrad
Zahnrad: Das Zahnrad ist ein oft verwendetes Symbol der Rechtsextremen. Es wurde im NS für die deutsche Arbeiterfront eingesetzt, ist aber dennoch nicht verboten, weil das Zahnrad seit der industriellen Revolution als Zeichen für Fortschritt gilt. Auch das THW verwendet es heutzutage. Daher wird es in der breiten Öffentlichkeit nicht als rechtsextremes Zeichen wahrgenommen. (vgl. asp, 2013)

Zahlencodes


Zahlencodes spielen eine überragende Rolle bei rechtsextremen Gruppierungen. Sie werden häufig als Grußformeln auf Plakaten, in Briefen oder im Internet verwendet. Sie dienen daher oft als Erkennungszeichen, die aber relativ einfach zu entschlüsseln sind. Die Anfangsbuchstaben der Worte werden durch die entsprechende Zahl ersetzt (Position im Alphabet). Obwohl man diese Codes sehr einfach entschlüsseln kann, sind sie strafrechtlich nicht relevant. Das Verwenden dieser Zahlen(codes) kann nicht per se als rechtsextrem gedeutet werden. Dennoch stellen sie einen Anhaltspunkt da. (vgl. www.netz-gegen-nazis.de )


18              steht für die Anfangsbuchstaben A und H und somit für Adolf Hitler. Dieser Code wird häufig in Organisationsnamen verwendet.

28              wird als Synonym für die verbotene Organisation Blood&Honour genutzt. Häufig wird dieser Code auf T-Shirts verwendet, um die Zugehörigkeit und die Unterstützung auszudrücken. Aber auch Organisationen, die sich als Erben empfinden, tragen oft die 28 im Namen. 828 ist zudem eine bekannte Grußformel unter Mitglieder der verbotenen Organisation, das für Hail Blood&Honour steht.

88             ist wohl das meist genutzte Zahlenkürzel und steht für Heil Hitler. Es wird nicht nur als Grußformel benutzt, sondern oft auch in Namen von Organisationen oder Usernamen sowie als Aufdruck auf T-Shirts, Mützen und ähnliches. Ein Ableger dieser Formel stellt das Kürzel H8 dar, das auch für Heil Hitler verwendet wird, aber noch eine zusätzliche Funktion hat: Englisch ausgesprochen klingt das Wort wie hate, also Hass.

14             (words) „We must secure the existence of our people and a future for our white children.” (von David Lane, US-amerikanischer Neonazi) = Wir müssen die Existenz unseres Volkes sichern und die Zukunft unserer weißen Kinder. Verwendet wird es auf ganz unterschiedliche Weise, vor allem in Liedtexten, Aufdrucken aber auch als Grußformel. Oft sieht man diesen Code auch in Fußballstadien kombiniert mit anderen Codes.

168:1        Der Anschlag von Oklakoma City im Jahr 1995 wird mit diesem Code bilanziert. Der Attentäter tötete 168 Menschen und wurde danach zu Tode verurteilt. Er gilt als rechtsextremer Held und wird weltweit von Rechtsextremen verehrt.

Diese Codes sind am weitesten verbreitet in der rechtsextremen Szene. Dennoch gibt es natürlich eine Vielzahl anderer Codes, die regional benutzt werden. Weitere Zeichen sind beispielsweise 444 (Deutschland den Deutschen) oder 1919 (für SS), diese sind auf der Webseite www.netz-gegen-nazis.de zu finden, die laufend aktualisiert wird.

Symbole mit germanischem Bezug


Gerne nehmen Rechtsextreme Bezug auf die germanischen Vorfahren, die schon während des Nationalsozialismus als „arisch“ idealisiert wurden. Nicht nur der germanische Göttervater Odin wird dabei als Kultfigur verehrt und somit gerne auf Ansteckern benutzt („Odin statt Jesus“) sondern auch Walhalla, das Paradies für alle Krieger. Walhalla sind unter anderem viele Bandnamen gewidmet, sowie zahlreiche Modemarken. Vor allem aber die Runen, die germanische Laut- und Symbolschrift, werden häufig verwendet. Die wohl bekannteste Rune im Nationalsozialismus stellt die Sigrune da, die als Doppelsigrune das Abzeichen der SS war. Das Tragen und Verwenden dieser Rune ist strafbar. Es gibt allerdings einige Runen, die heute noch Verwendung finden ohne strafrechtliche Folgen. Zudem verwenden rechtsextreme unterschiedliche Symbole, die den Germanen zugeschrieben werden.

Man-Rune
Man-Rune: oder Lebens-Rune. Diese Rune wird unter anderem in Geburtsanzeigen, sowie als Schmuck verwendet. Sie bildet den inhaltlichen Gegensatz zur Todes-Rune (Yr-Rune). Das Verwenden steht nicht unter einem Verbot, solange sie nicht mit der SA in Verbindung gebracht wird. (vgl. www.netz-gegen-nazis.de)
Yr-Rune
Yr-Rune: sie steht für die Nationalsozialisten und die Rechtsextremen heutiger Tage für den Tod, daher wird sie oft in Todesanzeigen Rechtsextremer oder als Ersatz für das christliche Kreuz benutzt. (vgl. www.netz-gegen-nazis.de)


Hagal-Rune
Hagal-Rune: verbindet die beiden oberen Symbole miteinander. Ursprünglich symbolisiert sie die Harmonie, wurde aber von den Nationalsozialisten für die SS verwendet. (vgl. www.netz-gegen-nazis.de)


Odal-Rune
Odal-Rune: bedeutete anfänglich Besitz oder Erbe, wurde aber in der NS-Zeit umgedeutet. Die Verwendung ist in Verbindung rechtsextremer Inhalte verboten. Ein ähnliches Symbol findet sich aber auch auf dem Abzeichen des Hauptfeldwebels bei der Bundeswehr. (vgl. www.netz-gegen-nazis.de)


Wolfsangel
Wolfsangel: wird auch Gibor-Rune genannt. Sie diente im zweiten Weltkrieg als Zeichen für verschiedene militärische Einheiten und steht somit auch heute noch für den Kampfeswillen. (vgl. asp, 2013)


Schwarze Sonne
Die schwarze Sonne: ein Kunstprodukt der Nationalsozialisten, das als germanisch ausgegeben wird. Die schwarze Sonne besteht aus drei Hakenkreuzen und zwölf Sig-Runen. Sie gilt mittlerweile als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz. Verwendet wird die schwarze Sonne nicht nur als Teil von Gruppensymbolen, sondern auch als (Körper-)Schmuck. (vgl. asp, 2013)

Triskele
Triskele: Sie ist ein weit verbreitetes Symbol, sowohl in runder wie auch in eckiger Form. Die eckige Form ist allerdings verboten wenn sie zusammen mit der Organisation Blood&Honour (verboten) gezeigt wird. Die gerundete Form wird meist so sehr verschnörkelt, dass die Triskele kaum mehr zu erkennen ist. Außerdem ist die Triskele kein reines rechtes Zeichen, sie wird auch in heidnischen Kreisen häufig benutzt. (vgl. asp, 2013)

Adler fängt Fisch
Adler fängt Fisch: Der Fisch ist schon seit Jahrhunderten das Symbol des Christentums. Der Adler steht symbolisch für das starke Germanische, das über das Christentum siegt. Da Thor Steinar, eine rechts Modemarke, dieses Symbol weit verbreitet, nimmt die Popularität dieses Zeichens stetig zu. (vgl. asp, 2013)

Keltenkreuz
Keltenkreuz: In Zusammenhang mit rechtsextremen Organisationen ist dieses Zeichen verboten, alleinstehend aber nicht. Das Keltenkreuz ist sehr beliebt als Aufdruck auf T-Shirts oder als Ring. Wie die Triskele hat das Keltenkreuz nicht nur neonazistische Bedeutung, es wird vielmals auch von heidnischen Gruppen herangezogen.

Sprachcodes


Die Sprachcodes teilen sich in zwei unterschiedliche Kategorien auf: Erstens, das, bereits bekannte, Prinzip der Abkürzungen und zweitens die Wortneuschöpfungen oder die Umdeutung bestimmter Begriffe.


