Eine Antwort gibt Don Tapscott in einem interessanten Vortrag auf der SXSW 2013, über den ich an anderer Stelle ausführlicher berichte:
Don Tapscott - How To Solve the World's Problems - SXSW Interactive 2013 from SXSW on Vimeo.
Dienstag, 25. Juni 2013
Freitag, 21. Juni 2013
WebQuests im Schulunterricht
Heutzutage ist das Internet aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Dabei dient das Internet längst nicht mehr nur noch zur reinen Informationsbeschaffung. DasWeb 2.0 ist ein Raum zur Kommunikation, zum Erstellen, Veröffentlichen und nicht zuletzt zum Teilen von Inhalten. Dies hat zum einen durch Facebook, Twitter und ähnliche Dienste Einfluss auf die Freizeit der Menschen. Mehr und mehr wird das Internet aber auch von Arbeitgebern genutzt, um zum Beispiel die Onlineaktivität eventueller zukünftiger Angestellter einer genaueren Untersuchung zu unterziehen und so deren Eignung für den Job zu prüfen.
Durch Facebook hat sich die Bedeutung des Freundbegriffes stark verändert, die Film- und Musikindustrie sieht sich durch YouTube starken Veränderungen unterzogen. Das Web 2.0 hält Einzug in nahezu alle Lebensbereiche, die sich an die neuen Möglichkeiten, aber auch die Gefahren erst einmal anpassen müssen.
Um in der Lage zu sein, sich verantwortungsvoll und kompetent im Web 2.0 zu bewegen, ist es wichtig, schon möglichst früh den richtigen Umgang mit dem Internet zu erlernen. Daher sollte die Medienbildung eine viel größere Rolle in der Schule spielen, als dies bisher der Fall ist. Dies betrifft zum einen die Schüler, zum anderen aber natürlich auch die Lehrer, die selbst den richtigen Umgang mit dem Internet beherrschen sollten, um ihn an ihre Schüler weitergeben zu können.
Das Internet bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, mit denen man sich erst einmal intensiv befassen muss, um sie effektiv nutzen zu können. Durch diese neuen Möglichkeiten ergeben sich aber auch neue Kompetenzen, die von den Schülern erst einmal erlernt werden müssen. Die Flut an Informationen, die das Internet mit sich bringt, kann für den unerfahrenen User leicht zu Überforderung führen. Das Internet sollte daher in den Schulen intensiv unter Anleitung der Lehrkraft als Quelle benutzt werden, damit die Schüler so schon früh lernen, richtig mit dem Internet umzugehen. Welche Kompetenzen aber benötigen sie für den richtigen Umgang mit dem Internet?
Schlüsselkompetenzen der Wissensgesellschaft
Wer kennt die Situation nicht? Man hat eine bestimmte Fragestellung, gibt einen Suchbegriff in Google ein und bekommt tausende Ergebnisse. Welche davon kann ich nun wirklich für die Bearbeitung meiner Fragestellung verwenden? Wenn schon Erwachsene Probleme mit der Informationsflut des Internets haben, kann man sich denken, dass das bei Schülern auch der Fall, wenn nicht sogar noch schlimmer ist. Aufgabe der Schule im Rahmen der Herausbildung einer Medienkompetenz der Schüler ist es somit, diese mit Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, mit denen sie Informationen aus dem Internet auf deren Relevanz und Zuverlässigkeit prüfen können. Außerdem müssen sie in der Lage sein, diese Informationen in ihr Wissen zu integrieren und so im Alltag brauchbar zu machen. Um die Schüler dazu zu befähigen, sieht MOSER (2008, S. 11) Schlüsselkompetenzen vor, die die Schüler in der Schule erlernen sollten:
Effektives Recherchieren lernen
In Zeiten des Web 2.0 ist es zur Informationsbeschaffung längst nicht mehr nötig, Bibliotheken aufzusuchen oder Lexika aufzuschlagen. Einfacher, schneller und bei entsprechenden Kompetenzen auch effektiver ist die Suche nach den benötigten Informationen im Internet, zumeist über Google oder Wikipedia. Jedoch ergeben sich dabei Probleme, die ohne Medienkompetenz nicht zu durchschauen sind. Bei Eingeben eines Suchbegriffes in Google erhält man zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Unmenge von Informationen, jedoch stellen sich gleichzeitig weitere Fragen. Sind die Links, die als erstes angezeigt werden, auch gleichzeitig die qualitativ besten? Kann ich die angegebenen Websites als seriös betrachten oder vertreten sie eine Position aufgrund von eigenen wirtschaftlichen oder politischen Zielen? Werden mir überhaupt brauchbare Links angezeigt oder verbirgt sich ganz am Ende der Liste die Website, die mir wirklich weiterhilft?
Außerdem sind die Websites, die von Google angezeigt werden, in sich selbst komplex und von weiteren Links durchsetzt, die wiederum zu einer Fülle anderer Websites mit weiteren Informationen führen. Um den Schülern zu helfen, diese Fragen zu beantworten und sie so mit Kompetenzen zur effektiven Informationsrecherche auszustatten, kann es sinnvoll sein, ihnen bei der Informationsbeschaffung zu einem Thema Links, die schon von der Lehrkraft auf deren Glaubwürdigkeit überprüft wurden, an die Hand zu geben. Die Schüler sollen dabei natürlich noch selbst zusätzliche Informationen beschaffen, wobei die vorgegebenen Links ein Fundament bieten, das Überforderung vermeidet. Je erfahrener die Schüler im Umgang mit dem Internet werden, desto stärker kann die selbstständige Recherche in den Vordergrund rücken (vgl. MOSER 2008, S. 12 f.).
Informationen analysieren und bewerten
Nachdem die Schüler sich Informationen beschafft haben, ist es wichtig, dass sie diese ,auf ihre Zuverlässigkeit überprüfen können. Vor Zeiten des Web 2.0 beschaffte man sich die benötigten Informationen aus Lexika wie dem Brockhaus. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit stellte sich damals meist gar nicht. Heute werden zu diesem Zweck häufig Wikipedia oder vergleichbare Plattformen im Internet benutzt. Diese werden von vielen und oft auch unbekannten Autoren in Zusammenarbeit immer wieder aktualisiert und erweitert. Das ist insofern problematisch, als es nicht
nachvollziehbar ist, wie kompetent die Autoren im jeweiligen Fachbereich sind. Die Glaubwürdigkeit deren Beiträge ist somit zunächst zweifelhaft. Zudem kommt es auch immer wieder vor, dass Autoren ihre Artikel nach ihren persönlichen Interessen gestalten und Fakten ihren Interessen entsprechend verdrehen.
Die Schüler müssen also lernen, Informationen aus dem Internet zunächst auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen, bevor sie diese als allgemeingültig übernehmen. Dazu ist es sinnvoll, die Quelle selbst zu analysieren. Allgemein sind Informationen von renommierten und anerkannten Institutionen glaubwürdiger, als wenn sie unbekannter Herkunft sind. Eine Information ist zudem eher als wahr anzunehmen, wenn diese von zwei voneinander unabhängigen Quellen bestätigt werden kann. Außerdem sind Informationen immer in einem bestimmten Kontext und nicht isoliert zu betrachten. Bei komplexen Argumentationen, die bestimmte Fakten darstellen und interpretieren, ist es wichtig zu prüfen, ob sie schlüssig aufgebaut sind und keine Fragen offen lassen (vgl. MOSER 2008, S. 13 f.).
Informationen in Bezug zum Alltag setzen
Grundlage für die Arbeit mit WebQuests ist die Annahme, dass das Wissen der Schüler nicht aus unzusammenhängenden Wissensbeständen besteht, sondern sie durch Erfahrung und Wissensaneignung ihr Verhältnis zu ihrer Umwelt bestimmen. Lernen (nach MOSER) bedeutet also, neue Informationen in Bezug zum Alltag zu setzen und somit praktisch brauchbar zu machen. Dabei ist es wichtig, die Schüler zum autonomen Lernen, zur selbstständigen Aneignung und Produktion von Wissen im Schulunterricht anzuregen. Dazu ist es die Aufgabe des Lehrers, Lernprozesse anzuregen und Lernarrangements bereitzustellen (vgl. MOSER 2008, S. 14). Es ist sicherlich einleuchtend, dass die eben erwähnten Kompetenzen unabdingbar sind, um das Internet effektiv nutzen zu können. Wie aber kann die Schule den Schülern helfen, sich diese anzueignen? Moser bietet dafür das von ihm weiterentwickelte Modell des WebQuest an. Nun stellt sich zunächst die Frage:
Was ist ein WebQuest?
