Das Web 2.0 ist überall. Auch in Schulen? Das private Leben wird davon schon lange geprägt. Jetzt ist es an der Zeit, das Web 2.0 stärker in Schulen zu integrieren. Dadurch soll den Schülerinnen und Schülern* der sinnvolle und verantwortungsbewusste Umgang mit dem Internet beigebracht, die Chancen, aber auch Gefahren, des Web 2.0 aufgezeigt werden. Mehr als das - das Web 2.0 kann den Unterricht verändern, und so entstehen neue Formen des Lernens und des Miteinanders.
Trotz der Fülle an Nutzungsmöglichkeiten bleibt das Web 2.0 im Unterricht oft ungenutzt. Deshalb werden wir uns im Folgenden mit ausgewählten Nutzungsmöglichkeiten des Web 2.0 im Unterricht auseinandersetzen und am Beispiel von Wikis erläutern, wie diese in den Unterricht integriert werden können und so den Schulalltag bereichern.
Ausgewählte Nutzungsmöglichkeiten des Web 2.0 im Unterricht - ein Überblick
Moodle
Die weit verbreitete und viel genutzte Lernplattform Moodle wird schon seit längerem intensiv an Schulen und Hochschulen genutzt. Während sie in höheren Bildungseinrichtungen kaum noch wegzudenken ist, hat sie sich in Schulen erst langsam etabliert. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass Schüler teilweise nicht über das notwendige technische Equipment verfügen. Andererseits fehlt den Lehrkräften oft das notwendige Wissen, wie im Unterricht sinnvoll mit Moodle gearbeitet werden kann.
Welchen Nutzen bringt die Lernplattform also? Moodle ermöglicht den direkten und ständigen Austausch zwischen Lehrern und Schülern, auch außerhalb der Unterrichtszeiten. Die räumliche Trennung kann so überwunden werden.Hoeksema und Kuhn fassen die Funktionen von Moodle zusammen:
“Über seine Basismodule unterstützt Moodle den Zugriff der Lernenden auf Lernmaterial, die Kommunikation zwischen den Lernenden untereinander, die Kommunikation zwischen Lernenden und Unterrichtenden (und Gästen), die Bearbeitung und (Selbst-) Bewertung von Arbeitsaufträgen, umfangreiche Test-, Abstimmungs- und Umfragemöglichkeiten.” (2)Lehrer können Kurse anlegen und gezielt Arbeitsmaterialien einstellen, auf welche die Schüler jederzeit Zugriff haben. Arbeitsblätter, Texte, Links oder Videos - die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Die Schüler können die Materialien bearbeiten, selbst Dokumente hochladen und in Foren diskutieren. Arbeitsblätter können nie wieder in der Schule vergessen werden und Abgabetermine für Hausaufgaben außerhalb der Unterrichtszeiten werden möglich. Kurzfristige Infos für den Wandertag erreichen alle noch rechtzeitig.
Moodle erleichtert die Organisation des Schullebens und strukturiert den Unterricht. Der Landesbildungsserver Baden-Württemberg bietet einen Überblick und eine Anleitung zur Verwendung von Moodle an Schulen.
Podcasts
Podcasts sind Audio- oder Videodateien, die im Internet bereitgestellt und i.d.R. kostenlos abgerufen werden können. Sie werden häufig von Firmen, Nachrichtenagenturen, Radio- und Fernsehsendern oder Privatpersonen erstellt und veröffentlicht.
“Podcasting ist aus dem Namen von Apples populärem MP3-Player iPod und dem englischen Begriff "broadcast", was soviel wie Ausstrahlung/Sendung bedeutet, zusammengesetzt. Darunter versteht man die Erstellung von Mediendateien (Audio, Video, Texte) und deren automatisierte Verbreitung über das Internet.” (3)Podcasts zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie jederzeit im Internet abrufbar sind und - anders als ein schriftliches Medium - angehört (und angeschaut) werden können. Podcasts kann man gelegentlich anhören oder direkt beim Anbieter abonnieren, um regelmäßig die neuesten Informationen zu erhalten. Beispielsweise bietet daserste.de eine Reihe von Podcasts zu verschiedenen Sendungen an, die vom Nutzer kostenlos abonniert werden können. Will man sich das mühsame Klicken durch einzelne Anbieter ersparen, kann man auch über eine Sammlung, wie z.B. Itunes, auf Podcasts zugreifen. Außer zur Informationsbeschaffung und zu Unterhaltungszwecken können Podcasts auch in der Schule genutzt werden.