A.C.A.B            A.C.A.B steht für „all cops are bastards“(alle Polizisten sind Bastarde“) und ist kein rein  rechtes Kürzel, denn es findet sich in vielen Subkulturen (z.B. bei Punks) wieder, aber es ist dennoch ein beliebter Kürzel unter Rechtsextremen. (vgl. www.netz-gegen-nazis.de )


A.J.A.B             Dieses Kürzel stellt eine rechte Abwandlung des Kürzels A.C.A.B dar und bedeutet: „All Jews are bastards“ also alle „Juden sind Bastarde“. Mithilfe dieses Kürzels können Rechtsextreme ihre antisemitischen Neigungen ausdrücken ohne strafrechtliche Folgen zu befürchten. (vgl. asp, 2013)


HffH                 “Hammerskins forever – forever Hammerskins” so lautet das Motto der rechtsextremistischen Gruppierung Hammerskins. Sie wurde 1986 in den USA gegründet und ist international vertreten, auch in Deutschland. (vgl. www.netz-gegen-nazis.de )


RaHoWa            ist das Akronym für “Racial Holy War”. Übersetzt bedeutet dies „heiliger Rassenkrieg“. Es wird weltweit rege benutzt in Form von Graffitis und Aufdrucken sowie als Grußformel. (vgl. asp, 2013)


WAP/WP          Dieses Akronym wird vor allem in Verbindung mit einer weißen Faust gezeigt. „White (aryan) power” oder “Weiße (arische) Macht“ ist eine der Schlüsselbegriffe der rechtsextremen Szene. Zusammen mit dem Symbol der weißen Faust ist das Motto oft auf Aufklebern, T-Shirts etc. zu sehen. (vgl. Kulick/Staud 2012)


WAW               steht für „Weißer Arischer Widerstand“. Das Original WAR („White Aryan Resistance“) stammt aus den USA. Oft wird dieses Zeichen in Verbindung mit Waffendarstellungen oder Totenköpfen gebracht, da es vor allem als Kampfbegriff genutzt wird. (vgl. asp, 2013)


W.O.T.A.N       Diese Abkürzung ist doppeldeutig: Zum einen ist Wotan eine andere Bezeichnung für den germanischen Göttervater Odin. Zum anderen, das wird durch die Punktsetzung deutlich, ist noch eine weitere Botschaft darin versteckt: „Will of the aryan nation“ (dt.: Wille der arischen Nation“). (vgl. www.netz-gegen-nazis.de )


ZOG                 Dieser Code wird von den Rechtsextremen benutzt, um die „jüdische Weltverschwörung“ zu bekämpfen. „Zionist Occupied Government“, übersetzt bedeutet es die „zionistisch besetzte Regierung“. Sie unterstellen damit, dass Regierungen auf der ganzen Welt von Juden kontrolliert werden. (vgl. Radke/Flad, 2012)


Doch Rechtsextreme nutzen nicht nur Abkürzungen und Akronyme, um ihre Botschaften zu verbreiten und sie in der breiten Masse zu etablieren. Sie sind außerdem sehr kreativ in Wortneuschöpfungen, die sie häufig einsetzen, um strafrechtlich relevante Themen umzugestalten. Diese verbreiten sich hauptsächlich im Internet rasend schnell, werden dann aber auch von rechtsextremen Zeitschriften übernommen.


Schuldkult         Die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte soll mit diesem Begriff als nicht natürlich und aufgezwungen dargestellt werden, um den Nationalsozialismus so zu verharmlosen.


Umerzieher        stellen diejenigen Personen da, die weiterhin die Verbrechen des Nationalsozialismus betonen und an die Opfer dieser Zeit erinnern wollen.


Bomben-Holocaust          Um den Begriff des Holocausts, der für die grausamen Mord an Millionen
Juden steht und der in der Geschichte einmalig ist, zu relativieren, werden die alliieren Bombenangriffe auch derart bezeichnet.


USrael               steht für USA + Israel und soll ausdrücken, dass die USA von den Juden gesteuert wird. Ebendies soll auch ausgedrückt werden, wenn von der Ostküste die Rede ist. In New York befindet sich die größte Aktienbörse, die angeblich von Juden kontrolliert wird.


Krake                Krake wurde als Begriff schon in der Zeit der Nationalsozialisten für die erfundene jüdische Weltherrschaft verwendet. Auch heutzutage setzt man diesen Begriff damit gleich.


Systempolitiker                soll die Politiker der demokratischen Parteien in eine feindliche Ecke stellen, die den eigentlichen Willen des Volkes nicht vertreten, sondern durch die Alliierten aufgezwungen wurde. Auch Systemparteien wird in diesem Zusammenhang oft benutzt. Des Weiteren verwenden Rechtsextreme immer wieder Begriffe wie Erfüllungspolitiker, Nadelstreifen-Kriminelle oder Globalisierungsfanatiker.


Besatzerregime             Damit wird von den Rechtsextremen ausgedrückt, dass der heutige Staat und
unsere Verfassung von den Alliierten Siegermächten ausgeht und somit keine Legitimität in der deutschen Bevölkerung hat.


Multikulti-Extremisten           Jegliche Form von Zuwanderung ist, laut der rechtsextremen Szene, illegitim. Daher kann man eine Zuwanderung nur gewaltsam umsetzen. Wer sich für die Demokratie und die Zuwanderung einsetzt gilt als Multikulti-Umerzieher.


Asylbetrüger         Auch dieser Begriff soll die Illegitimität von Zuwanderern unterstreichen. Damit sprechen die Rechtsextremen allen Flüchtlingen eine legitime Begründung ihrer Flucht ab, beispielsweise aus Kriegsgebieten.


Überfremdung         soll heißen, dass der Anteil der Migranten unsere Kultur immer weiter verdrängen wird. Sie stellen diesen als überproportional da, dies entspricht aber nicht der Wahrheit.


Ausländergewalt            Es wird damit unterstellt, dass Einwanderung Kriminalität zur Folge hat. Dieser Begriff ist der einzige Begriff der Rechtsextremen, der es geschafft hat, auch außerhalb der Szene Verwendung zu finden. So sprechen viele Medien und Politiker auch von „Ausländerkriminalität“. Dabei ist dieser Zusammenhang völlig aus der Luft gegriffen, denn Kriminalität steckt nicht in den Genen, sondern wird bedingt durch soziale Faktoren, wie Bildungschancen. Ein weiterer Begriff, der in seiner Bedeutung deckungsgleich ist, ist der Begriff der multikriminellen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang benutzen Rechtsextreme vielmals auch den Begriff der Kulturbereicherer, der ausdrücken soll, dass die Gesellschaft hier nur negativ von der Zuwanderung profitiert.

(vgl. für alle Begriffe: Radke, J. und Flad, H. in: Das Buch gegen Nazis)

inländerfreundlich          wird verwendet, um das Wort ausländerfeindlich zu umgehen. Das Gegenteil inländerfeindlich wird benutzt, um Aktionen gegen Rechtsextremismus zu stigmatisieren. (vgl.www.netz-gegen-nazis.de)


befreite Gebiete                befinden sich dort, wo Rechtsextreme die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich haben. (vgl.www.netz-gegen-nazis.de)


Sie erfinden darüber hinaus deutsche Begriffe für Wörter aus anderen Sprachen. Besonders beliebt sind Worte wie Weltnetz für das Internet. Dieses besteht nicht aus Homepages, sondern aus Heimatseiten. Auch Links folgt man bei Rechtsextremen nicht, man folgt Verweisen. Emails kann man in der rechtsextremen Szene nicht empfangen, dort empfängt und schreibt man Epost. Aber davon sind nicht nur neue Begriffe (meist aus dem Englischen) betroffen, die das Internet betreffen. Auch das T-Shirt wird anders genannt, nämlich T-Hemd und eine Pizza nennen Rechtsextreme Gemüsekuchen.