Der Begriff WebQuest setzt sich aus den Wörtern „web“ (englisch für Netz, Netzwerk, Kurzform für World Wide Web) und „quest“ (englisch für Aufgabe, Suche) zusammen. Es handelt sich somit um Aufgaben, die mit Hilfe von Informationen aus dem Internet bearbeitet werden sollen. Laut der LANDESAKADEMIE FÜR FORTBILDUNG UND PERSONALENTWICKLUNG AN SCHULEN sind WebQuests über das Internet bereitgestellte Lehr- und Lernarrangements. Ausgangspunkt bei der Bearbeitung der gestellten Probleme und Aufgaben sind dabei den Schülern bereitgestellte Internetquellen. Entwickelt wurde das didaktische Konzept der WebQuests 1995 von Bernie Dodge an der San Diego State University, Kalifornien, USA. Die zugrunde liegende Idee ist, die Schüler zum eigenständigen Arbeiten anzuregen, was dazu führen soll, dass die Schüler sich ihr Wissen selbst konstruieren, anstatt nur vorgegebenes Wissen zu reproduzieren. Die WebQuest-Methode baut somit auf eine konstruktivistische Lerntheorie auf, die ich im Folgenden erläutern möchte.
Konstruktivistische Lerntheorie
Angelehnt an die pragmatische Pädagogik John Deweys geht der Konstruktivismus davon aus, dass die Menschen durch ihre Handlungen und Erfahrungen umfassend in die Konstruktion dessen eingreifen, was ihnen später als Wirklichkeit erscheint. Der Mensch konstruiert sich somit seine eigene Wirklichkeit. Diese Konstruktion ist aber nicht als Abbild einer vorbestimmten und abgeschlossenen Welt zu verstehen. Vielmehr muss klar sein, dass die jeweils gerade geltende Version von Wirklichkeit jederzeit von einer neueren Version abgelöst werden kann, aber keinesfalls willkürlich gewählt wird. Somit werden von jeder Erkenntnis weitere Fragen aufgeworfen, die es durch neue Erkenntnisse zu klären gilt (vgl. REICH 2012, S. 75). Nach BRANDL (2006, S. 6) ergeben sich daraus für die konstruktivistische Didaktik grundlegende Konsequenzen, die ich nun erläutern will. Lernen ist ein:
WebQuests in der Schule
Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus der konstruktivistischen Lerntheorie für den Einsatz von WebQuests an der Schule ziehen?Um WebQuests auch sinnvoll in der Schule einsetzen zu können, müssen die Annahmen, die von der konstruktivistischen Lerntheorie formuliert werden, auf die Arbeit mit WebQuests übertragen werden:
Wissen ist unabgeschlossen
Wissen und Wirklichkeit können nie als abgeschlossen angesehen werden, da sie durch neue Erkenntnisse stets erweitert werden können. Bei der Arbeit mit WebQuests wird dies dadurch realisiert, dass die Schüler die Ergebnisse vergangener WebQuests nutzen können, um wieder neue Problemlösungen zu schaffen. Somit wird das aus WebQuests gewonnene Wissen stets verändert, bearbeitet und erweitert, um zu neuen Ergebnissen zu kommen.
Lernen ist multiperspektivisch
Dies gilt nicht nur für den Lerninhalt, sondern auch für die Form des Arbeitens und Vermittelns. Gemeinschaftsarbeit mit gemeinsamen Lernzielen ist ebenso denkbar wie Einzelarbeit mit individuellen Zielen. Die Recherche bezieht zudem viele verschiedene Medien ein und nicht nur das Internet. Die Präsentation der Ergebnisse geschieht schließlich nicht nur in Textform, sondern kann auch Grafiken, Bilder, Videos und Audiospuren beinhalten.
Unterrichtsergebnisse sind unvorhersehbar
Selbst wenn die Aufgabenstellung einesWebQuest in einem bestimmten Rahmen begrenzt ist und die Anzahl von Ressourcen beschränkt wird, ist das Endergebnis schwierig vorherzusagen. Bei der Recherche im Internet ist es immer möglich, dass die Schüler auf neue wertvolle Quellen stoßen, die neue Ergebnisse zulassen. So können sich im Erarbeitungsprozess die selbst gesetzten Ziele ständig ändern oder erweitern (vgl. MOSER 2008, S. 57 ff.).
Didaktisches Modell
Das Modell der WebQuests, wie es von Dodge entwickelt wurde, ist ein didaktisches Modell zur Strukturierung der Arbeit mit dem Internet im Unterricht. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Recherche sondern vielmehr auf der Verwendung der gefundenen Informationen. Die Lernenden sollen dabei ihre Fähigkeiten im Bereich der Analyse, Synthese und Evaluation schulen. Angelehnt daran entwickelte Moser ein eigenes didaktisches Modell zur Arbeit mit WebQuests im Schulunterricht (vgl. MOSER 2008, S. 20).
Unterrichtsmodell nach Moser
Nach MOSERS Vorstellung von der Arbeit mit WebQuests in der Schule soll das Internet nicht die einzige Informationsquelle sein. Die Schüler sollen bei der Recherche auch andere Quellen, wie Bücher, Zeitschriften oder ähnliches verwenden, um so den Nutzen von Internetquellen auch kritisch zu hinterfragen und die Vor- und Nachteile gegenüber anderen Quellen zu untersuchen. So sollen sie lernen, wann das Internet der schnellste und beste Weg ist, eine Frage zu beantworten, aber auch, wann es sich vielleicht eher lohnt, ein Lexikon zu Rate zu ziehen. Das Internet soll so als eine Möglichkeit unter vielen gesehen werden, welche Vor-, aber natürlich auch Nachteile in sich birgt.
Weiterhin ist das Internet bei der Arbeit mit WebQuests auch nicht bloß zur Informationsbeschaffung vorgesehen. An den bereits erwähnten Schlüsselkompetenzen angelehnt, sollen die Schüler das Internet vermehrt zum Lernen benutzen. Moser erklärt diesen Vorgang mit dem Begriff „Lernspirale“ (MOSER 2008, S. 21). Die Schüler erarbeiten mit Hilfe des Internets und mit Hilfe von Büchern, Zeitschriften, Lexika, und Ähnlichem sogenannte Wissenswelten. Diese werden anschließend wiederum über das Internet anderen Schülern für deren Lernprojekte zur Verfügung gestellt. So soll eine Sammlung von Materialien entstehen, die von Schülern für Schüler erarbeitet und bereitgestellt wird. Im Stile des Web 2.0 wird das Internet als Plattform für eine ständig wachsende Anzahl von Arbeitsergebnissen genutzt, die die Schüler untereinander austauschen und so für ihre Lernaktivität gebrauchen können (vgl. MOSER 2008, S. 21 f.).
Lernformen und Aktivitäten
Wie bei jedem Schulunterricht, ist es auch bei der Arbeit mit WebQuests in der Schule wichtig, sich vorher über die anzuwendende Lernform Gedanken zu machen. Projektunterricht, Gruppen-, Partner- und freie Arbeit, Werkstattunterricht und Wochenplanarbeit eignen sich gut dazu, den Unterricht stärker auf die Schüler zu zentrieren und diese aktiv in die Erarbeitung des Lernstoffs einzubinden. All diese Formen des Unterrichts empfehlen sich für die Durchführung von WebQuests. Die Erarbeitung erfolgt dabei meist in Partner- oder Gruppenarbeit; die Recherche kann auch in den Wochenplan integriert werden; bei einzelnen WebQuests könnten zudem einzelne Phasen in Werkstattarbeit stattfinden, bei der die Schüler Teilaspekte des Themas mit vorbereitetem Material erarbeiten.
Um diese Unterrichtsformen erfolgreich umzusetzen, müssen die Lehrkräfte bereit sein, die Planung, Strukturierung und eventuell auch die Kontrolle über den Unterricht ein Stück weit aus der Hand zu geben. Dadurch, dass die Schüler weitgehend selbstständig arbeiten und sich Lernziele setzen, lernen sie auch nicht alle im gleichen Tempo. Zwar werden die erarbeiteten Resultate am Schluss zusammengeführt, jedoch können die Lernprozesse, die dazu geführt haben, ganz unterschiedlich sein. Die Lehrer müssen bereit sein, sich auf solche Prozesse einzulassen, damit die Arbeit mit WebQuests im Schulunterricht erfolgreich sein kann (vgl. MOSER 2008, S. 28 f.). In einem Video spricht Bernie Dodge über die veränderte Rolle des Lehrers bei der Arbeit mit WebQuests.
Drei Grundformen von WebQuests
Nach MOSER (2008, S. 61) gibt es drei Grundformen von WebQuests, die sich in ihrer Organisation unterscheiden. Diese werde ich im Folgenden erläutern.
