Samstag, 13. Juli 2024

Der Fall Mois - Wie Influencer radikalisieren können

Der Influencer, Streamer und Youtuber Mois (bürgerlich: Zelemkhan Arsanov) ist durch Videos über die deutsche Rap-Szene bekannt geworden. Im Verlauf seiner Karriere hatte er zu vielen Größen der Szene Kontakt und hat ein Millionen-Publikum erreicht. Trotz dieser Erfolge ist der ehemalige Youtuber momentan in einen der größten Skandale der deutschen Influencer-Szene verwickelt. Die Anschuldigungen wiegen schwer: Er soll seine Frau geschlagen und misshandelt, Spendengelder veruntreut und einen Großteil seiner ehemaligen besten Freunde betrogen haben.

Das Gefährliche an diesem Konflikt stellt jedoch meiner Meinung nach vor allem die Online-Community dar. Viele Fans verteidigen Mois und suchen die Schuld bei seiner Exfrau und verbreiten ein äußerst gefährliches Gedankengut schamlos im Netz weiter: In bestimmten Situationen sei es durchaus legitim, seinen Partner/seine Partnerin zu schlagen bzw. körperlich zu verletzen.

Da es sich um einen laufenden Konflikt handelt, dessen Ausgang nicht absehbar ist, können schnell neue Beweise oder Aussagen auftauchen, die einige Punkte verändern. Den Hauptpunkt, den ich hier erläutern will, sollte das aber nicht beeinflussen. Da der Konflikt zu groß ist, um ihn komplett zu erklären, werde ich mich vor allem auf Mois Aussagen und Handlungen gegenüber seiner Exfrau beziehen und darauf, welche Reaktionen das im Netz ausgelöst hat.

Mois soll in den letzten Jahren drogensüchtig geworden sein und seine Familie (Frau und zwei Kinder) vernachlässigt haben. Laut seinen Aussagen soll seine Exfrau mit dem Rapper Sun Diego (bürgerlich: Dimitrij Chpakov, damals Freund von Mois) fremdgegangen sein, woraufhin Mois seine Frau mehrmals geschlagen und misshandelt hatte. Seine Exfrau sowie Sun Diego dementieren diese Vorwürfe jedoch. Zudem haben die Vorwürfe sowieso wenig Relevanz. Mois selbst sagt in einem Interview dazu:

„Jetzt sitzt diese Sch***** (gemeint ist Mois Exfrau) und erzählt ich hätte blaues Auge. Freu dich, dass du nicht tot bist Ka***!“ (Quelle 1).

Man würde nun meinen, dass ein Mann, der öffentlich zugibt, seine Frau zu schlagen, und dieser sogar mit dem Tod droht, kein Rückhalt im Netz findet. Doch weit gefehlt. Auf Instagram, TikTok, Threads etc. liest man viele Kommentare von Menschen, die ihn unterstützen und der Meinung sind, er habe Recht mit dem, was er tut.

„Alle die haten weil er ausrastet nachdem er von frau und freund verraten und betrogen wurde. Sieht nichtmal mehr seine kinder. Kommt ihr eig noch alle klar ?! Gewalt gegen frauen ist ein no go aber meine fresse ich kann ihn so verstehen dass er so ausflippt.“ (Quelle 2)

„Verstehe ich das richtig? Mois Frau betrügt ihn mit Diego. Jetzt sucht sie Mitleid weil Mois ihr angeblich eine geklebt hat? Typisch das man da wieder in die Opferrolle schlüpfen muss, um Hype mitzunehmen“ (Quelle 3)

Solche und ähnliche Kommentare liest man massenhaft unter allen Beiträgen zum Thema. Menschen schreiben ohne Scham, dass sie Mois, der seine Frau zusammenschlägt, verstehen können, und bekommen darauf teilweise viele Likes und Zuspruch. Dass solche Kommentare überhaupt erlaubt sind und größtenteils nicht weiter verfolgt werden, stellt ein Problem dar und sorgt dafür, dass sich solches Gedankengut weiter im Netz verbreitet. Natürlich ist auch der Gegenwind groß, aber alleine der Fakt, dass es zwei Lager bei diesem Konflikt gibt, ist erschreckend und sollte uns dringend zu denken geben.

Liegt es an tief verwurzeltem Frauenhass, an nicht mehr zeitgemäßen Ideen oder an Menschen, die sich nicht weiter mit Themen befassen und ungefiltert ihre Meinung verbreiten. Vor allem aber stellt man sich die Frage, wieso Influencer wie Mois (der offen zugibt, seine Frau geschlagen zu haben, seine Kinder beleidigt und allgemein sehr fragwürdige Handlungen unterstützt) überhaut noch Inhalte veröffentlichen dürfen, in denen er ein Kopfgeld auf seine Frau aussetzt oder die Adressen und Namen seiner Kinder leakt.

Ich denke, dass uns das ein großes Problem von Sozialen Medien aufzeigt, in denen Meinungen ungefiltert veröffentlicht werden können und Menschen keine Angst vor Konsequenzen haben. Man kann gefährliche Inhalte teilen, frauen- und menschenverachtende Meinungen propagieren und läuft kaum Gefahr, rechtliche Konsequenzen zu spüren. Und an der Spitze steht ein drogenabhängiger Influencer, der seine Frau misshandelt hat, erzählt, dass ihm seine Kinder egal sind, weil er 100 neue machen kann. Es zeigt, was für einen gefährlichen Einfluss ein Mensch auf vor allem jüngere Menschen haben kann und wie überfordert Soziale Medien mit solchen Situationen sind.