Rechtsextreme Wortschöpfungen sollten auf keinen Fall übernommen werden, sie dienen vor allem dazu, Ideen und Parolen zu normalisieren und diese in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. Worte, die teilweise durch die Medien übernommen worden, sind beispielsweise Kinderschänder für Sexualstraftäter oder Ausländergewalt.(vgl. www.netz-gegen-nazis.de)

Schlussfolgerungen


Um eine Gefahr oder ein Problem beheben zu können, ist es fundamental, es überhaupt erkennen zu können. Codes und Symbole machen nicht nur der Justiz Schwierigkeiten, rechtsextreme und rassistische Äußerungen zu ahnden, sie verschleiern der Öffentlichkeit zudem die eigentlichen Ziele. Nicht jeder, der diese rechten Symbole trägt, ist ein gefestigter Rechtsextremist. Vor allem Jugendliche, die noch auf der Suche nach ihrer Identität sind, lassen sich durch das Gemeinschaftsgefühl, das diese Codes verursachen, beeindrucken. Sie fügen sich dann in eine Gemeinschaft ein, die ihnen scheinbar Halt bietet. Außerdem sollte man sich nicht auf dem einmal gewonnen Wissen über diese Symbole ausruhen. Die Popularität bestimmter Symbole wandelt sich, aber auch viele Wortneuschöpfungen finden ihren Eingang in die rechtsextreme Szene. Deshalb sollte man wachsam bleiben. Das Erkennen der Symbole und Codes sollte aber immer nur der erste Schritt bleiben. Sie einfach nur zu erkennen und dann wegzusehen oder sie schlicht zu ignorieren, ist wahrscheinlich sogar eher kontraproduktiv, denn es besteht die Gefahr, dass sie dadurch in der Mitte Gesellschaft ankommen und sich dort festigen. Es stellt sich also die Frage, was kann oder sollte man tun, wenn man rechte Symbolik bei dem eigenen Kind, bei einem seiner Schüler oder einem Bekannten wahrnimmt? Ganz einfach ist die Frage nicht zu beantworten.


Weitere Informationen (auch zu Modemarken und Musikstilen) enthält der Ratgeber der Agentur für soziale Perspektiven e.V.: http://www.dasversteckspiel.de/

Einen guten Überblick und Handlungsempfehlungen gibt das Buch „Das Buch gegen Nazis. Rechtsextremismus - was man wissen muss und wie man sich wehren kann“ von Holger Kulick und Toralf Staud.

Interessant für Lehrer: Themenblätter im Unterricht (Nr. 98): Was denken Nazis? Diese gibt den SchülerInnen Argumente gegen Nazis - www.bpb.de

Literaturverzeichnis

  • Agentur für Soziale Perspektiven (Asp) e.V.: Versteckspiel. Lifestyle, Symbole & Codes von Neonazis und extrem Rechten. Berlin 2013, 13. Auflage
  • Aktion Zivilcourage: Das sieht verboten aus. Rechtsextreme Symbole und ihre Bedeutung. URL: http://www.aktion-zivilcourage.de/downloads/Flyer-Das_sieht_verboten_aus-v5.pdf.pdf [Datum der Recherche: 14.10.2013]
  • Kanal 21 Bielefeld Sozial: Rechtsextreme Symbole. Auf www.youtube.com [Datum der Recherche: 05.10.2013]
  • Kulick, H., Staud, T. (Hrsg.): Das Buch gegen Nazis. Rechtsextremismus- was man wissen muss und wie man sich wehren kann. Köln: Verlag Kiepenhauer und Witsch GmbH& Co. KG 2012, 3. Auflage
  • Radke, J., Fad,H.: Wo ist eigentlich die Ostküste? In: Kulick, H., Staud, T. (Hrsg.): Das Buch gegen Nazis. Rechtsextremismus- was man wissen muss und wie man sich wehren kann. Köln: Verlag Kiepenhauer und Witsch GmbH& Co. KG 2012, 3. Auflage
  • www.netz-gegen-nazis.de: Rechtsextreme Symbole, Codes und Erkennungszeichen. [Datum der Recherche: 12.10.13]

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Medienkompetenz: Recherche 2.0

Wenn Sie das, was wir in den praktischen Teilen der Web 2.0-Seminare behandelt haben, nachbereiten und vertiefen wollen, steht Ihnen nun das Buch "Recherche 2.0. Finden und Weiterverarbeiten in Studium und Beruf" zur Verfügung, das ich zusammen mit Jürgen Plieninger und Christian Rapp verfasst habe und das soeben erschienen ist (ausführliche Beschreibung auf der Agora-Website):

Samstag, 5. Oktober 2013

"Web 2.0 - Was sollte ich wissen?" - Projektdokumentation

Ganz vorne weg: Dies ist eine Dokumentation, die sicherlich nicht ganz objektiv beschrieben ist, ganz einfach deshalb, weil ich Teil dieser Gruppe war und hinter jedem Schritt, den wir gemacht haben, stehe. Deswegen ist manches auch mit einem Augenzwinkern zu sehen und nicht mit der wissenschaftlichen Brille. So jetzt geht’s los!

Wie fast jedes Semester bietet Herr Dr. Ragnar Müller an der PH das Seminar „Web 2.0 und Medienkompetenz - Was sollte ich als (Politik-)LehrerIn wissen?“ an. Wie der Titel der Veranstaltung schon verrät, soll hierbei Grundlegendes zur Medienkompetenz beigebracht und auch auf die Chancen und Gefahren des Webs 2.0 eingegangen werden. Für dieses Semester hat sich Herr Müller etwas ganz besonderes überlegt: Wir Studenten sollten nicht nur passiv im Seminar sitzen und uns mit den Informationen „berieseln“ lassen, von denen wir am Ende des Semesters nur noch einen Bruchteil wissen. Der studentische Beitrag in Form einer PowerPoint-Präsentation über ein entsprechendes Thema ist hierbei oft nur Nebensache und die Aufmerksamkeit, die dem Aufwand und der inhaltlichen Aufbereitung eigentlich geschuldet wäre, ist nicht vorhanden. Alles andere als motivationsfördernd, wie man sich sicherlich vorstellen kann. Somit war klar, dass eine Umstellung von Passiv zu Aktiv nötig ist und wirklich alle Seminarteilnehmer gefordert sein müssen. Außerdem sind die studentischen Beiträge teilweise so gut vorbereitet, dass es schade ist, wenn nur sehr wenige sie zu hören bekommen. Zudem ist ein handlungsorientierter Politikunterricht für uns angehende Lehrerinnen und Lehrer sehr wichtig. Das Konzept der Handlungsorientierung im Politikunterricht geht nämlich von der Grundüberlegung aus, dass Politik mehr sein muss als die rein intellektuelle Aneignung von Sach- und Fachwissen, es schließt die Handlungsdimension mit ein.

Aufgrund all dieser Tatsachen schlug Herr Müller vor, einen Informationsabend am Ferdinand-Porsche-Gymnasium in Stuttgart-Zuffenhausen zu planen und durchzuführen. Hier kann man sich einen ersten Eindruck von der schönen Schule verschaffen: http://www.fpgz.de/. Dazu sollten die Eltern eingeladen und über die vielen Chancen und Gefahren des Web 2.0 informiert werden. Im Laufe des Semesters sollten wir die benötigten Informationen erarbeiten und unsere Erkenntnisse an diesem Abend präsentieren. Herr Müller ließ die Seminargruppe entscheiden, ob man dieses Projekt durchführen wolle oder lieber das „klassische“ Seminar bevorzuge wie die Jahre zuvor. Nach kurzer aber reiflicher Überlegung war sich die Seminargruppe einig, sich auf dieses Projekt einzulassen und es auch gleich anzugehen.

Vorbereitung

„Ein Projekt ist ein zeitlich begrenztes Vorhaben, mit dem ein einmaliges Produkt, eine einmalige Dienstleistung oder ein einmaliges Ergebnis geschaffen wird“, so lautet die Definition in einem Projektmanagementbuch. Auch uns war bewusst, dass dieses Semester wie im Fluge vorbeigehen würde und wir die Planungen nicht auf die lange Bank schieben können. Wir überlegten, wie der Abend aufgebaut sein könnte und wie man ihn am besten strukturiert. Herr Müller zeigte uns ein paar Möglichkeiten auf und erklärte zu den einzelnen Themen etwaige Vor-und Nachteile und was man berücksichtigen sollte. Dadurch kristallisierten sich recht früh Favoriten heraus. Wir stellten, dann aber auch schnell fest, dass wir gar nicht alles an einem Abend referieren können, d.h. wir mussten uns von einigen Themen noch verabschieden. Ins Ziel haben es dann folgende drei Themenbereiche geschafft: Facebook & Privatsphäre, Cybermobbing und Rechtsextremismus im Web 2.0.