WebQuests zum Verdichten von Informationen
Hierbei geht es vorrangig um die Analyse und Strukturierung von Informationen. Dabei werden aus verschiedensten Quellen Informationen zusammengetragen, analysiert, verarbeitet und interpretiert, um so neue Datensammlungen zu erstellen; es werden sogenannte Wissens- und Erfahrungswelten gestaltet und präsentiert. Diese stellen jeweils natürlich nur einen Ausschnitt des Themenbereiches dar. Die Schüler können diesen Ausschnitt nun aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachten und die Informationen dementsprechend suchen und verarbeiten. Das Ziel bei dieser Art von WebQuest ist es dementsprechend, den Schülern zu lehren, bewusst Sichtweisen und Perspektiven auszuwählen, und zu erkennen, welchen Erkenntnisgewinn diese mit sich bringen. Weiterhin sollen die Schüler erfahren, dass die Aufarbeitung von Informationen immer nur eine Konstruktion und niemals eine objektive Abbildung der wirklichen Welt ist. Allerdings ist das reine Zusammentragen von Informationen nicht als WebQuest zu bezeichnen. Erst, wenn die Schüler zur produktiven Eigenarbeit angeregt werden, die über stures Abarbeiten einer Aufgabe nach vorgegebenen Schritten hinausgeht, kann man von einem WebQuest sprechen (vgl. MOSER 2008, S. 61 f.).
WebQuests zur Problemlösung
Diese Art von WebQuest geht noch einen Schritt über die oben genannte hinaus, indem die zusammengetragenen, analysierten und interpretierten Informationen zur Lösung konkreter Problemstellungen herangezogen werden. Sie ist somit auch komplexer, umfangreicher und anspruchsvoller als der vorher genannte Typ von WebQuest, denn es wird das Wissen, was vorher Ziel der Schüleraktivität war, vorausgesetzt, um die Problemstellung des WebQuests zu lösen. Ein weiteres Ziel ist es, dabei wiederum verschiedene Perspektiven zu erarbeiten, zu vergleichen und aufeinander zu beziehen, um so das Problem zu lösen (vgl. MOSER 2008, S. 64).
Kommunikative WebQuests
Bei dieser Art von WebQuests spielen kommunikative und interaktive Elemente eine große Rolle. Dabei gibt es zum einen die Möglichkeit, dass die Schüler in der Phase der Recherche Kontakt mit Experten oder anderen Auskunftspersonen aufnehmen. Die Schüler könnten zum Beispiel Fachleute des jeweiligen Themenbereichs per E-Mail befragen und so die benötigten Informationen erhalten. Diese Befragungen müssten im Vorlauf besprochen und vorbereitet und die jeweiligen Experten angefragt werden, ob sie zu solch einer Befragung überhaupt bereit wären. Weiterhin könnten Aktivitäten, die den direkten Austausch mit Auskunftspersonen verlangen, in einen WebQuest einbezogen werden. Ein Beispiel dafür wäre die Erstellung eines Stammbaumes, bei dem die Schüler ihre Eltern und Verwandte nach deren Vorfahren befragen. Vorstellbar wären auch kleinere Umfragen zum Beispiel in der Schule, bei denen die Mitschüler zu ihren Gewohnheiten oder Ähnlichem befragt werden. Zum anderen könnten die Schüler auch mit anderen Klassen über geografische Grenzen hinweg aktiv an einer WebQuest zusammenarbeiten, wobei sie sich über das Internet verständigen. Diese WebQuests bieten große Chancen im Sinne der interkulturellen Verständigung. Die Schüler haben so die Möglichkeit, andere Kulturen und Denkweisen kennenzulernen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Die Planung und Durchführung ist hierbei natürlich wesentlich komplexer und aufwändiger (vgl. MOSER 2008, S. 67 f.). Aber ist das wirklich ein Grund, von der Arbeit mit WebQuests abzusehen?
Kurz- und langfristige WebQuests
Wie bereits gezeigt, können WebQuests durchaus sehr zeitintensive Projekte sein. Sie müssen aber dennoch nicht immer auf lange Zeiträume ausgelegt sein. Bei manchen Themen kann es durchaus sinnvoll sein, sie auf wenige Teilaspekte zu reduzieren, die in kurzfristigen WebQuests erarbeitet werden. Dies empfiehlt sich gerade beim Einstieg in die Arbeit mit dem Internet und mit WebQuests, um die Schüler nicht gleich zu überfordern (vgl. MOSER 2008, S. 29). Nach DODGE (1997), dem ursprünglichen „Erfinder“ des WebQuest-Modells, kann man zwischen kurz- und langfristigen WebQuests unterscheiden:
Planung und Durchführung
Um WebQuests effektiv planen und durchführen zu können, schlägt MOSER (2008, S. 31) die Vorbereitung von solchen Projekten in sechs Schritten vor, die ich näher beschreiben möchte.
Thema
Am Beginn eines internetbasierten Projektes steht wie bei jeder Unterrichtseinheit zunächst die Auswahl eines motivierenden, herausfordernden und interessanten Themas. Dieses wird auf spannende und anschauliche Art und Weise zum Beispiel durch einen Film, einen Textausschnitt oder im klassischen Unterrichtsgespräch eingeführt. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Einführung des Themas interessant für die Schüler ist, deren Neugier weckt und weitere Fragen aufwirft. Das Thema hat Bezug zum Bildungsplan und ist somit Teil des ganz normalen Schulunterrichts. WebQuests sind also nicht als außercurriculare Angebote für die Schüler gedacht, die nur in Projektwochen oder in der Freizeit der Schüler angewendet werden. Die Arbeit mit dem Internet hält so Einzug in den Schulalltag, um so eine möglichst gute Medienbildung zu erzielen (vgl. MOSER 2008, S. 31 f.).
Aufgabenstellung
Im nächsten Schritt müssen zu dem vorgegebenen Thema von der Lehrkraft lösbare Aufgaben formuliert werden, die das Thema eingrenzen und eine Zielrichtung vorgeben. Die Schüler sollten in diesen Prozess aktiv eingebunden werden und ihre Meinung dazu abgeben können. So können auch eventuelle Unklarheiten und die gestellten Anforderungen geklärt werden. Zudem sollen die Schüler jederzeit die Möglichkeit haben, Ergänzungen und Veränderungen vorzunehmen, sodass das Projekt zur Schülersache wird. Anschließend werden die in diesem Schritt entworfenen Teilaufträge von den Schülern selbstständig erarbeitet. Für eine ausreichende Differenzierung und Anpassung der Anforderungen an das Leistungsniveau der einzelnen Schüler ist dabei stets zu sorgen. So können entweder verschiedene Aufgaben oder ein und dieselbe Aufgaben von verschiedenen Schülergruppen bearbeitet werden, wobei am Schluss die eventuell unterschiedlichen Ergebnisse zusammengetragen, verglichen und diskutiert werden. Folgende Arten von Aufgaben sind dabei denkbar:
Ressourcen
Um die in den vorhergehenden Schritten formulierten Arbeitsaufträge erarbeiten zu können, müssen den Schülern entsprechende Materialien und Informationsquellen bereitgestellt werden. Diese sollten möglichst ertragreich, zuverlässig und relevant sein. Sie können aus dem Internet, aber auch aus traditionellen Medien, wie dem Schulbuch, Lexika oder CD-ROMs stammen. Die Schüler können auch Hinweise auf weitere Suchmaschinen oder Internetseiten erhalten, die sie durchsuchen sollen. Dabei sollen die Schüler aber unbedingt auch eigenes Material einbringen, das sie im Internet oder anderen Quellen gefunden haben. Inwieweit der Fokus auf das Internet als Quelle gelegt wird, hängt auch von der Ausstattung der Schule ab. Zudem machen Internetquellen meistens nur dann Sinn, „(…) wenn sie gegenüber herkömmlichen didaktischen Materialien einen Zusatznutzen leisten“ (MOSER 2008, S. 35). Dieser ist zum Beispiel gegeben, wenn:
Prozess
Im Gegensatz zum linearen Lernen, bei dem die Abfolge der Arbeitsschritte klar vorgegeben ist, woraus das Vorgehen bei der Problemlösung klar hervorgeht, sind die Schüler beim Bearbeiten von WebQuests sehr frei in ihrer Vorgehensweise. Durch das ständige Einbeziehen neuer Informationen, befindet sich auch die Fragestellung in einem stetigen Wandel, was wiederum neue Informationen erfordert. Die Ergebnisse sind somit nicht vorhersehbar. WebQuests stellen somit auch ganz andere Anforderungen an die Lehrer. Im nun folgenden Prozess der Erarbeitung der WebQuest durch die Schüler nimmt der Lehrer die Rolle eines Beraters ein. Die Schüler befinden sich in ihrem Lernprozess im Zentrum des Unterrichtsgeschehens; sie suchen aktiv nach Informationen, die ihnen auf ihrem Lernweg weiterhelfen. Der Lehrer unterstützt die Schüler, wenn sie Zweifel an der Zielführung ihres Projektes haben und hilft ihnen bei Schwierigkeiten oder wenn sie nicht mehr weiter wissen. Durch die große Komplexität des Internets kann es leicht passieren, dass die Schüler mit der Fülle an Informationen überfordert sind. Der Lehrer muss darauf achten, dass die Schüler nicht den roten Faden verlieren und sie immer wieder auf den Kern der Aufgabenstellungen zurückführen. Bei Bedarf unterstützt der Lehrer die Arbeitsorganisation innerhalb der Arbeitsgruppen und weist sie gegebenenfalls auf die Unbrauchbarkeit von Quellen hin. Dementsprechend hilft der Lehrer den Schülern bei der Suche nach relevanten Links und Materialien und bei der Strukturierung der Informationen. Er kann sie auch bei Entscheidungsprozessen bezüglich der Vorgehensweise unterstützen (vgl. MOSER 2008, S. 37).
