Sonntag, 21. April 2013

Into the Great Wide Open - Eine kurze Einführung zu Open Source

Open Source 

Definition

Open Source, was ist das überhaupt? Völlig unbekannt ist dieser Begriff sicherlich nicht. Wer im Internet danach sucht, landet nach den Wikipedia Artikeln unter anderem auch auf der Seite der Open Source Initiative. Diese bietet eine Definition für den Begriff Open Source. Laut dieser ist Open Source eine Entwicklungsmethode für Software, die sich die Überprüfung und Entwicklung durch Gleichgesinnte (Programmierer) zu nutzen macht. Dabei ist der Prozess des Programmierens immer transparent und für alle sichtbar. Außerdem steht der Quellcode, der hinter der Software steckt, frei zur Verfügung, um angesehen, verwendet (kopiert) und abgeändert werden zu können. Auch die Weitergabe des Quellcodes ist gestattet. Außerdem verspricht Open Source eine bessere Qualität, höhere Zuverlässigkeit, mehr Flexibilität, niedrige Kosten und ein Ende der Abhängigkeit von rücksichtslosen Anbietern.

Kriterien nach der Open Source Definition

Um als Open Source Software anerkannt zu werden, müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. Diese wurden von der Open Source Initiative erstellt und werden auch durch sie überwacht. Unter anderem gibt es folgende Kriterien:
  1. Die lizenzierte Software darf in Programmpaketen unbeschränkt weiterverbreitet und verkauft werden. 
  2. Der Quellcode der Software ist frei zugänglich und darf ohne Beschränkung weiterverbreitet werden. 
  3. Der Quellcode darf verändert werden, und der veränderte Quellcode und daraus entstandene Software dürfen unter der gleichen Lizenz wie der ursprüngliche Quellcode verbreitet werden. 

Eine vollständige Liste aller Kriterien findet man auf Englisch hier und auf Deutsch hier.

Entstehungsgeschichte

Vor den 1980er Jahren wurde Software generell kostenlos zu jedem Computer mitgeliefert und die Quellcodes waren frei zugänglich. Am MIT wurde der Austausch von selbst geschriebener Software von und durch Studenten, zu denen unter anderem auch Richard Stallmann gehörte, frei zelebriert. Als die Software Industrie kommerzialisiert wurde, änderte sich auch die wirtschaftliche Auffassung gegenüber dem Quellcode. Von da an wurde Software nur noch ohne Quellcodes verkauft. Problematisch wurde dies vor allem auch, weil viele der Programmierer frei zugängliche Quellcodes verwendeten, um Softwarefirmen zu Gründen und damit Geld zu verdienen. Es entstand ein starkes Kontroll - und Eigentumsdenken. Der Missbrauch von frei zugänglichen Quellcodes kann nur dann verhindert werden, wenn sie durch entsprechende institutionelle Rahmenbedingungen geschützt werden.

Stallmann erkannte die Problematik und appellierte schon sehr früh für freie Software. Wobei das Wort „frei“ für „free as in speech“ steht. Er gründete 1983 die Free Software Foundation (FSF), die ein doppeltes Ziel verfolgte. Zum einen wollte er hochwertige Software herstellen die mit seinem Betriebssystem Unix kompatibel war. Dieses wurde liebevoll GNU genannt, was so viel bedeutet wie Gnu ist nicht Unix. Das zweite Ziel stellte die Ausarbeitung von Lizenzen dar, die sicherstellen sollten, dass freie Software frei bleibt. Die ausgearbeitete Lizenz wurde GNU Lizenz genannt. Lange Zeit blieb die FSF eine kleine Randgruppe, die nur einen kleinen Bereich abdeckte, da sie kaum Chancen hatte gegen die großen Software Riesen anzukommen, die die privaten Haushalte und Unternehmen mit Software ausstatteten (vgl. Shirkey, 2008, S. 240f).