Jetzt bildeten sich zu den Themen die Gruppen. Aufgrund der Anzahl von Seminarteilnehmern hatten wir drei „Expertengruppen“, die sich mit jeweils einem Thema befassten. Dann wurde es schon etwas schwieriger. Wir mussten uns in der Gruppe auf inhaltliche Aspekte einigen. Dazu mussten wir eine Richtung festlegen: Wollen wir zu den Themenbereichen Allgemeines erklären oder nur auf die Gefahren hinweisen? Inwieweit sollte man die Möglichkeiten und Vorteile erwähnen? Was ist überflüssig bzw. von welchem Kenntnisstand über soziale Netzwerke kann man bei den Eltern ausgehen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten wir uns. Wir setzten uns als ersten Meilenstein, dass jede Gruppe eine erste vorläufige Version ihrer Präsentation den anderen Gruppen vorstellt und erste inhaltliche Ideen präsentiert. Im Anschluss soll dann darüber diskutiert werden, was man eventuell anders machen könnte, was auf jeden Fall bleiben sollte und was noch fehlt. Somit waren die ersten groben Planungen abgeschlossen und jede Gruppe arbeitete an der ersten Version.

Schneller als man schauen konnte, gingen wir somit zum nächsten Schritt über: der Präsentation und Analyse der Erstversion. Die erste Gruppe, die sich der „kritischen Jury“, bestehend aus Kommilitonen und Dozent, gegenüberstellen musste, war die Rechtsextremismus-Gruppe. Auf den ersten Blick war es eine gelungene Präsentation, und die Gruppe hat sich sehr gut vorbereitet. Man konnte sehen, dass sich die Gruppe intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatte und auch wusste, wovon sie spricht. Inhaltlich gingen sie auf die Gefahrenquellen ein, die im Netz lungern. Eine Homepage, die zunächst harmlos erschien, stellte sich später als extrem rassistisch heraus. Sie locken mit Parolen wie „Todesstrafe für Kinderschänder“, denen zunächst viele eine gewisse Sympathie entgegenbringen. Auch gegen Tierversuche für Kosmetik sprechen sie sich aus, allerdings steckt noch viel mehr hinter der Fassade.

Grundsätzlich haben wir uns über den Aufbau einer Präsentation unterhalten. Bevor man nämlich beginnt, eine PowerPoint-Präsentation vorzubereiten, sollte man sich überlegen, ob PowerPoint für den eigenen Vortrag wirklich das beste „Werkzeug“ ist. Ein Referat wird durch den Einsatz dieser Software nicht automatisch besser. Es kann einen Vorteil gegenüber der „klassischen“ Methode mit Folien und Projektor darstellen, z.B. wenn man farbige Fotos, Grafiken, Animationen oder Videos zeigen möchte. Allerdings verführt PowerPoint auch dazu, schnell und unbedacht eine Präsentation „zusammenzuklicken“, die unter Umständen für die Zuhörer eine Zumutung ist und bei der wenig „rüberkommt“ Es gilt also, das Werkzeug PowerPoint mit Bedacht einzusetzen, falls es der Qualität des Vortrags dient. Zwei wichtige Merkmale sind:

Ein guter Vortrag ist eine zusammenhängende „Erzählung“, keine Liste von Stichpunkten. Bei einem guten Vortrag liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der mündlichen Darbietung. Die Folien dienen lediglich dazu, Inhalte anschaulich zu machen und dem Zuhörer das Erinnern zu erleichtern. Das bedeutet auch, dass man mit den Folien allein wenig anfangen kann. Sie werden erst durch die mündliche Erklärung sinnvoll.

Ein Guru auf diesem Gebiet ist Garr Reynolds. Er beschäftigt sich damit, worauf es heute bei der Vorbereitung, Gestaltung und Durchführung von Präsentationen ankommt, und ist ebenfalls der Meinung, dass „weniger oft mehr“ ist. Auf seiner Homepage http://www.garrreynolds.com/ gibt es sowohl Informationen über ihn als Person als auch Tipps für gute Präsentationen. Ebenso kann man auf seinem Blog http://www.presentationzen.com/ die neusten Entwicklungen und Tipps verfolgen und auch gute Präsentationen ansehen.

Aufgrund dieser Tatsachen sollte die Rechtsextremismus-Gruppe ihren Vortrag nochmals überarbeiten und ihre Erkenntnisse mehr in eine Geschichte umwandeln, mehr Bilder verwenden und weniger Text abbilden. Die wichtigsten Internetseiten zu den Themen Rechtsextremismus und Rassismus im Web sind: www.hass-im-netz.info: Das neue Informationsangebot zeigt, wie Rechtsextreme das Internet für ihre Zwecke missbrauchen und welche Strategien sie nutzen, um Jugendliche anzusprechen. Die Website klärt über unterschiedliche Erscheinungsformen von Hass im Netz auf, liefert aber auch konkrete Tipps, was jede und jeder Einzelne - ob privat oder im professionellen Kontext - rechtsextremen Hassinhalten entgegensetzen kann. Weitere einschlägige Websites sind www.netz-gegen-nazis.de oder www.no-nazi.net. Lohnt sich, mal einen Blick darauf zu werfen!

Nach der Kritik und den Verbesserungsvorschlägen hatte die zweite Gruppe einen kleinen Wissensvorschuss bezüglich ihrer Präsentation. Die Cybermobbing-Gruppe konnte schon einige Tipps und Tricks anwenden, dennoch gab es einiges zu verbessern. Es sollte noch mehr Text durch Bilder ersetzt werden und die Präsentation noch mehr einer Geschichte ähneln. Dies war bei diesem Thema nicht allzu schwer, da es einige wahre, leider auch sehr traurige Geschichten zu erzählen gab, wie die der Amanda Todd oder Carolina Picchio. Zu der Geschichte von Amanda Todd, gibt es einen Zeitungsartikel von der Welt vom 22.10.2012 http://www.welt.de/vermischtes/article110103789/Der-stumme-Hilferuf-der-Amanda-Todd-15.html. Das Video von ihr, könnt ihr euch unter folgenden Link ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=Au0cemUHTGA.

Wir einigten uns darauf, unseren Vortrag auf Grundlage dieser Geschichte zu erzählen, um somit einen roten Faden zu haben, auf den wir immer wieder referenzieren können. Die Idee, die Geschichte erst als Video ablaufen zu lassen, wurde wieder verworfen, da es viel authentischer ist, wenn sie ein Gruppenmitglied vorliest. Auch die Ergänzung durch Statistiken war sinnvoll, um dem ganzen noch etwas Nachdruck zu verleihen und auch um zu verdeutlichen, wie oft Cybermobbing vorkommt. Wer an dieser Stelle noch mehr über Cybermobbing erfahren will und was man dagegen tun kann, kann sich auf folgenden Seiten informieren: www.bündnis-gegen-cybermobbing.de. Dieses Bündnis möchte die Gesellschaft auf dieses Thema aufmerksam machen und auch Forschung darüber betreiben. Außerdem können Betroffene sowie deren Angehörige Hilfe und Ratschläge bekommen und auch, wenn gewünscht, eine Beratung.

Auf dem Portal der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes sind Verhaltenstipps bei Cybermobbing zu finden. Das Beratungsangebot klärt über die Folgen für Täter und Opfer auf und enthält Ratschläge für betroffene Schülerinnen und deren Lehrerinnen und Lehrer: http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/cybermobbing.html. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat Tipps für Kinder und Jugendliche sowie Links zusammengestellt, wie sich Jugendliche gegen Attacken schützen und selbst dagegen vorgehen können: www.bmfsfj.de/cybermobbing. Nummer gegen Kummer e.V. ist ein Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und Eltern. Hier findet man schnelle und kompetente Hilfe: www.nummergegenkummer.de. Auf juuuport helfen sich Jugendliche gegenseitig, wenn sie Probleme im und mit dem Web haben. Fragen können öffentlich im Forum oder persönlich per E-Mail-Formular gestellt werden: www.juuuport.de. Der Satz, der uns in diesem Zusammenhang wohl alle am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist folgender:

Verwende deine Passwörter wie Zahnbürsten, teile sie mit niemandem und wechsle sie regelmäßig!