Evaluation
Sobald die Bearbeitung des WebQuests abgeschlossen ist, sollte sie einer Evaluation unterzogen werden, um beurteilen zu können, wie gut diese geeignet war, die Ziele zu erreichen. Zum einen sollten die Schüler dabei selbst die Gelegenheit haben, sich selbst und die Arbeit am WebQuest zu evaluieren. Zum anderen muss der WebQuest aber natürlich auch von der Lehrkraft auf ihre Qualität hin überprüft werden. Die Schüler sollen sich so nach und nach Problemlösestrategien aneignen, diese auf weitere WebQuests anwenden, um später auch im alltäglichen Leben Gebrauch davon machen zu können. Zur reflektierten Beobachtung des eigenen Lernprozesses könnten die Schüler Quest-Tagebücher führen, in denen sie regelmäßig den Stand der Arbeit dokumentieren; nach jeder Unterrichtseinheit könnte ein Meinungsbarometer der Schüler zur Zusammenarbeit, dem Arbeitsfortschritt usw. erstellt werden; auch von den Gruppen auszufüllende Fragebögen, in denen sie ihre Meinung zum Projekt mitteilen können, wären denkbar – nicht unbedingt nur am Ende eines Projektes. Die Lehrer wiederum sollten in einem ersten Schritt die Qualität der WebQuest beurteilen. Dabei sollten die Komplexität, die Motivation zur eigenständigen Arbeit, die Lösbarkeit der Aufgaben und die Präsentation der Ergebnisse berücksichtigt werden. Erst in einem zweiten Schritt sind nun die einzelnen Schülerleistungen zu beurteilen. Anschließend kann den Schülern umfassend Feedback zu ihrer Leistung gegeben werden (vgl. MOSER 2008, S. 38 ff.).
Präsentation
Im Anschluss an die erfolgreiche Bearbeitung eines WebQuest steht die Veröffentlichung im Internet, um so die Ergebnisse anderen Lerngruppen zur weiteren Bearbeitung und Weiterentwicklung zur Verfügung zu stellen. Grundidee des WebQuest-Konzeptes ist schließlich der Austausch und das Teilen von Wissen. Andere Lerngruppen sollen dazu angeregt werden, aufbauend aus den präsentierten Ergebnissen, eigene Projekte zu starten und zu veröffentlichen. Zusätzlich ist es aber auch denkbar, dass die Arbeitsergebnisse im Schulhaus auf Postern, Plakaten und Informationstafeln präsentiert werden. Es sind viele verschiedene Arten der Präsentation denkbar; zur möglichst weitreichenden Verbreitung und zum schnellstmöglichen Austausch von Wissen stellt hier aber das Internet wohl die effektivste Variante dar (vgl. MOSER 2008, S 41 f.).
Dies stellt die theoretische Grundlage des WebQuest-Modells dar. Um sich nun ein wirkliches Bild davon zu machen, wie WebQuests aussehen können, empfiehlt es sich, sich ein paar Beispiele anzuschauen.
Fazit
Wie gezeigt werden konnte, bringt das Web 2.0 zwar viele neue Möglichkeiten mit sich, erfordert aber gleichzeitig auch neue Kompetenzen, welche in der Schule thematisiert werden sollten. Das vorgestellte Modell des WebQuests stellt eine sehr effektive Methode dar, um den Umgang mit dem Internet zu üben und sich die erforderlichen Kompetenzen anzueignen. Aufbauend auf einer konstruktivistischen Lerntheorie werden die Schüler dazu angehalten, im Internet auf Entdeckungsreise zu gehen, wobei sie ihren Lernweg möglichst selbst gestalten. Der Lehrer ist nicht das Zentrum des Unterrichts, sondern die Schüler selbst; er nimmt vielmehr die Rolle eines Lernbegleiters ein, der die Schüler bei Problemen unterstützt und einen gewissen Rahmen vorgibt, der aber die Schüler weitestgehend bestimmen lässt, wohin die Reise gehen und auf welchem Weg das Ziel erreicht werden soll. So können die Schüler zu kompetenten Internetusern erzogen werden, die das Internet als ein weiteres Medium zur Informationsbeschaffung und als Arbeits- und Kommunikationsplattform nutzen können. Die Lehrer müssen bereit sein, die Kontrolle über das Unterrichtsgeschehen und insbesondere die Zielsetzung ein Stück weit aus der Hand zu geben.
Wichtig ist es auch, dass WebQuests nicht als Selbstzweck betrieben werden. Grundlegendes Ziel ist schließlich die Verbreitung und das Teilen von Wissen. Nur, wenn WebQuests im Rahmen des Web 2.0 durchgeführt werden, erfüllen sie ihren eigentlichen Zweck; und nur so erfahren die Schüler auch den eigentlichen Nutzen des Web 2.0, der darin besteht, mit anderen Informationen zu teilen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, können WebQuests ein wertvolles Instrument zur Medienerziehung darstellen. Die Schüler erlernen den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet, erkennen, welche Quellen zuverlässig und relevant sind, und können das Internet als eine von vielen Informationsquellen nutzen; sie erkennen, wann es sinnvoll ist, im Internet nach Informationen zu suchen, und wann es vielleicht mehr Sinn macht, traditionelle Medien zu Rate zu ziehen. Zudem werden Sozialkompetenzen in der Gruppenarbeit verbessert und das eigenständige Arbeiten gefördert. Die Schüler bearbeiten Aufgaben im Unterricht nicht zum Selbstzweck, sondern um anderen Lerngruppen ihre Ergebnisse und Informationen zur Verfügung zu stellen. Somit erhält die Schülerarbeit einen Sinn über den Schulkontext hinaus.
Literatur
Moser, H. (²2008): Abenteuer Internet – Lernen mit WebQuests. Zürich: Verlag Pestalozzianum an der Hochschule Zürich.
Reich, K. (2012): Konstruktivistische Didaktik – Das Lehr- und Studienbuch mit Online-Methodenpool, 5. Aufl., Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
Internetquellen
Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen (o.J.): Was sind WebQuests? http://lehrerfortbildung-bw.de/unterricht/webquest/definition.html [26.05.2013]
Dodge, B. (1997): Some Thoughts about WebQuests, http://webquest.sdsu.edu/about_webquests.html [26.05.2013]
Brandl, W. (2006): Lernen als „konstruktiver“ Prozess: Trugbild oder Wirklichkeit? http://www.kvhs-osterode.de/aktuell/galerie/103/images/W.%20Brandl.pdf [26.05.2013]
Weiterführende Links
Videos zum Einsatz von WebQuests:
http://www.thirteen.org/edonline/concept2class/webquests/demonstration.html#classrooms
Eigene WebQuests kostenlos veröffentlichen:
http://www.easywebquest.ch/
Unterrichtsbeispiele:
http://www.webquests.de/materialien/beispiel.html
WebQuests für die Primarstufe
http://www.lehreronline.de/wqgrundschule.php?sid=43435015064882552536775267526780
WebQuest-Datenbank
http://www.webquest-forum.de/datenbank/datenbank.php
Durch Facebook hat sich die Bedeutung des Freundbegriffes stark verändert, die Film- und Musikindustrie sieht sich durch YouTube starken Veränderungen unterzogen. Das Web 2.0 hält Einzug in nahezu alle Lebensbereiche, die sich an die neuen Möglichkeiten, aber auch die Gefahren erst einmal anpassen müssen.
Um in der Lage zu sein, sich verantwortungsvoll und kompetent im Web 2.0 zu bewegen, ist es wichtig, schon möglichst früh den richtigen Umgang mit dem Internet zu erlernen. Daher sollte die Medienbildung eine viel größere Rolle in der Schule spielen, als dies bisher der Fall ist. Dies betrifft zum einen die Schüler, zum anderen aber natürlich auch die Lehrer, die selbst den richtigen Umgang mit dem Internet beherrschen sollten, um ihn an ihre Schüler weitergeben zu können.