Anfang der 1990er Jahre war die Entwicklung von Unix fast vollständig, es fehlte nur noch ein Betriebssystemkern. Dieser wurde 1991 unter der Leitung von Linus Travold mit Hilfe des Internets und einer kleinen Peer Group programmiert und unter die, von FSF bekannte, GNU Lizenz gestellt. Der Betriebssystemkern bekam den Namen Linux und stellte zusammen mit GNU die erste Möglichkeit für ein freies offenes Betriebssystem dar. Mit dem Erfolg kam auch das Interesse von Unternehmen, damit Geld zu verdienen. Das strikte Konzept der GNU Lizenz mit seinem radikalen Freiheitsgedanken wurde dabei als zu strikt wahrgenommen. Man entschloss sich dazu es etwas zu modifizieren und eigene Lizenzmodelle zu entwickeln, woraus dann die Open Source Software entstand. Diese kann in vorgefertigten Paketen, so genannten Software Distributionen, verkauft werden und bietet auch nur so die Unterstützung durch einen Support. Bekannt ist Open Source und Freie Software heute unter folgenden Abkürzungen FOSS und FLOSS.

Eine ausführliche Entstehungsgeschichte mit vielen zusätzlichen Informationen zu Freier Software und Open Source Software findet man im Dossier von Sebastian Deterding.

Lizenzmodelle

Auf der Homepage der Open Source Initiative kann eine Liste aller populären Lizenzmodelle, in Original Sprache, aufgerufen werden. Übersetzungen der Lizenzen können in den entsprechenden Wikipedia Artikeln nachgelesen werden. Die wichtigsten und bekanntesten Lizenzen werden nachfolgend beschrieben.

GNU General Public License (GNU GPL)

Diese Lizenz, wie bereits oben erwähnt, wurde durch Richard Stallmann als zweites Ziel seiner FSF erarbeitet. Sie besagt kurz zusammengefasst, dass alle Programme, die aus GNU GPL Programmen entwickelt wurden, wieder unter selbiger Lizenz stehen müssen, bevor sie weiterverbreitet werden dürfen. Dieses Lizenz Prinzip ist auch als Copyleft bekannt und stellt damit das Gegenstück zum amerikanischen Copyright dar. Eine ausführliche Version der GNU GPL findet man im englischen Original hier.

Creative Commens (CC)

CC Lizenzen betreffen im Gegensatz zu GNU GPLs nicht die freie Software, sondern freie Inhalte im Internet. Es gilt das selbe Copyleft Prinzip wie bei der GNU GPL, das heißt, dass das neu entstandene Werk unter der selben Lizenz stehen muss wie das Ursprungswerk. Dabei muss auch drauf geachtet werden, dass die CC Lizenz den jeweiligen Rechten der einzelnen Länder entspricht. Der Seminarblog steht übrigens auch unter einer CC Lizenz, diesen Hinweis findet man auf der rechten Seite ganz unten im Bereich „Über diesen Blog“.

Selbst erstellte Werke, die ins Internet gestellt und die dort frei zugänglich gemacht werden sollen, ohne das Copyright anderer zu verletzen und eigene Urheberrechte zu schützen, muss unter entsprechende Lizenzen gestellt werden. Eine solche Lizenz gab es bis dato noch nicht. Sie sollte eine so genannte Jedermannlizenz sein, damit sie sowohl jeden schützen als auch jedem zugänglich sein kann. Eine solche Lizenz wurde 2001 an der Stanford Universität unter der Leitung von Professor Lawrence Lessig entworfen. Sie bietet auch juristischen Laien die Möglichkeit ihre Werke, mit geringem Aufwand unter Einräumung entsprechend umfassender Nutzungsrechte, zu einem Teil des Creative Commens werden zu lassen (vgl. Bieber, Eifert, Groß, Lamla (Hg.), 2009, S. 246).

Auf der deutschen Homepage von CC befindet sich eine genau Erklärung zur CC Lizenz mit ihren verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten. Außerdem können über diese Seite eigene Werke lizenziert werden. Dies geschieht mit Hilfe von Baukästen, die an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden können.