Last but not least präsentierte die Facebook-Gruppe den anderen Seminarteilnehmern ihren ersten Entwurf. Durch die zwei bereits vorausgegangenen Präsentationen der anderen Gruppen war dieser Entwurf nahezu perfekt. Da die Privatsphäre-Einstellungen rund um Facebook immer wieder Thema sind, hat sich die Gruppe dafür entschieden, dieses Thema in den Mittelpunkt zu rücken. Sie begannen mit einem kleinen Theaterstück, bei dem die Tochter morgens beim Frühstück dem Vater unterbreitet, dass sie ihre Urlaubsbilder hochladen möchte. Der Vater war alles andere als erfreut darüber, auch deswegen, weil er nicht wusste, inwieweit seine Rechte geschützt sind und wer am Ende seine Urlaubsbilder im Netz alle sehen kann. Die Tochter konnte ihm seine vielen Fragen auch nicht beantworten. Doch zum Glück gab es eine Expertin, die alles rund um die Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen bei Facebook wusste. Hier war das Ziel, dass man den Eltern explizit zeigt, wie man solche Einstellungen vornehmen kann und was es generell alles für Möglichkeiten gibt, um sich und seine Privatsphäre zu schützen. Deswegen bestand der Vortrag aus vielen Screenshots, bei dem man Schritt für Schritt erklären wollte, wie es funktioniert. Das kleine Theaterstück zu Beginn wurde dann am Ende des Vortrages noch einmal aufgenommen, um so einen runden Abschluss zu haben. Eine schöne Idee. Man musste nur noch ein paar Verbesserungen an den Screenshots vornehmen und ein paar Pfeile einfügen und schon war dieser Teil fertig.

Zu diesen Themena rund um Facebook und die Privatsphäre gibt es das Buch von Thomas Pfeifer/ Jöran Muuß-Merholz (2012), Mein Kind ist bei Facebook. Tipps für Eltern, Addison-Wesley. Außerdem gibt es ein Online Spiel, das von Studenten der Universität Regensburg entwickelt wurde, bei dem man sehen kann, wie gut man eigentlich seine Facebook Freunde kennt. http://www.friend-inspector.org/. Generell gibt es zu allen Themenbereichen viele Informationen auf der Seite www.klicksafe.de . Hier gibt es über 40 Broschüren rund ums World Wide Web. Das Material ist sehr gut aufbereitet und bietet mit zahlreichen Bildern und Links eine gute Hilfestellung zum Umgang mit Gefahren im Web. Zum Thema Facebook beinhaltet das Infomaterial auch Screenshots und kleine Filme, die anschaulich zeigen, mit welchen Klicks man seine Privatsphäre besser schützen kann.

Nachdem wir alle drei Präsentationen nochmals überarbeitet und ein zweites Mal in unserer kleinen, aber hoch kritischen Seminargruppe vorgetragen hatten, konnte der Elternabend endlich kommen. Wir waren, einschließlich unseres Dozenten Herr Müller, top vorbereitet und wollten unser neu gewonnenes Wissen endlich an den Mann und natürlich auch an die Frau bringen.

Informationsabend

Am 18. Juli 2013 war es dann endlich soweit. Ohne genau zu wissen, wie groß die Resonanz von Seiten der Eltern sein wird, machten wir uns auf den Weg in den Musiksaal des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums. Nachdem wir unser technisches Equipment aufgebaut hatten, warteten wir gespannt, wie viele Väter und Mütter, Lehrerinnen und Lehrer, vielleicht auch Kinder den Weg in den Musiksaal finden würden. Leider waren es nicht allzu viele. Insgesamt kamen 9 Eltern und 3 Lehrer des Ferdinand-Porsche Gymnasiums. Im ersten Moment waren wir etwas enttäuscht, weil wir von unserem Konzept überzeugt waren und dachten, dass so viele wie möglich davon profitieren sollten. Doch wenn wir uns dann vorstellten, vor einer riesigen Menge zu präsentieren, war uns doch ein wenig mulmig. Da draußen herrlich warmes Wetter war, konnten sich sicherlich nicht alle dazu motivieren, aus dem gemütlichen Gartenstuhl aufzustehen und nochmal aus dem Haus zu gehen oder auch das schöne kühle Bier im Biergarten stehen zu lassen.

Im Nachhinein war es perfekt, dass es ist nicht so viele Eltern und Lehrer waren. Die Atmosphäre war sehr gemütlich und familiär und wir hatten richtig Spaß dabei, unser neu gewonnenes Wissen weiterzugeben. Kurz gesagt: Es war klein aber fein! Zu Beginn begrüßte die Rektorin der Schule, Christana Stengel, alle Anwesenden und wünschte uns einen schönen Abend. Dann ging es auch schon los. Zu allererst referierte Herr Müller über das Web 2.0. Er beschäftigte sich mit Fragen wie: Was ist das Web 2.0 eigentlich? Muss man davor Angst haben? Gab es eine solche Revolution eigentlich schon mal? Wie kann man damit umgehen? Ist es schlecht oder eventuell sogar gut für unsere Kinder? Nach einer guten halben Stunde leitete er dann gekonnt über zu dem ersten Team, dass sich mit Facebook beschäftigt hat. Ihnen merkte man, wie den anderen Gruppen auch, keinerlei Nervosität an. Das lag sicherlich daran, dass wir unsere Präsentation mehrmals durchgesprochen und geübt hatten, aber auch an der Atmosphäre im Musiksaal. Anschließend ging es gleich mit der Cybermobbing-Gruppe weiter. Hier trug Stefan Schullehner, die erarbeiteten Kenntnisse souverän vor und zeigte auf, dass niemand vor Cybermobbing geschützt ist. Als dritte und somit auch letzte Gruppe des Abends zeigte sich die Rechtsextremismus-Gruppe von ihrer besten Seite und referierte gekonnt über die neuesten Methoden, wie Rechtsextreme Jugendliche im Netz versuchen zu locken und anzuwerben.

Im Nu war dann alles schon vorbei. Die anwesenden Eltern applaudierten kräftig, was uns sehr freute. Es gab auch einige interessante Rückfragen von Seiten der Eltern, auf die Herr Müller und wir gerne eingegangen sind. Um auch gut evaluieren zu können, erfragten wir von den Eltern noch ein kleines Feedback. Dies war durchweg positiv. Bei der Frage, warum nur so wenige Eltern das Angebot angenommen haben, stießen wir auf die Erkenntnis, dass nur die Eltern der Klassenstufe 7 eingeladen wurden. Dies könne man bei einer Wiederholung des Abends ändern. Dieser Meinung schlossen sich die Eltern an. Bevor die Eltern den Musiksaal verließen, konnten sie sich noch reichlich Infomaterial mitnehmen, das wir vorher über www.klicksafe.de bestellt hatten. Aber auch das eigens dafür hergestellte Handout von uns, auf dem wir die wichtigsten Links und Infos nochmal zusammengestellt hatten, durften sie mitnehmen. Dieses Angebot nahmen die Eltern gerne an und auch die Lehrer deckten sich kräftig ein, um so ihren Schülern bei Bedarf eine Hilfestellung geben zu können.

Nachdem wir alles wieder abgebaut und zusammengepackt hatten, verabschiedeten wir uns noch von den Lehrern und ließen den Abend in einem nahegelegenen Biergarten gemütlich ausklingen und tauschten erste Eindrücke aus.

Evaluation

Da der Elternabend nun vorbei war, bedeutete dies auch gleichzeitig, dass das Semester vorüber war und wir nun das Projekt abschlossen. Dazu gehört natürlich auch eine angemessene Evaluation. Wie es sich gehört, fand diese dann auch in gemütlicher Runde in der Mensa statt, da wir dem strömenden Regen draußen leider weichen mussten. Der grundsätzliche Tenor war ganz eindeutig: Es war ein gelungenes Projekt, bei dem wir viel gelernt haben, u.a. wie man eine gute Präsentation erstellt und was das Web 2.0 alles kann und eben auch leider anrichtet. Alle haben den Aufwand gerne betrieben und hatten großen Spaß dabei. Jeder hätte es gleich wieder gemacht. Dennoch würde man ein paar Kleinigkeiten anders machen.