Das Internet bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, mit denen man sich erst einmal intensiv befassen muss, um sie effektiv nutzen zu können. Durch diese neuen Möglichkeiten ergeben sich aber auch neue Kompetenzen, die von den Schülern erst einmal erlernt werden müssen. Die Flut an Informationen, die das Internet mit sich bringt, kann für den unerfahrenen User leicht zu Überforderung führen. Das Internet sollte daher in den Schulen intensiv unter Anleitung der Lehrkraft als Quelle benutzt werden, damit die Schüler so schon früh lernen, richtig mit dem Internet umzugehen. Welche Kompetenzen aber benötigen sie für den richtigen Umgang mit dem Internet?
Schlüsselkompetenzen der Wissensgesellschaft
Wer kennt die Situation nicht? Man hat eine bestimmte Fragestellung, gibt einen Suchbegriff in Google ein und bekommt tausende Ergebnisse. Welche davon kann ich nun wirklich für die Bearbeitung meiner Fragestellung verwenden? Wenn schon Erwachsene Probleme mit der Informationsflut des Internets haben, kann man sich denken, dass das bei Schülern auch der Fall, wenn nicht sogar noch schlimmer ist. Aufgabe der Schule im Rahmen der Herausbildung einer Medienkompetenz der Schüler ist es somit, diese mit Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, mit denen sie Informationen aus dem Internet auf deren Relevanz und Zuverlässigkeit prüfen können. Außerdem müssen sie in der Lage sein, diese Informationen in ihr Wissen zu integrieren und so im Alltag brauchbar zu machen. Um die Schüler dazu zu befähigen, sieht MOSER (2008, S. 11) Schlüsselkompetenzen vor, die die Schüler in der Schule erlernen sollten:
Effektives Recherchieren lernen
In Zeiten des Web 2.0 ist es zur Informationsbeschaffung längst nicht mehr nötig, Bibliotheken aufzusuchen oder Lexika aufzuschlagen. Einfacher, schneller und bei entsprechenden Kompetenzen auch effektiver ist die Suche nach den benötigten Informationen im Internet, zumeist über Google oder Wikipedia. Jedoch ergeben sich dabei Probleme, die ohne Medienkompetenz nicht zu durchschauen sind. Bei Eingeben eines Suchbegriffes in Google erhält man zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Unmenge von Informationen, jedoch stellen sich gleichzeitig weitere Fragen. Sind die Links, die als erstes angezeigt werden, auch gleichzeitig die qualitativ besten? Kann ich die angegebenen Websites als seriös betrachten oder vertreten sie eine Position aufgrund von eigenen wirtschaftlichen oder politischen Zielen? Werden mir überhaupt brauchbare Links angezeigt oder verbirgt sich ganz am Ende der Liste die Website, die mir wirklich weiterhilft?
Außerdem sind die Websites, die von Google angezeigt werden, in sich selbst komplex und von weiteren Links durchsetzt, die wiederum zu einer Fülle anderer Websites mit weiteren Informationen führen. Um den Schülern zu helfen, diese Fragen zu beantworten und sie so mit Kompetenzen zur effektiven Informationsrecherche auszustatten, kann es sinnvoll sein, ihnen bei der Informationsbeschaffung zu einem Thema Links, die schon von der Lehrkraft auf deren Glaubwürdigkeit überprüft wurden, an die Hand zu geben. Die Schüler sollen dabei natürlich noch selbst zusätzliche Informationen beschaffen, wobei die vorgegebenen Links ein Fundament bieten, das Überforderung vermeidet. Je erfahrener die Schüler im Umgang mit dem Internet werden, desto stärker kann die selbstständige Recherche in den Vordergrund rücken (vgl. MOSER 2008, S. 12 f.).
Informationen analysieren und bewerten
Nachdem die Schüler sich Informationen beschafft haben, ist es wichtig, dass sie diese ,auf ihre Zuverlässigkeit überprüfen können. Vor Zeiten des Web 2.0 beschaffte man sich die benötigten Informationen aus Lexika wie dem Brockhaus. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit stellte sich damals meist gar nicht. Heute werden zu diesem Zweck häufig Wikipedia oder vergleichbare Plattformen im Internet benutzt. Diese werden von vielen und oft auch unbekannten Autoren in Zusammenarbeit immer wieder aktualisiert und erweitert. Das ist insofern problematisch, als es nicht
nachvollziehbar ist, wie kompetent die Autoren im jeweiligen Fachbereich sind. Die Glaubwürdigkeit deren Beiträge ist somit zunächst zweifelhaft. Zudem kommt es auch immer wieder vor, dass Autoren ihre Artikel nach ihren persönlichen Interessen gestalten und Fakten ihren Interessen entsprechend verdrehen.
Die Schüler müssen also lernen, Informationen aus dem Internet zunächst auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen, bevor sie diese als allgemeingültig übernehmen. Dazu ist es sinnvoll, die Quelle selbst zu analysieren. Allgemein sind Informationen von renommierten und anerkannten Institutionen glaubwürdiger, als wenn sie unbekannter Herkunft sind. Eine Information ist zudem eher als wahr anzunehmen, wenn diese von zwei voneinander unabhängigen Quellen bestätigt werden kann. Außerdem sind Informationen immer in einem bestimmten Kontext und nicht isoliert zu betrachten. Bei komplexen Argumentationen, die bestimmte Fakten darstellen und interpretieren, ist es wichtig zu prüfen, ob sie schlüssig aufgebaut sind und keine Fragen offen lassen (vgl. MOSER 2008, S. 13 f.).
Informationen in Bezug zum Alltag setzen
Grundlage für die Arbeit mit WebQuests ist die Annahme, dass das Wissen der Schüler nicht aus unzusammenhängenden Wissensbeständen besteht, sondern sie durch Erfahrung und Wissensaneignung ihr Verhältnis zu ihrer Umwelt bestimmen. Lernen (nach MOSER) bedeutet also, neue Informationen in Bezug zum Alltag zu setzen und somit praktisch brauchbar zu machen. Dabei ist es wichtig, die Schüler zum autonomen Lernen, zur selbstständigen Aneignung und Produktion von Wissen im Schulunterricht anzuregen. Dazu ist es die Aufgabe des Lehrers, Lernprozesse anzuregen und Lernarrangements bereitzustellen (vgl. MOSER 2008, S. 14). Es ist sicherlich einleuchtend, dass die eben erwähnten Kompetenzen unabdingbar sind, um das Internet effektiv nutzen zu können. Wie aber kann die Schule den Schülern helfen, sich diese anzueignen? Moser bietet dafür das von ihm weiterentwickelte Modell des WebQuest an. Nun stellt sich zunächst die Frage:
Was ist ein WebQuest?
Der Begriff WebQuest setzt sich aus den Wörtern „web“ (englisch für Netz, Netzwerk, Kurzform für World Wide Web) und „quest“ (englisch für Aufgabe, Suche) zusammen. Es handelt sich somit um Aufgaben, die mit Hilfe von Informationen aus dem Internet bearbeitet werden sollen. Laut der LANDESAKADEMIE FÜR FORTBILDUNG UND PERSONALENTWICKLUNG AN SCHULEN sind WebQuests über das Internet bereitgestellte Lehr- und Lernarrangements. Ausgangspunkt bei der Bearbeitung der gestellten Probleme und Aufgaben sind dabei den Schülern bereitgestellte Internetquellen. Entwickelt wurde das didaktische Konzept der WebQuests 1995 von Bernie Dodge an der San Diego State University, Kalifornien, USA. Die zugrunde liegende Idee ist, die Schüler zum eigenständigen Arbeiten anzuregen, was dazu führen soll, dass die Schüler sich ihr Wissen selbst konstruieren, anstatt nur vorgegebenes Wissen zu reproduzieren. Die WebQuest-Methode baut somit auf eine konstruktivistische Lerntheorie auf, die ich im Folgenden erläutern möchte.
Konstruktivistische Lerntheorie
Angelehnt an die pragmatische Pädagogik John Deweys geht der Konstruktivismus davon aus, dass die Menschen durch ihre Handlungen und Erfahrungen umfassend in die Konstruktion dessen eingreifen, was ihnen später als Wirklichkeit erscheint. Der Mensch konstruiert sich somit seine eigene Wirklichkeit. Diese Konstruktion ist aber nicht als Abbild einer vorbestimmten und abgeschlossenen Welt zu verstehen. Vielmehr muss klar sein, dass die jeweils gerade geltende Version von Wirklichkeit jederzeit von einer neueren Version abgelöst werden kann, aber keinesfalls willkürlich gewählt wird. Somit werden von jeder Erkenntnis weitere Fragen aufgeworfen, die es durch neue Erkenntnisse zu klären gilt (vgl. REICH 2012, S. 75). Nach BRANDL (2006, S. 6) ergeben sich daraus für die konstruktivistische Didaktik grundlegende Konsequenzen, die ich nun erläutern will. Lernen ist ein:
- aktiver Prozess: Die Lernenden sollen sich aus intrinsischer Motivation und Interesse aktiv mit dem Lerngegenstand beschäftigen.