Dazu unterscheidet lehrer-online.de zwischen eindimensionalen und mehrdimensionalen Podcasts. Ein eindimensionaler Podcast wird nur von einer Person, beispielsweise der Lehrkraft, erstellt. Er eignet sich vor allem dazu, Informationen oder Übungsmaterial zur Verfügung zu stellen, auf welche die Schüler von zu Hause aus zugreifen können. Im Gegensatz dazu können mehrdimensionale Podcasts von mehreren Personen erstellt werden. Somit kann ein Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden stattfinden. Es können zum Beispiel “interaktive Hausaufgaben, Projektbesprechungen oder Onlinediskussionen” (4) erledigt werden bzw. stattfinden. Mehrdimensionale Podcasts erlauben ein sofortiges Feedback für die Schüler, nicht nur durch den Lehrer, sondern auch durch Mitschüler. Zum Erstellen und Hochladen eindimensionaler Podcasts und mehrdimensionaler Podcasts gibt es verschiedene Möglichkeiten, die auf lehrer-online.de ausführlich erklärt werden.
Blogs
Die Frage “Was ist ein Blog?” muss sich der Leser dieses Eintrags eigentlich nicht mehr stellen - Sie befinden sich nämlich just in diesem Moment auf dem Blog des Seminars “Web 2.0 und Medienkompetenz - was sollte ich als (Politik-)LehrerIn wissen?” der PH Ludwigsburg. Er wurde im Zuge des Seminars erstellt und wird seitdem stetig weiterentwickelt.
Der Form halber: “Ein Blog oder auch Weblog ist ein im Internet geführtes Tagebuch” (5). Was früher mühsam per Hand geschrieben und nur schwer an andere weitergegeben werden konnte, wird heute durch das Internet spielend leicht verbreitet. Sei es ein Blog über die Erlebnisse einer Reise oder ein ganz anderes Thema - der Autor kann seine Erfahrungen und Berichte am Computer verfassen, dann online stellen und schon hat die ganze Welt, bzw. der von ihm gewünschte Personenkreis, die Möglichkeit, darauf zuzugreifen. Es handelt sich also “um eine leicht einzurichtende und aktualisierbare Website, die einem oder mehreren Autoren die Möglichkeit bietet, von jedem Webanschluss aus Beiträge im Internet zu veröffentlichen” (6). Vor nicht allzu langer Zeit waren weitreichende Kenntnisse über HTML-Codes und Ähnliches notwendig, um bloggen zu können. Diese Prozesse wurden nach und nach automatisiert, und Bloggen wurde zum Kinderspiel.
Doch nun stellt sich natürlich die Frage, welchen Nutzen Blogs im Unterricht haben. Will Richardson spricht ihnen eine lernfördernde Wirkung zu, denn
“schon heute werden Blogs als Klassenportale, Online-Archive für Schülerarbeiten und E-Portfolios genutzt; sie dienen als gemeinschaftlicher Raum, zum Wissensmanagement oder bilden sogar die Basis für den Webauftritt der Schule. Wenn Schüler bloggen, lernen sie gleichermaßen kritisch zu lesen, das Gelesene analytisch zu beurteilen und ihre eigenen Beiträge klarer zu formulieren.” (7)Durch das Bloggen entstand eine völlig neue Form der Literalität (8), denn Schüler schreiben nicht mehr für ein begrenztes Publikum (welches in den meisten Fällen ausschließlich aus der Lehrperson bestand), sondern potenziell für die ganze Welt! Sie haben die Möglichkeit, ihr Expertenwissen an andere weiterzugeben, die davon profitieren und es nach Belieben ergänzen können.
Als praktisches Beispiel sei hier der Blog der Sekundarstufe 2 eines Hamburger Gymnasiums genannt. Er begleitet dort den Politikunterricht und wird vom Lehrer, den Schülern, sowie anderen Personen außerhalb der Lerngruppe mitgestaltet.
Wikis im Unterricht
Nachdem wir zunächst einen Überblick über Moodle, Podcasts und Blogs, sowie den möglichen Einsatz in der Schule gegeben haben, wollen wir im Folgenden einen genaueren Blick auf das Phänomen des Wikis werfen und klären, wie man es sinnvoll im Unterricht nutzen kann. Außerdem wollen wir anhand einiger Beispiele veranschaulichen, wie die Arbeit mit Wikis in der Schule gewinnbringend gestaltet werden kann. Um eine essentielle Frage vorneweg zu klären: Was ist ein Wiki überhaupt?