Zu Beginn des Semesters wäre es gut, wenn man einen kleinen Workshop veranstaltet im Seminar, bei dem es darum geht, wie man eine gute PowerPoint-Präsentation erstellt, damit man weiß, worauf man achten muss. Das hätte uns sicherlich einiges an Verbesserungen eingespart. Sicherlich kann man jetzt durch die gemachten Erfahrungen den Gruppen genauere Vorgaben und einen groben Rahmen geben, wie ihre Präsentationen aufgebaut und inhaltlich strukturiert sein sollen. Dies ist vor allem für die Gruppe sehr wichtig, die als erstes ihren Entwurf präsentieren muss. Auch wäre zu überdenken, ob man einen solchen Informationsabend nicht besser im Wintersemester anbietet, da man so ausschließen kann, dass aufgrund zu guten Wetters viele Eltern nicht kommen.

Sicherlich kann man zudem auch Eltern der Klassenstufe 6 und 8 einladen, weil auch diese Altersstufen die Zielgruppe vieler Angriffe im Web sind. Zudem könnte man einen solchen Abend auch an einer Real- oder Werkrealschule anbieten, wenn seitens der Schule das Interesse besteht. Außerdem kam die Idee auf, auch die Schülerinnen und Schüler mit ins Boot zu nehmen und eventuell zeitgleich zu der Elterninfo eine Schulung anzubieten, bei der man praxisnah zeigt, was alles im Internet zu beachten ist und wo die Gefahren lauern. Allerdings wäre das in einem Semester schwer zu organisieren und auch mit Kosten verbunden. Deshalb möchte man auch die Zielgruppe Eltern gerne beibehalten und sich darauf konzentrieren.

Die Rückmeldung zu den ausgewählten Themen war ebenfalls durchweg positiv. Man war sich einig, dass das Motto „Qualität statt Quantität“ bestehen bleiben sollte Durch die geringe Anzahl an Themen war eine intensive Behandlung möglich und der Lerneffekt höher. Außerdem war es sehr schön, dass wir die Themen selber aussuchen durften und keinerlei Vorgaben hatten, in was für eine Richtung es gehen muss. Gerade bei dem Thema Rechtsextremismus ist die Problematik im Laufe der Zeit immer deutlicher geworden, was man zu Beginn nicht erwartet hätte. Ein Mangel an Informationsmaterial gab es zu keiner Zeit, da wir zusätzlich von Herrn Müller durch Emails bedient wurden. Außerdem fanden wir es sehr schön, dass auch Herr Müller uns seinen Vortrag zuvor präsentiert hat und für konstruktive Kritik offen war. Davon sollten sich so manche Dozenten eine Scheibe abschneiden. Generell ist es schön gewesen zu sehen, dass ein Dozent offen war für Neues, ohne selbst genau zu wissen, wie alles ablaufen wird. Fazit: Empfehlenswert und unbedingt zu wiederholen mit kleinen Verbesserungen!

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Die nette Frau von nebenan - Frauen im modernen Rechtsextremismus


Das stereotype Bild des Neonazis in Deutschland lässt sich recht kurz zusammenfassen: Glatze, Springerstiefel, schwarze Kleidung und männlich. Im allgemeinen Verständnis besteht die rechtsradikale Szene aus einem Haufen junger, aggressiver Männer, die sich auf Demonstrationen mit Polizisten prügeln und lautstark rechtsradikale Parolen grölen.

Als 2011 zum ersten Mal Fotos von Beate Zschäpe durch die Medien gingen, fragten sich wohl einige, ob es sich dabei um einen Irrtum handelte. Diese Frau könnte höchstens die Partnerin einer der beiden Täter gewesen sein, eine Mitläuferin. Eine Frau als Terroristin mit radikalem, rechtem Gedankengut, die sich aktiv an Morden beteiligt, das konnten sich vermutlich viele zunächst nicht vorstellen. Auch die Medien stellten Zschäpe eher als „sexuelles Anhängsel“ dar (Röpke/ Speit 2011). Einer jungen Frau wurde und wird politisch motivierte Gewalt nicht zugetraut. Und genau hier liegt die Gefahr, die von Frauen in der aktuellen rechtsradikalen Szene ausgeht. Sie werden nicht als gefährlich wahrgenommen und sind dennoch von großer Bedeutung.

Dass Rechtsradikale durch die genannten optischen Merkmale schnell zu erkennen sind, aus den östlichen Bundesländern stammen und hauptsächlich aus unteren Gesellschaftsschichten kommen, ist ein Klischee, das nicht der Wahrheit entspricht. Und dies gilt für Männer genauso wie für Frauen. Auch die weiblichen Mitglieder der Szene kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten und treten mittlerweile in nahezu allen Gruppierungen und Organisationen auf. Sie haben politische Ämter inne, veröffentlichen als Autorinnen rechtsradikale Schriften, leiten Jugendgruppen oder organisieren Feste. Sie halten Reden, werben neue Mitglieder, machen Musik oder unterstützen als Sanitäterin oder Ordnerin bei Veranstaltungen. Die gesamte Szene ist durchzogen von der Beteiligung weiblicher Anhänger und diese stehen ihren männlichen Kollegen in Radikalität und Fanatismus in nichts nach.

30 000 Menschen gehören laut Schätzungen in Deutschland der rechten Szene an, davon sind 20 Prozent Frauen (vgl. Schröder 2013). Lange hielt sich der Glaube, diese 20 Prozent wären wegen ihren Partnern in dieser Szene und spielten eine unbedeutende Rolle in der Planung und Durchführung von Aktionen der unterschiedlichen Gruppen und Organisationen. Aktuelle Recherchen zeigen allerdings deutlich, wie wichtig diese weiblichen Anhänger wirklich sind.



„Neonazi-Frauen – Eine Aussteigerin berichtet“ aus der Sendung Cosmo TV im WDR

Das Frauenbild

Die Vorstellungen zur Rolle der Frau in Gesellschaft und Familie gründen, wie die zur Rolle des Mannes, im biologistischen Menschenbild der Rechtsradikalen. Diese Auffassungen haben ihre Ursprünge in der Rassenlehre und dem Gedankengut des Nationalsozialismus. Frauen wird demnach bereits durch "natürliche" Gesetzmäßigkeiten eine andere Rolle als Männer zugeteilt und sie unterscheiden sich durch Persönlichkeitsmerkmale wesentlich von ihnen.

Die Persönlichkeit der Frau bestehe aus Heterosexualität, Mutterschaft und der Bereitschaft, dem Mann und dem Volk zu dienen. Demzufolge solle sie sich ihrem Mann widmen, Kinder gebären und diese nach vorgegebenen Idealen erziehen. Dem Geburtenrückgang und somit - aus der rechtsradikalen Perspektive - dem Aussterben der Deutschen müsse durch möglichst viele Geburten entgegengewirkt werden. Dabei ist die Selbstbestimmung der Frau dem Wohl des Volkes unterzuordnen.

Folglich wird das Ziel eines generellen Abtreibungsverbotes verfolgt, das Ausnahmen nur bei Vergewaltigung, medizinischen oder, ganz den Vorstellungen des idealen, arischen Menschen folgend, eugenischen Gründen zulässt. Diese Fixierung der Frau auf die Reproduktionsaufgabe wird durch die überschwänglich positive Darstellung des Berufs der Mutter und Hausfrau innerhalb der rechtsextremen Szene deutlich. Die Familie, als kleinste Unterteilung des Volkes, soll der alleinige Arbeitsplatz der Frau sein. Eine Erwerbstätigkeit ist nur dann akzeptabel, wenn dies unbedingt notwendig ist (vgl. Sturhan 1997).