- selbstgesteuerter Prozess: Die Lernenden steuern in hohem Maße selbst den Lernprozess durch Auswahl der Lerngegenstände und Festlegung des Zeitaufwandes und methodischen Zuganges. Dabei wird durch ein Mindestmaß an Fremdsteuerung seitens des Lehrers die Kontinuität des Lernprozesses gewährleistet.
- situativer Prozess: Der Schulunterricht sollte nach Möglichkeit in Situationen eingebettet sein, in denen das Wissen, das vermittelt werden soll, angewendet werden muss. Außerschulische Realität soll Einzug in die Schule erhalten, um so anwendbares Wissen zu schaffen.
- sozialer Prozess: Zwar ist die Konstruktion und Interpretation von Wissen ein individueller Prozess; jedoch ist soziale Interaktion notwendig, um Wissen, Fertigkeiten, soziale Kompetenzen und Einstellungen zu entwickeln.
WebQuests in der Schule
Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus der konstruktivistischen Lerntheorie für den Einsatz von WebQuests an der Schule ziehen?Um WebQuests auch sinnvoll in der Schule einsetzen zu können, müssen die Annahmen, die von der konstruktivistischen Lerntheorie formuliert werden, auf die Arbeit mit WebQuests übertragen werden:
Wissen ist unabgeschlossen
Wissen und Wirklichkeit können nie als abgeschlossen angesehen werden, da sie durch neue Erkenntnisse stets erweitert werden können. Bei der Arbeit mit WebQuests wird dies dadurch realisiert, dass die Schüler die Ergebnisse vergangener WebQuests nutzen können, um wieder neue Problemlösungen zu schaffen. Somit wird das aus WebQuests gewonnene Wissen stets verändert, bearbeitet und erweitert, um zu neuen Ergebnissen zu kommen.
Lernen ist multiperspektivisch
Dies gilt nicht nur für den Lerninhalt, sondern auch für die Form des Arbeitens und Vermittelns. Gemeinschaftsarbeit mit gemeinsamen Lernzielen ist ebenso denkbar wie Einzelarbeit mit individuellen Zielen. Die Recherche bezieht zudem viele verschiedene Medien ein und nicht nur das Internet. Die Präsentation der Ergebnisse geschieht schließlich nicht nur in Textform, sondern kann auch Grafiken, Bilder, Videos und Audiospuren beinhalten.
Unterrichtsergebnisse sind unvorhersehbar
Selbst wenn die Aufgabenstellung einesWebQuest in einem bestimmten Rahmen begrenzt ist und die Anzahl von Ressourcen beschränkt wird, ist das Endergebnis schwierig vorherzusagen. Bei der Recherche im Internet ist es immer möglich, dass die Schüler auf neue wertvolle Quellen stoßen, die neue Ergebnisse zulassen. So können sich im Erarbeitungsprozess die selbst gesetzten Ziele ständig ändern oder erweitern (vgl. MOSER 2008, S. 57 ff.).
Didaktisches Modell
Das Modell der WebQuests, wie es von Dodge entwickelt wurde, ist ein didaktisches Modell zur Strukturierung der Arbeit mit dem Internet im Unterricht. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Recherche sondern vielmehr auf der Verwendung der gefundenen Informationen. Die Lernenden sollen dabei ihre Fähigkeiten im Bereich der Analyse, Synthese und Evaluation schulen. Angelehnt daran entwickelte Moser ein eigenes didaktisches Modell zur Arbeit mit WebQuests im Schulunterricht (vgl. MOSER 2008, S. 20).
Unterrichtsmodell nach Moser
Nach MOSERS Vorstellung von der Arbeit mit WebQuests in der Schule soll das Internet nicht die einzige Informationsquelle sein. Die Schüler sollen bei der Recherche auch andere Quellen, wie Bücher, Zeitschriften oder ähnliches verwenden, um so den Nutzen von Internetquellen auch kritisch zu hinterfragen und die Vor- und Nachteile gegenüber anderen Quellen zu untersuchen. So sollen sie lernen, wann das Internet der schnellste und beste Weg ist, eine Frage zu beantworten, aber auch, wann es sich vielleicht eher lohnt, ein Lexikon zu Rate zu ziehen. Das Internet soll so als eine Möglichkeit unter vielen gesehen werden, welche Vor-, aber natürlich auch Nachteile in sich birgt.
Weiterhin ist das Internet bei der Arbeit mit WebQuests auch nicht bloß zur Informationsbeschaffung vorgesehen. An den bereits erwähnten Schlüsselkompetenzen angelehnt, sollen die Schüler das Internet vermehrt zum Lernen benutzen. Moser erklärt diesen Vorgang mit dem Begriff „Lernspirale“ (MOSER 2008, S. 21). Die Schüler erarbeiten mit Hilfe des Internets und mit Hilfe von Büchern, Zeitschriften, Lexika, und Ähnlichem sogenannte Wissenswelten. Diese werden anschließend wiederum über das Internet anderen Schülern für deren Lernprojekte zur Verfügung gestellt. So soll eine Sammlung von Materialien entstehen, die von Schülern für Schüler erarbeitet und bereitgestellt wird. Im Stile des Web 2.0 wird das Internet als Plattform für eine ständig wachsende Anzahl von Arbeitsergebnissen genutzt, die die Schüler untereinander austauschen und so für ihre Lernaktivität gebrauchen können (vgl. MOSER 2008, S. 21 f.).
Lernformen und Aktivitäten
Wie bei jedem Schulunterricht, ist es auch bei der Arbeit mit WebQuests in der Schule wichtig, sich vorher über die anzuwendende Lernform Gedanken zu machen. Projektunterricht, Gruppen-, Partner- und freie Arbeit, Werkstattunterricht und Wochenplanarbeit eignen sich gut dazu, den Unterricht stärker auf die Schüler zu zentrieren und diese aktiv in die Erarbeitung des Lernstoffs einzubinden. All diese Formen des Unterrichts empfehlen sich für die Durchführung von WebQuests. Die Erarbeitung erfolgt dabei meist in Partner- oder Gruppenarbeit; die Recherche kann auch in den Wochenplan integriert werden; bei einzelnen WebQuests könnten zudem einzelne Phasen in Werkstattarbeit stattfinden, bei der die Schüler Teilaspekte des Themas mit vorbereitetem Material erarbeiten.
Um diese Unterrichtsformen erfolgreich umzusetzen, müssen die Lehrkräfte bereit sein, die Planung, Strukturierung und eventuell auch die Kontrolle über den Unterricht ein Stück weit aus der Hand zu geben. Dadurch, dass die Schüler weitgehend selbstständig arbeiten und sich Lernziele setzen, lernen sie auch nicht alle im gleichen Tempo. Zwar werden die erarbeiteten Resultate am Schluss zusammengeführt, jedoch können die Lernprozesse, die dazu geführt haben, ganz unterschiedlich sein. Die Lehrer müssen bereit sein, sich auf solche Prozesse einzulassen, damit die Arbeit mit WebQuests im Schulunterricht erfolgreich sein kann (vgl. MOSER 2008, S. 28 f.). In einem Video spricht Bernie Dodge über die veränderte Rolle des Lehrers bei der Arbeit mit WebQuests.
Drei Grundformen von WebQuests
Nach MOSER (2008, S. 61) gibt es drei Grundformen von WebQuests, die sich in ihrer Organisation unterscheiden. Diese werde ich im Folgenden erläutern.
WebQuests zum Verdichten von Informationen
Hierbei geht es vorrangig um die Analyse und Strukturierung von Informationen. Dabei werden aus verschiedensten Quellen Informationen zusammengetragen, analysiert, verarbeitet und interpretiert, um so neue Datensammlungen zu erstellen; es werden sogenannte Wissens- und Erfahrungswelten gestaltet und präsentiert. Diese stellen jeweils natürlich nur einen Ausschnitt des Themenbereiches dar. Die Schüler können diesen Ausschnitt nun aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachten und die Informationen dementsprechend suchen und verarbeiten. Das Ziel bei dieser Art von WebQuest ist es dementsprechend, den Schülern zu lehren, bewusst Sichtweisen und Perspektiven auszuwählen, und zu erkennen, welchen Erkenntnisgewinn diese mit sich bringen. Weiterhin sollen die Schüler erfahren, dass die Aufarbeitung von Informationen immer nur eine Konstruktion und niemals eine objektive Abbildung der wirklichen Welt ist. Allerdings ist das reine Zusammentragen von Informationen nicht als WebQuest zu bezeichnen. Erst, wenn die Schüler zur produktiven Eigenarbeit angeregt werden, die über stures Abarbeiten einer Aufgabe nach vorgegebenen Schritten hinausgeht, kann man von einem WebQuest sprechen (vgl. MOSER 2008, S. 61 f.).