  • Quelle 1: https://youtu.be/Meum85Zbuxw?si=R9SYFAFzR2TOvUSU
  • Quelle 2: https://www.threads.net/@19_auriel_91/post/C9O8ITpMyiE/
  • Quelle 3: https://www.threads.net/@dxrxa.oe/post/C9K-Lzosyna/

Donnerstag, 11. Juli 2024

Kann Duolingo nicht nur beim Sprachen lernen helfen, sondern auch die Medienkompetenz stärken?

Duolingo ist eine Sprachlernplattform, die eine Vielzahl von Sprachen anbietet und sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz auszeichnet, um den Lernprozess zu optimieren und zu personalisieren. 2011 gründeten Luis von Ahn und Severin Hacker die sich schnell etablierende Sprachlernapp mit mittlerweile 500 Millionen registrierten Nutzern.

  • Personalisierte Lernwege: Durch Algorithmen werden die Lernpfade der Nutzer personalisiert und analysiert. Stärken und Schwächen werden dementsprechend in den Übungen individuell behandelt.
  • Fehleranalyse und Feedback: Duolingo bietet detailliertes Feedback zu Fehlern. Dies ist möglich durch die Analyse der häufigsten Fehler der Benutzer und die Anpassung der Übungen.
  • Adaptive Wiederholung: Verteiltes Wiederholen, um Vokabeln und Grammatikregeln im Langzeitgedächtnis zu verankern. Die KI bestimmt den Zeitpunkt für Wiederholungen basierend auf dem individuellen Fortschritt.
  • Interaktive Elemente: Text- und Hörübungen, Sprachaufnahmen, die von der KI bewertet werden können.

Fazit: Duolingo ist in der Lage, Medienkompetenz durch den Gebrauch von Gamification und Künstlicher Intelligenz zu fördern. Jedoch auch nur bei richtigem Einsatz. Bei der entsprechenden Anwendung lernen die Nutzer nicht nur eine neue Sprache, sondern entwickeln auch Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Tools und der kritischen Bewertung von Informationen. 

Zum Weiterlesen: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09588221.2021.1933540

Montag, 1. Juli 2024

KI in Videospielen

Künstliche Intelligenz ist das Thema Nummer 1 in fast jedem Lebensbereich. Ob es der Servicemitarbeiter ist, der dank neuer Technik kostengünstig ersetzt werden kann, oder der Aufsatz, den man in der Schule abgibt. Auch in Videospielen kommt künstliche Intelligenz immer mehr zum Einsatz, aber war das nicht schon immer so?

Tatsächlich bedienen sich Videospiele schon sehr lange an künstlicher Intelligenz. Man muss hier jedoch größtenteils von „unechter“ künstlicher Intelligenz sprechen. Es mag den Anschein erwecken, dass NPCs in Skyrim wirklich auf den Spieler reagieren und man in Tell Tale Spielen nie weiß, wie eine Konversation endet, aber das stimmt so nicht. Auch wenn man als Spieler das Gefühl hat, dass NPCs aktiv auf Spieler reagieren, folgen sie eigentlich nur einem Skript, das im Hintergrund ausgeführt wird. Der Spieler kann die NPCs also durch seine Handlung beeinflussen, die gleiche Handlung löst aber auch immer die gleiche Reaktion aus. Spielt man ein Spiel nicht zu oft durch oder achtet nicht extrem darauf, fällt das kaum auf, aber von echter künstlicher Intelligenz kann man trotzdem nicht sprechen.

Anders sieht das im Adventuregame Vaudeville aus. Hier wird echte künstliche Intelligenz benutzt, um Charaktere zum Leben zu erwecken. Das Ziel ist es, als Detektiv Mordfälle zu lösen, indem man mit verschiedenen NPCs spricht. So richtig funktionieren tut das Spiel zwar nicht immer und die Dialoge können schnell etwas albern werden, aber es gibt kein Skript, das heißt jeder Spieldurchlauf ist potenziell einzigartig.

Künstliche Intelligenz hat gerade erst richtig Fuß gefasst in der Videospielszene, könnte diese aber komplett auf den Kopf stellen. Die Möglichkeiten, Charaktere zum Leben zu erwecken, sind definitiv gegeben, gleichzeitig kann man aber auch einige Möglichkeiten kritisch begutachten. Dialoge können von ChatGPT geschrieben werden, um Arbeit zu sparen, aber das nimmt dem Ganzen eventuell auch etwas von seiner Kunst. Es bleibt also abzuwarten, inwieweit große Spiele sich dieser Technik bedienen.

Newsartikel über KI in Videospielen: https://www.pcgames.de/Kuenstliche-Intelligenz-Hardware-279517/Specials/ubisoft-microsoft-ghostwriter-inworld-nvidia-ai-reportage-dokumentation-faceit-1438040/

Einblick ins Spiel Vaudeville: https://youtu.be/uE1QFZFLJnY?si=7LIbQKcn0iyBFFi1