Im Parteiprogramm der NPD von 2005 ist zwar von einer vollen Gleichberechtigung der Frau die Rede, allerdings sei die Frau mit ihrer Tätigkeit in der Familie bereits voll ausgelastet und könne gar nicht außerhäuslich arbeiten, ohne diese, um einiges wichtigere Aufgabe, zu vernachlässigen (vgl. Lazar 2007). Diese geschlechtsspezifische und hierarchische Rollenverteilung wird von weiblichen Mitgliedern der Szene nicht in Frage gestellt oder als Benachteiligung der Frau empfunden. Die Aufgabe, das Weiterbestehen des Volkes zu sichern, wird als positive, ehrenhafte und machtvolle Position interpretiert (vgl. Sturhan 1997).

So sind laut der Vorsitzenden der "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und ihre Angehörigen", Ursula Müller, Frauen für Deutschland wichtig, weil „(…) sie ein Teil und zwar ein sehr entscheidender Teil der Deutschen Volksgemeinschaft sind. Ihnen obliegt die Aufgabe, alles zu tun, was erforderlich ist, um das Volk und die Art zu erhalten und alle Kräfte zu unterstützen, die in dieser Richtung tätig sind“ (blick nach rechts 1995).

Auch einschlägige Funktionärinnen und Gruppen verbreiten die Forderung nach einem sogenannten natürlichen Frauenbild (vgl. Röpke 2007 und Röpke/Speit 2011). Obwohl die genetischen Unterschiede und die damit zusammenhängende unterschiedliche Aufgabenverteilung von weiblichen Mitgliedern der Szene akzeptiert und ebenso propagiert wird, wird dennoch eine vollkommene Gleichwertigkeit im gesellschaftlichen Leben betont. Dementsprechend versuchen auch Organisationen und Parteien den Schein zu wahren, Frauen hätten innerhalb dieser Gruppen die gleichen Möglichkeiten wie Männer. In der realen Betrachtung lässt sich allerdings eine latente Frauenfeindlichkeit feststellen, die durch die proklamierte Rolle der Frau als schweigend folgende Frau am Herd unterstützt wird (vgl. Röpke/ Speit 2011).

Wenngleich es keine direkte, offene Kritik am Frauenbild der Szene durch Frauen innerhalb der Szene zu geben scheint, werden doch durch Kommentare in einschlägigen Zeitschriften oder ähnlichem der Objektstatus und die Sexualisierung der Frau angeprangert (vgl. Sturhan 1997). Aussteigerinnen berichten von einer gewalttätigen und diskriminierenden Haltung gegenüber Frauen, die diese, neben der Mutterrolle, hauptsächlich als Sexualobjekte definiert (vgl. Lazar 2007).

Neben dem äußerlichen Idealbild der hübschen, blauäugigen Blondine in züchtigem, traditionellem Outfit, das auch in der Wahlwerbung ein beliebtes Bild ist, gibt es einige weibliche Mitglieder der rechtsextremen Szene, die ihr Äußeres in besonderem Maße abgrenzen und von diesem Bild abweichen. Sie orientieren sich an den Skinheads, nennen sich daher auch Skingirls und fallen mit rasierten Schädeln und einem Kranz an langen Haaren um ihr Gesicht in das Klischeebild der rechtsradikalen Mitläuferbraut. Diese Rolle als Frau an der Seite eines männlichen Mitglieds war lange Zeit die einzige Rolle, die Frauen in der rechtsradikalen Szene spielten (vgl. Röpke 2007).

Verharmlosung als Taktik

Rechtsradikale Parteien und auch andere Organisationen in diesem Feld haben ein Problem: ihre Außenwirkung. Nur ein sehr geringer Teil der Deutschen fühlt sich beim Anblick aggressiv schreiender junger Männer in szenetypischer Kleidung und mit provokanten Symbolen angesprochen oder gar zugehörig. Die meisten Menschen, die tendenziell rechte Einstellungen hegen und generell Zielgruppe für die Gruppierungen wären, leben ein so durchschnittliches Leben wie der Großteil der Bevölkerung und reagieren auf solch extrem dargestellte Positionen und Gewalt eher abgeschreckt.

Um genau diese breite Masse an potenziellen Wählern und Organisationsmitgliedern anzusprechen, wird vermehrt mit bürgerlichen, fast schon braven Bildern und Persönlichkeiten geworben. Bisher sind die Wähler der relevanten rechten Parteien, der Republikaner und der NPD, mehrheitlich männlich. Der repräsentativen Auswertung der Bundestagswahl 2005 des Statistischen Bundesamtes zufolge votierten 2,9 Prozent der Männer und 1,3 Prozent der Frauen für diese Parteien. Somit sind 70 Prozent der NPD-Wähler Männer (vgl. Röpke 2007).

Diese ungleiche Verteilung bedeutet für politische Parteien zunächst einmal ungenütztes Wählerpotential. Die Wahlergebnisse lassen vermuten, dass diejenigen Frauen, die potentiell eine Partei rechts der CDU wählen würden, in der Vergangenheit durch diese Parteien nicht ausreichend angesprochen wurden. In neuerer Zeit setzen sie einiges daran, dieses Versäumnis aufzuholen. Öffentlich sichtbare Frauen in rechten Organisationen und Parteien sollen also nicht nur das Image dieser innerhalb der Gesellschaft verbessern, sondern auch direkt weibliche Stimmen einfangen. Vermehrt lassen sich auch weibliche NPD-Mitglieder zu Wahlen auf Kommunal- und Landesebene aufstellen und bekleiden politische Ämter. Allerdings erreichen diese kaum verantwortungsvolle Führungspositionen und bleiben immer noch eine große Ausnahme.

Neben der Wählerstimme sehen die Funktionäre den Nutzen der weiblichen Mitglieder in der Stabilisierung innerhalb der Gruppen. Bisher verlor die Szene häufig Sympathisanten und Aktive, wenn diese außerhalb der Szene heirateten oder Beziehungen eingingen. Durch den erhöhten Frauenanteil sollen interne Ehen und Beziehungen gefördert und diese - aus Sicht der Parteien - Verluste gemindert werden (vgl. Röpke 2007).

Frauen, im allgemeinen eher als friedlich und liebevoll eingeschätzt, repräsentieren eine neue Strategie. Ihre Aufgabe ist es, neben den genannten Aspekten, nicht nur, sich auf Demonstrationen zu zeigen oder von Wahlplakaten zu lächeln. Die Frauen engagieren sich auch häufig in sozialen Bereichen oder üben Berufe in diesem Feld aus. Sie arbeiten in Elternverbänden mit, helfen im Sportverein oder leiten Kindergruppen (vgl. Röpke 2007). Dabei bringen sie ihr Gedankengut subtil ein, ohne plakativ als rechtsextrem wahrgenommen zu werden.

Als besonders gefährlich beurteilen Experten allerdings die Erziehung der Kinder im nationalsozialistischen Geist (vgl. Stolpe-Krüger 2013). Der Einfluss auf die eigenen Kinder ist verständlicherweise um einiges höher als der Einfluss auf fremde Kinder oder gar Erwachsene außerhalb der Szene. Ihre unterstützende Leistung wird dabei durchaus wahrgenommen und bildet in vielfältigen Bereichen die Grundlage für den Ablauf der Aktivitäten ihrer männlichen Kameraden: „Frauen gelten in der Szene als zuverlässig und fleißig. Sie sind zuständig für die Arbeit im Hintergrund, sie sorgen für eine reibungslose Organisation von Parteiveranstaltungen oder Rechtsrockkonzerten, sie planen Kinderfeste und Ausflüge, unterstützen die Männer bei Aufmärschen, sorgen für warme Getränke und heiße Speisen, engagieren sich aufopfernd im sogenannten ‚Braunen Kreuz‘, einem nationalen Sanitätsdienst der Szene, oder betreuen inhaftierte Kameraden in der größten deutschen Neonazi-Organisation, der ‚Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene‘ (HNG)“ (Röpke 2007).

Obwohl Frauen also in vielerlei Hinsicht Nutzen für rechtsextreme Gruppierungen haben, wurden sie auf der politischen Bühne bisher kaum beachtet. Sie agieren immer noch aus der zweiten Reihe heraus und genau deshalb ist ihre Bedeutung nach außen weiterhin weniger direkt sichtbar und schwer einzuschätzen.