WebQuests zur Problemlösung
Diese Art von WebQuest geht noch einen Schritt über die oben genannte hinaus, indem die zusammengetragenen, analysierten und interpretierten Informationen zur Lösung konkreter Problemstellungen herangezogen werden. Sie ist somit auch komplexer, umfangreicher und anspruchsvoller als der vorher genannte Typ von WebQuest, denn es wird das Wissen, was vorher Ziel der Schüleraktivität war, vorausgesetzt, um die Problemstellung des WebQuests zu lösen. Ein weiteres Ziel ist es, dabei wiederum verschiedene Perspektiven zu erarbeiten, zu vergleichen und aufeinander zu beziehen, um so das Problem zu lösen (vgl. MOSER 2008, S. 64).
Kommunikative WebQuests
Bei dieser Art von WebQuests spielen kommunikative und interaktive Elemente eine große Rolle. Dabei gibt es zum einen die Möglichkeit, dass die Schüler in der Phase der Recherche Kontakt mit Experten oder anderen Auskunftspersonen aufnehmen. Die Schüler könnten zum Beispiel Fachleute des jeweiligen Themenbereichs per E-Mail befragen und so die benötigten Informationen erhalten. Diese Befragungen müssten im Vorlauf besprochen und vorbereitet und die jeweiligen Experten angefragt werden, ob sie zu solch einer Befragung überhaupt bereit wären. Weiterhin könnten Aktivitäten, die den direkten Austausch mit Auskunftspersonen verlangen, in einen WebQuest einbezogen werden. Ein Beispiel dafür wäre die Erstellung eines Stammbaumes, bei dem die Schüler ihre Eltern und Verwandte nach deren Vorfahren befragen. Vorstellbar wären auch kleinere Umfragen zum Beispiel in der Schule, bei denen die Mitschüler zu ihren Gewohnheiten oder Ähnlichem befragt werden. Zum anderen könnten die Schüler auch mit anderen Klassen über geografische Grenzen hinweg aktiv an einer WebQuest zusammenarbeiten, wobei sie sich über das Internet verständigen. Diese WebQuests bieten große Chancen im Sinne der interkulturellen Verständigung. Die Schüler haben so die Möglichkeit, andere Kulturen und Denkweisen kennenzulernen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Die Planung und Durchführung ist hierbei natürlich wesentlich komplexer und aufwändiger (vgl. MOSER 2008, S. 67 f.). Aber ist das wirklich ein Grund, von der Arbeit mit WebQuests abzusehen?
Kurz- und langfristige WebQuests
Wie bereits gezeigt, können WebQuests durchaus sehr zeitintensive Projekte sein. Sie müssen aber dennoch nicht immer auf lange Zeiträume ausgelegt sein. Bei manchen Themen kann es durchaus sinnvoll sein, sie auf wenige Teilaspekte zu reduzieren, die in kurzfristigen WebQuests erarbeitet werden. Dies empfiehlt sich gerade beim Einstieg in die Arbeit mit dem Internet und mit WebQuests, um die Schüler nicht gleich zu überfordern (vgl. MOSER 2008, S. 29). Nach DODGE (1997), dem ursprünglichen „Erfinder“ des WebQuest-Modells, kann man zwischen kurz- und langfristigen WebQuests unterscheiden:
- Bei kurzfristen WebQuests ist das Ziel die Aneignung und Integration von Wissen durch die Schüler. Sie suchen sich Informationen zu einem bestimmten Thema, ordnen diese und bringen sie in Zusammenhang zueinander. Die Dauer einer solchen Erarbeitung beträgt in der Regel ein bis drei Unterrichtseinheiten.
- Langfristige WebQuests verlangen von den Schülern, dass diese ihr Wissen erweitern und verfeinern. Sie sollen sich detailliert mit einem Thema auseinandersetzen und die entsprechenden Informationen genau analysieren und in einen Zusammenhang mit ihrer Fragestellung bringen. Durch die Erarbeitung von etwas, was von anderen wiederum genutzt werden kann, zeigen die Schüler, dass sie das Thema in seiner Tiefe erfasst und verstanden haben. Die Erarbeitung einer solchen WebQuest kann von einer Woche bis zu einem Monat in Anspruch nehmen (vgl. DODGE 1997).
Planung und Durchführung
Um WebQuests effektiv planen und durchführen zu können, schlägt MOSER (2008, S. 31) die Vorbereitung von solchen Projekten in sechs Schritten vor, die ich näher beschreiben möchte.
Thema
Am Beginn eines internetbasierten Projektes steht wie bei jeder Unterrichtseinheit zunächst die Auswahl eines motivierenden, herausfordernden und interessanten Themas. Dieses wird auf spannende und anschauliche Art und Weise zum Beispiel durch einen Film, einen Textausschnitt oder im klassischen Unterrichtsgespräch eingeführt. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Einführung des Themas interessant für die Schüler ist, deren Neugier weckt und weitere Fragen aufwirft. Das Thema hat Bezug zum Bildungsplan und ist somit Teil des ganz normalen Schulunterrichts. WebQuests sind also nicht als außercurriculare Angebote für die Schüler gedacht, die nur in Projektwochen oder in der Freizeit der Schüler angewendet werden. Die Arbeit mit dem Internet hält so Einzug in den Schulalltag, um so eine möglichst gute Medienbildung zu erzielen (vgl. MOSER 2008, S. 31 f.).
Aufgabenstellung
Im nächsten Schritt müssen zu dem vorgegebenen Thema von der Lehrkraft lösbare Aufgaben formuliert werden, die das Thema eingrenzen und eine Zielrichtung vorgeben. Die Schüler sollten in diesen Prozess aktiv eingebunden werden und ihre Meinung dazu abgeben können. So können auch eventuelle Unklarheiten und die gestellten Anforderungen geklärt werden. Zudem sollen die Schüler jederzeit die Möglichkeit haben, Ergänzungen und Veränderungen vorzunehmen, sodass das Projekt zur Schülersache wird. Anschließend werden die in diesem Schritt entworfenen Teilaufträge von den Schülern selbstständig erarbeitet. Für eine ausreichende Differenzierung und Anpassung der Anforderungen an das Leistungsniveau der einzelnen Schüler ist dabei stets zu sorgen. So können entweder verschiedene Aufgaben oder ein und dieselbe Aufgaben von verschiedenen Schülergruppen bearbeitet werden, wobei am Schluss die eventuell unterschiedlichen Ergebnisse zusammengetragen, verglichen und diskutiert werden. Folgende Arten von Aufgaben sind dabei denkbar:
- Zusammentragen von Informationen
- Informationen analysieren und Schlüsse daraus ziehen
- Teilproblem lösen
- Stellungnahme erarbeiten
- Teilprodukt erstellen
- Problem künstlerisch erarbeiten
- usw.