(Bekannte und vielfach verwendete) Open Source Anwendungen

Viele von uns verwenden Open Source Anwendungen ohne es vermutlich zu wissen. Es gibt sehr viele Anwendungen, die eine kostengünstige sehr gute Alternative zu kommerziellen Programmeni darstellen und im privaten Bereich sehr häufig genutzt werden. So ist zum Beispiel das Betriebssystem Ubuntu eine mögliche Alternative zu Microsoft Windows. Ubuntu kann kostenlos heruntergeladen werden, oder von USB- Stick oder CD gebootet werden. Das Betriebssystem ist ressourcensparend und kann dadurch alte und langsame Geräte zu neuem Leben und Gebrauch verhelfen. Weitere bekannte und vielfach verwendete Open Source Anwendungen sind unter anderem:
  • der Webbrowser Mozilla Firefox, der durch die Veröffentlichung des Netscape Quellcodes entstanden ist 
  • der VLC Media Player, der alle gängigen Video Codecs integriert hat und somit fast jedes Video abspielen kann 
  • 7-Zip, ist ein Archivverwalter, der alle Formate kennt, sie komprimieren und dekomprimieren kann 
  • Open Office/Libre Office, ist ein kostenloser Office Suite, bestehend aus Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationssoftware, Zeichenprogramm, Datenbankverwaltung und Formel Editor und funktioniert fast genauso gut wie Microsofts Office Suite 
Eine vollständige Liste der beliebtesten Open Source Anwendungen ist unter ChipOnline und auf ComputerBild zu finden. 

Open Source Programme, Anwendungen und Betriebssysteme sind nicht nur im privaten Bereich mögliche Alternativen, sondern können diese Alternative auch Schulen, Hochschulen und Universitäten bieten. Grundsätzlich kann deshalb in Erwägung gezogen werden diese im schulischen Gebrauch und Alltag anzuwenden. In der Schweiz gibt es bereits Einsätze von Open Source in der Schule, die von der Regierung unterstützt und durch Weiterbildungen gefördert werden.

Einsatz von Open Source in Schule und Unterricht

Auch in Deutschland gibt es bereits Arbeitsgemeinschaften, die den Einsatz von Open Source in Schulen anwenden und über ihre Erfahrungen berichten. In Düsseldorf gibt es einen extra zum Thema Open Source in der Schule eingerichteten Moodle Kurs mit verschiedenen Tutorials. Begründet wird der Einsatz von Open Source unter verschiedenen Aspekten, dazu gehört zum Beispiel das Rechtsbewusstsein. Die Schule hat nicht nur in diesem Bereich eine Vorbildfunktion. Ein bewusster Umgang mit Urheberrechten und ein verantwortungsbewusster Umgang mit Lizenzen kann mit Hilfe von Open Source gelernt werden. Außerdem bietet Open Source Chancengleichheit, das heißt, dass Schülerinnen und Schüler sowohl in der Schule, als auch zu Hause, mit den gleichen Programmen und unter den selben Bedingungen arbeiten können. Damit entfallen auch Lizenzgebühren für Proprietäre Software, sowohl für die Schule, als auch für die Eltern. Ein weiteres Plus ist, dass, wenn alle die selben Anwendungen verwenden, es keine Kompatibilitätsschwierigkeiten gibt. Zusätzlich erlangen Schülerinnen und Schüler durch den Einsatz freier Software eine Kompetenzerweiterung, da sie lernen verschiedene Lösungen anzuwenden. Dies führt auch zu einer Verbesserung ihrer Selbstständigkeit.

Wikis

Das Wiki ist ein Medium, das für viele Anwendungsmöglichkeiten, durch seine offene Struktur, zur Verfügung steht. Es kann als riesige Wandtafel und als Archiv verwendet werden. Dabei gibt es keine Vorgabe zur Strukturierung, diese kann an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Dies fördert nicht nur die Medienkompetenz der Lehrkräfte sondern auch die der Schülerinnen und Schüler.