Die Beteiligung in Zahlen und Fakten

Eigene Abbildung nach Elverich 2007


Die Beteiligung der Frauen im modernen Rechtsextremismus ist am anschaulichsten anhand einer Pyramide zu verdeutlichen, da diese in unterschiedlichen Bereichen verschieden stark ausgeprägt ist. An der Spitze liegen mit einem Anteil von 3-5 Prozent die rechtsradikal motivierten Gewalttaten (vgl. Elverich 2007). Aktuellere Berichte sprechen von bis zu 10 Prozent (vgl. Röpke/ Speit 2011). Da dieser Prozentsatz nur die polizeilich erfassten Taten beinhaltet und die Beteiligung von Frauen in den Medien häufig ausgeblendet wird, liegt die tatsächliche Zahl höchstwahrscheinlich höher.

Hinzu kommt, dass Frauen oft nicht aktiv Gewalt ausüben, aber indirekt durch Anstiftung, Unterstützung oder Vertuschung an solchen Taten beteiligt sind. Sie halten Wache, bejubeln die tatausführenden Männer oder liefern Begründungen für Gewaltübergriffe. Das in der Gesellschaft Frauen bisher kaum mit dem Thema Rechtsextremismus in Verbindung gebracht wurden, liegt wohl hauptsächlich an diesem, doch sehr geringen, Beteiligungsgrad.

In rechtsradikalen Parteien beläuft sich der Anteil der Frauen auf bis zu 20 Prozent und ist damit deutlich höher. Auf lokaler Ebene und bei landesbezogen agierenden Parteien fällt dieser Anteil höher aus. Laut NPD beläuft sich der Anteil an Frauen bei Neuzugängen der Partei sogar auf 50% Prozent, was eine zu erwartende Erhöhung des Prozentsatzes zur Folge hätte. Bei den Cliquen und Organisationen, die eine lockerere Struktur aufweisen, liegt der Anteil bei geschätzten 25-33 Prozent. Dies lässt sich anhand der Beobachtungen von Experten für diese Szene festlegen und ist je nach Gruppierung unterschiedlich.

Der größte Beteiligungsgrad lässt sich im Bereich der Einstellungen feststellen. Obwohl verschiedene Studien und Untersuchungen zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen, lässt sich dennoch sagen, dass der Anteil von Frauen mit rechtsextremen Einstellungen dem der Männer entspricht. Einige Studien stellen sogar dar, dass Frauen stärker fremden- und islamfeindlich sind als Männer und in manchen Bundesländern mehr Frauen als Männer als rechtsradikal eingestuft werden können (vgl. Elverich 2007). Empirischen Studien ist zu entnehmen, dass in den letzten Jahren die relevanten Einstellungen unter Frauen anstiegen. So befürworteten mehr Frauen eine Diktatur, chauvinistische Einstellungen waren mehr verbreitet und ausländerfeindliche Positionen nahmen zu (vgl. Röpke/Speit 2011).

Rechtsextreme Frauen finden sich ebenso wie Männer in einschlägigen Gruppierungen zusammen. Neben ihren Mitgliedschaften in Organisationen, denen hauptsächlich Männer angehören, strukturieren sie ihre Aktivitäten auch in rein weiblichen Vereinen und Gruppen. Im Jahr 2006 wurde mit dem Ring nationaler Frauen erstmals eine NPD-Organisation nur für Frauen gegründet. Überwiegend scheint diese Gruppe aus Partnerinnen von NPD-Funktionären zu bestehen. Die aus Spenden und Zuschüssen der NPD finanzierte Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Interessen nationaler Frauen zu vertreten und aktiv Frauen für die Parteiarbeit gewinnen. Auch sollen Kameradinnen aus anderen Bereichen der Szene besser miteinander vernetzt werden (vgl. Röpke 2007). Durch das Einbringen oberflächlich familien- und frauenpolitischer Themen wird gezielt versucht, die Strategie der Partei zu unterstützen und die Interessen und Anliegen weiblicher Wähler anzusprechen (vgl. Röpke/ Speit 2011). Eine Beteiligung findet außerdem in der Medien- und Musikbranche statt (vgl. Elverich 2007).

Folgerungen und Aufgaben

Es stellt sich also die Frage, was diese Ergebnisse für unsere Gesellschaft bedeuten und was getan werden kann, um auf die relevante Aktivität der Frauen im Rechtsextremismus zu reagieren.
Dabei ist es zunächst elementar, dass Mädchen und Frauen nicht länger als harmlose Mitläuferinnen angesehen, sondern genauso wie Männer als politische Akteurinnen wahrgenommen werden. Die Forschung in diesem Bereich sollte die Bedeutung der Frauen in ihre Forschungsvorhaben mit einbeziehen, um die wissenschaftliche Grundlage für geeignete Maßnahmen erarbeiten zu können (vgl. Lazar 2007).

Gabi Elverich nennt hierzu in ihrem Artikel einige Wahrnehmungsprobleme, die in der bisherigen Sicht auf die Thematik eine kompetente Betrachtung erschwert haben. Der Glaube, Frauen seien generell friedlich, muss endlich vom Tisch, da auch sie sich aktiv und indirekt an rechtsradikal motivierten Gewalttaten beteiligen. Das politische Engagement der Frauen, das im Gegensatz zu dem der Männer eher auf die soziale, nähere Umgebung der Frauen fokussiert ist, wird kaum als politische Aktivität wahrgenommen. Auch die augenscheinliche Zugehörigkeit zur Szene wird bei Frauen oft als harmlos abgetan und nicht als gefährlich eingestuft. Mädchen, die sich der Szene nähern, werden weniger stark als gefährdet eingestuft als Jungen, obwohl die Attraktivität für beide Geschlechter gleich hoch ist. Die Strategie und das Auftreten weiblicher Rechtsradikaler wirkt zwar meist harmloser, sozialer und friedlicher als das ihrer männlichen Kameraden, stellt aber deshalb nicht weniger sondern vielmehr noch stärker eine Gefahr dar, da es weniger offensichtlich ist (vgl. Elverich 2007).

Neben der Beachtung dieser Probleme kann auch an weiteren Punkten angesetzt werden. Für den Umgang mit Kindern aus Familien mit rechtsradikalem Hintergrund müssen kompetente pädagogische Konzepte entwickelt werden. Pädagogische Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten müssen in besonderem Maße Demokratie und Menschenrechte vermitteln, um einer rechten Orientierung mit Werten und Argumenten entgegentreten zu können. Außerdem sollte die Jugendarbeit vor Ort mit mehr Mitteln gefördert werden, um dem Hineinrutschen in rechtsradikale Gruppierungen bereits im Vorfeld entgegenzuwirken. Auch in pädagogischen Studienrichtungen sollten bei der Beschäftigung mit rechtsextremen Ideologien bereits Genderaspekte mit aufgegriffen werden. Benötigt werden auch spezialisierte Ausstiegsprogramme, die den Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt beinhalten. Lokale Initiativen müssen von der Politik auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene finanziell und ideell unterstützt werden.

Prävention und Aufklärungsarbeit sind sicherlich die beste Strategie, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen und die Gefahr einer Annäherung zu oder Mitgliedschaft in der rechtsradikale Szene zu verhindern. Politische Gegenpositionen sollten durch pädagogische Angebote so gefestigt werden, dass die Attraktivität dieser Gruppierungen nicht die Oberhand gewinnen kann (vgl. Lazar 2007).

Für weiterführende Informationen ist das Kapitel Frauen im Dossier „Rechtsextremismus“ der Zentrale für politische Bildung zu empfehlen.
www.bpb.de > Rechtsextremismus > Frauen

Eine detaillierte Analyse der aktuellen Situation bietet das Buch „Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene“ von Andrea Röpke und Andreas Speit.
Ch.Links Verlag, ISBN: 978-3-86153-615-4


Literaturverzeichnis

  • Blick nach rechts (1995): Zeitschrift Nr. 14, Seite 4
  • Röpke, Andrea/ Speit, Andreas (2011): Mädel-sache! Frauen in der Neonazi-Szene. Ch.Links Verlag. Berlin
  • Sturhan, Katrin (1997): Zwischen Rechtskonservatismus und Neonazismus. Frauen in rechtsextremen Parteien und Organisationen
    In: Bitzan, Renate (Hrsg.): Rechte Frauen. Skingirls, Walküren und Feine Damen. Elefanten Press Verlag. Berlin