Ressourcen
Um die in den vorhergehenden Schritten formulierten Arbeitsaufträge erarbeiten zu können, müssen den Schülern entsprechende Materialien und Informationsquellen bereitgestellt werden. Diese sollten möglichst ertragreich, zuverlässig und relevant sein. Sie können aus dem Internet, aber auch aus traditionellen Medien, wie dem Schulbuch, Lexika oder CD-ROMs stammen. Die Schüler können auch Hinweise auf weitere Suchmaschinen oder Internetseiten erhalten, die sie durchsuchen sollen. Dabei sollen die Schüler aber unbedingt auch eigenes Material einbringen, das sie im Internet oder anderen Quellen gefunden haben. Inwieweit der Fokus auf das Internet als Quelle gelegt wird, hängt auch von der Ausstattung der Schule ab. Zudem machen Internetquellen meistens nur dann Sinn, „(…) wenn sie gegenüber herkömmlichen didaktischen Materialien einen Zusatznutzen leisten“ (MOSER 2008, S. 35). Dieser ist zum Beispiel gegeben, wenn:
- das Internet aktuellere Materialien liefert als andere Quellen
- außer Text auch Videos, Audiodateien, usw. bereitgestellt werden
- Informationen geliefert werden, die in anderen Quellen nicht zu finden sind
- das Material authentischer ist
Prozess
Im Gegensatz zum linearen Lernen, bei dem die Abfolge der Arbeitsschritte klar vorgegeben ist, woraus das Vorgehen bei der Problemlösung klar hervorgeht, sind die Schüler beim Bearbeiten von WebQuests sehr frei in ihrer Vorgehensweise. Durch das ständige Einbeziehen neuer Informationen, befindet sich auch die Fragestellung in einem stetigen Wandel, was wiederum neue Informationen erfordert. Die Ergebnisse sind somit nicht vorhersehbar. WebQuests stellen somit auch ganz andere Anforderungen an die Lehrer. Im nun folgenden Prozess der Erarbeitung der WebQuest durch die Schüler nimmt der Lehrer die Rolle eines Beraters ein. Die Schüler befinden sich in ihrem Lernprozess im Zentrum des Unterrichtsgeschehens; sie suchen aktiv nach Informationen, die ihnen auf ihrem Lernweg weiterhelfen. Der Lehrer unterstützt die Schüler, wenn sie Zweifel an der Zielführung ihres Projektes haben und hilft ihnen bei Schwierigkeiten oder wenn sie nicht mehr weiter wissen. Durch die große Komplexität des Internets kann es leicht passieren, dass die Schüler mit der Fülle an Informationen überfordert sind. Der Lehrer muss darauf achten, dass die Schüler nicht den roten Faden verlieren und sie immer wieder auf den Kern der Aufgabenstellungen zurückführen. Bei Bedarf unterstützt der Lehrer die Arbeitsorganisation innerhalb der Arbeitsgruppen und weist sie gegebenenfalls auf die Unbrauchbarkeit von Quellen hin. Dementsprechend hilft der Lehrer den Schülern bei der Suche nach relevanten Links und Materialien und bei der Strukturierung der Informationen. Er kann sie auch bei Entscheidungsprozessen bezüglich der Vorgehensweise unterstützen (vgl. MOSER 2008, S. 37).
Evaluation
Sobald die Bearbeitung des WebQuests abgeschlossen ist, sollte sie einer Evaluation unterzogen werden, um beurteilen zu können, wie gut diese geeignet war, die Ziele zu erreichen. Zum einen sollten die Schüler dabei selbst die Gelegenheit haben, sich selbst und die Arbeit am WebQuest zu evaluieren. Zum anderen muss der WebQuest aber natürlich auch von der Lehrkraft auf ihre Qualität hin überprüft werden. Die Schüler sollen sich so nach und nach Problemlösestrategien aneignen, diese auf weitere WebQuests anwenden, um später auch im alltäglichen Leben Gebrauch davon machen zu können. Zur reflektierten Beobachtung des eigenen Lernprozesses könnten die Schüler Quest-Tagebücher führen, in denen sie regelmäßig den Stand der Arbeit dokumentieren; nach jeder Unterrichtseinheit könnte ein Meinungsbarometer der Schüler zur Zusammenarbeit, dem Arbeitsfortschritt usw. erstellt werden; auch von den Gruppen auszufüllende Fragebögen, in denen sie ihre Meinung zum Projekt mitteilen können, wären denkbar – nicht unbedingt nur am Ende eines Projektes. Die Lehrer wiederum sollten in einem ersten Schritt die Qualität der WebQuest beurteilen. Dabei sollten die Komplexität, die Motivation zur eigenständigen Arbeit, die Lösbarkeit der Aufgaben und die Präsentation der Ergebnisse berücksichtigt werden. Erst in einem zweiten Schritt sind nun die einzelnen Schülerleistungen zu beurteilen. Anschließend kann den Schülern umfassend Feedback zu ihrer Leistung gegeben werden (vgl. MOSER 2008, S. 38 ff.).
Präsentation
Im Anschluss an die erfolgreiche Bearbeitung eines WebQuest steht die Veröffentlichung im Internet, um so die Ergebnisse anderen Lerngruppen zur weiteren Bearbeitung und Weiterentwicklung zur Verfügung zu stellen. Grundidee des WebQuest-Konzeptes ist schließlich der Austausch und das Teilen von Wissen. Andere Lerngruppen sollen dazu angeregt werden, aufbauend aus den präsentierten Ergebnissen, eigene Projekte zu starten und zu veröffentlichen. Zusätzlich ist es aber auch denkbar, dass die Arbeitsergebnisse im Schulhaus auf Postern, Plakaten und Informationstafeln präsentiert werden. Es sind viele verschiedene Arten der Präsentation denkbar; zur möglichst weitreichenden Verbreitung und zum schnellstmöglichen Austausch von Wissen stellt hier aber das Internet wohl die effektivste Variante dar (vgl. MOSER 2008, S 41 f.).
Dies stellt die theoretische Grundlage des WebQuest-Modells dar. Um sich nun ein wirkliches Bild davon zu machen, wie WebQuests aussehen können, empfiehlt es sich, sich ein paar Beispiele anzuschauen.
Fazit
Wie gezeigt werden konnte, bringt das Web 2.0 zwar viele neue Möglichkeiten mit sich, erfordert aber gleichzeitig auch neue Kompetenzen, welche in der Schule thematisiert werden sollten. Das vorgestellte Modell des WebQuests stellt eine sehr effektive Methode dar, um den Umgang mit dem Internet zu üben und sich die erforderlichen Kompetenzen anzueignen. Aufbauend auf einer konstruktivistischen Lerntheorie werden die Schüler dazu angehalten, im Internet auf Entdeckungsreise zu gehen, wobei sie ihren Lernweg möglichst selbst gestalten. Der Lehrer ist nicht das Zentrum des Unterrichts, sondern die Schüler selbst; er nimmt vielmehr die Rolle eines Lernbegleiters ein, der die Schüler bei Problemen unterstützt und einen gewissen Rahmen vorgibt, der aber die Schüler weitestgehend bestimmen lässt, wohin die Reise gehen und auf welchem Weg das Ziel erreicht werden soll. So können die Schüler zu kompetenten Internetusern erzogen werden, die das Internet als ein weiteres Medium zur Informationsbeschaffung und als Arbeits- und Kommunikationsplattform nutzen können. Die Lehrer müssen bereit sein, die Kontrolle über das Unterrichtsgeschehen und insbesondere die Zielsetzung ein Stück weit aus der Hand zu geben.
Wichtig ist es auch, dass WebQuests nicht als Selbstzweck betrieben werden. Grundlegendes Ziel ist schließlich die Verbreitung und das Teilen von Wissen. Nur, wenn WebQuests im Rahmen des Web 2.0 durchgeführt werden, erfüllen sie ihren eigentlichen Zweck; und nur so erfahren die Schüler auch den eigentlichen Nutzen des Web 2.0, der darin besteht, mit anderen Informationen zu teilen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, können WebQuests ein wertvolles Instrument zur Medienerziehung darstellen. Die Schüler erlernen den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet, erkennen, welche Quellen zuverlässig und relevant sind, und können das Internet als eine von vielen Informationsquellen nutzen; sie erkennen, wann es sinnvoll ist, im Internet nach Informationen zu suchen, und wann es vielleicht mehr Sinn macht, traditionelle Medien zu Rate zu ziehen. Zudem werden Sozialkompetenzen in der Gruppenarbeit verbessert und das eigenständige Arbeiten gefördert. Die Schüler bearbeiten Aufgaben im Unterricht nicht zum Selbstzweck, sondern um anderen Lerngruppen ihre Ergebnisse und Informationen zur Verfügung zu stellen. Somit erhält die Schülerarbeit einen Sinn über den Schulkontext hinaus.
Literatur
Moser, H. (²2008): Abenteuer Internet – Lernen mit WebQuests. Zürich: Verlag Pestalozzianum an der Hochschule Zürich.
Reich, K. (2012): Konstruktivistische Didaktik – Das Lehr- und Studienbuch mit Online-Methodenpool, 5. Aufl., Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
Internetquellen
Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen (o.J.): Was sind WebQuests? http://lehrerfortbildung-bw.de/unterricht/webquest/definition.html [26.05.2013]
Dodge, B. (1997): Some Thoughts about WebQuests, http://webquest.sdsu.edu/about_webquests.html [26.05.2013]
Brandl, W. (2006): Lernen als „konstruktiver“ Prozess: Trugbild oder Wirklichkeit? http://www.kvhs-osterode.de/aktuell/galerie/103/images/W.%20Brandl.pdf [26.05.2013]
Weiterführende Links
Videos zum Einsatz von WebQuests:
http://www.thirteen.org/edonline/concept2class/webquests/demonstration.html#classrooms
Eigene WebQuests kostenlos veröffentlichen:
http://www.easywebquest.ch/
Unterrichtsbeispiele:
http://www.webquests.de/materialien/beispiel.html
WebQuests für die Primarstufe
http://www.lehreronline.de/wqgrundschule.php?sid=43435015064882552536775267526780
WebQuest-Datenbank
http://www.webquest-forum.de/datenbank/datenbank.php
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Mittwoch, 12. Juni 2013
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