Nutzungsmöglichkeiten eines Wikis

Ein Wiki in der Schule kann unter anderem für nachfolgende Einsätze verwendet werden:
  • Veröffentlichung von Projekten und deren Veranschaulichung 
  • als Unterrichtsarchiv und kollaboratives Glossar 
  • als Unterrichtsthema im Informatikunterricht 
  • als Sicherung von Hausaufgaben 
  • als Sicherung von Quelltexten im Informatikunterricht 
  • Zur Erarbeitung von Themen in Gruppenarbeit 
Zusätzlich dazu können hier noch viele weitere Möglichkeiten für den Einsatz von Wikis in der Schule gefunden werden. Nach einer kurzen Erläuterung werden viele Beispiele mit Verlinkungen aufgezählt.

Warum ein Wiki?

Die technischen Voraussetzungen rücken in den Hintergrund, da keine zusätzliche Installation von Programmen benötigt wird, ein Webbrowser ist ausreichend. Die Bedienung ist sehr einfach und kann intuitiv erlernt werden. Die Arbeit der Schülerinnen und Schüler ist nach außen sichtbar, dies bietet eine zusätzliche Motivation. Die Teamarbeit der Schülerinnen und Schüler wird gefördert. Lehrkräfte sind Coaches, die die selben Rechte wie die Schülerinnen und Schüler haben. Der Strukturierungsprozess und die Nutzung sind nicht festgelegt und können deshalb an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Die Begründung für den Einsatz eines Wikis sind vielfältig und können unter anderem genauer hier und hier nachgelesen werden. Auf der Webseite der ZUM-Wiki werden in diesem Artikel noch sehr viele weitere interessante Links und Artikel zum Einsatz von Wikis in Schulen aufgeführt. Es lohnt sich also diesen mal genauer anzuschauen.

Eine Installationsanleitung im PDF-Format für ein Wiki und eine Anleitung wie dieses verwendet werden kann, findet sich hier, eine weitere Online Anleitung hier. Wer das ganze lieber in Form eines Buches lesen möchte, kann einen Blick in Jörg Kantels Werk Per Anhalter durch das Mitmach-Web werfen. Das Buch bietet eine Vielzahl von Anleitungen für verschiedene Programme im Web 2.0, darunter auch eine Anleitung zu Wikis.

Beispiele für bereits existierende Wikis

Nachfolgend möchte ich noch einige Links anbieten, die zu bereits existierenden Wikis führen.

Auf folgender Website befindet sich ein Beispiel Wiki auf dem Portal der ZUM Wiki zu einer Gruppenarbeit einer Französisch Klasse. Die Gruppenarbeit bestand darin die Klassenfahrt nach Frankreich, unter verschiedenen Gesichtspunkten, mit Hilfe des Wikis zu organisieren.

Auf folgender Seite von Lehrer-Online befindet sich eine Linkssammlung, die einen zu bereits existierenden Wikis in Deutschland und der Schweiz führt.

In diesem Blogbeitrag berichtet ein Geographie Lehrer von seinen Erfahrungen mit dem Einsatz von Wikis im Fach Geographie. Zusätzlich zu seinen Erfahrungen kann man auch das Feedback seiner Schülerinnen und Schüler lesen.

Literaturverzeichnis
  • Weitzmann, John Hendrik: All you need is CC? Zum Verhältnis des Lizenzmodells Creative Commons zu den bestehenden Urheberrechtsregimen In: Bieber, Christoph, Eifert, Martin, Groß, Thomas, Lamla, Jörn (HG.): Soziale Netze in der digitalen Welt. Das Internet zwischen egalitärer Teilhabe und ökonomischer Macht, Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2009 
  • Kantel, Jörg: Per Anhalter durch das Mitmach-Web. Publizieren im Web 2.0: Von Social Networks über Weblogs und Wikis zum eigenen Internet-Fernsehsender, mitp-Verlag, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Heidelberg, München, Landsberg, Frechen, Hamburg, 2009 
  • Shirky, Clay: Here comes everybody. The power of organizing without organisations, Penguin Group Penguin Books Ltd, London, 2008

1 Kommentar:

  1. Also Frau Braun, ich finde, dass Sie das richtig gut gemeistert haben! :) Gratuliere!

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