“Ein Wiki (hawaiisch für „schnell“), seltener auch WikiWiki oder WikiWeb genannt, ist ein Hypertext-System für Webseiten, deren Inhalte von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch online direkt im Webbrowser geändert werden können (Web-2.0-Anwendung). Das Ziel ist häufig, Erfahrung und Wissen gemeinschaftlich zu sammeln (kollektive Intelligenz) und in für die Zielgruppe verständlicher Form zu dokumentieren. Die Autoren erarbeiten hierzu gemeinschaftlich Texte, die ggf. durch Fotos oder andere Medien ergänzt werden (Kollaboratives Schreiben, E-Collaboration).” (9
Dieses Zitat entstammt dem berühmtesten Wiki überhaupt: Wikipedia - die Online-Enzyklopädie. “Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie aus freien Inhalten in über 280 Sprachen [...]. Seit Mai 2001 sind 1.710.782 Artikel in deutscher Sprache entstanden” (10). Noch bis vor kurzem als unseriöse Quelle verpönt, geht der Trend immer mehr zu einer “offiziell anerkannten” Nutzung der Internetseite. Vor allem wenn man sich einen ersten Überblick über ein Thema verschaffen will oder gezielt nach Informationen sucht, ist Wikipedia für viele die erste Anlaufstelle.
Doch die Omnipräsenz von Wikipedia lässt uns leicht vergessen, dass es neben der riesigen Online-Enzyklopädie noch viele andere Formen von Wikis gibt. Diese können bei sinnvollem Einsatz Unterrichten und Lernen - so wie wir es bisher kennen - vollständig verändern, wenn nicht gar revolutionieren.
Die Idee dahinter
Obwohl es Wikis sowie das gesamte Web 2.0 erst seit wenigen Jahren gibt, haben sie die Welt grundlegend verändert. Sie ermöglichen es, Wissen über den ganzen Globus hinweg zu sammeln und die Menschen immer weiter zu vernetzen. Die Idee der Schwarmintelligenz ist die Grundlage für das Funktionieren dieses gigantischen Phänomens.
Was verbirgt sich dahinter? Der Ausdruck Schwarmintelligenz, auch “das Wissen Vieler” (11) genannt, steht für die Fähigkeit einer (großen) Masse, ihr Wissen sinnvoll zu bündeln. Ein Einzelner beginnt, sein Wissen zu einem bestimmten Themengebiet aufzuschreiben, und jeder hat die Möglichkeit, den Eintrag durch Verändern oder Hinzufügen zu vervollständigen und weiterzuentwickeln. Schreibt jemand etwas Falsches, kann dies sofort von anderen revidiert werden. Dadurch kontrolliert sich der Artikel quasi ständig von selbst, da so viele Menschen ihr Expertenwissen zur Verfügung stellen.
Wie kann man sie im Unterricht nutzen?
“In großen Klassenverbänden mit spürbarem Leistungsgefälle möchten Sie Unterricht mit individueller Differenzierung und sozialen Arbeitsformen organisieren - und das Ganze mit modernen Medien? Die Arbeit mit einem Wiki ist unter diesen Voraussetzungen einen Versuch wert” (12). Wie bereits beschrieben, bieten Wikis viele neue Chancen für den Unterricht. Doch wie kann man die Arbeit mit Wikis konkret im Unterricht gestalten?
Zunächst muss unterschieden werden: Nutzt man bereits vorhandene Wikis zur Informationsbeschaffung oder erstellen und bearbeiten Schüler und Lehrer selbst einen Wiki? Im Folgenden wollen wir uns auf das Erstellen eigener Wikis im Unterricht konzentrieren.
Ausgangspunkt für die Erstellung eines Wikis ist immer ein bestimmtes Ziel. Sei es die Planung und Koordinierung eines Ausflugs, der Austausch innerhalb einer Klasse bzw. Arbeitsgruppe zu einem bestimmten Inhalt oder die Organisation einer öffentlichen Wissensplattform. Wikis können sowohl im Klassenverband als auch von der gesamten Schule erstellt und auf verschiedene Weisen genutzt werden. Anhand der folgenden Beispiele wollen wir aufzeigen, wie vielfältig Wikis im Unterricht genutzt werden können.
Beispiele aus der Praxis
Das Schulwiki des Regiomontanus-Gymnasium Haßfurt wird von der Schule auf verschiedene Arten genutzt. “Seit der Einrichtung des Wikis im Oktober 2005 ist die Zahl der Nutzer und aktiven Mitarbeiter stetig gestiegen. [...][D]as Wiki [bietet] jedem Schüler und Lehrer die Möglichkeit jederzeit und von überall aus selbstständig Informationen ins Netz zu stellen, gemeinsam mit anderen an Projekten zu arbeiten, Unterrichtsmaterial zur Verfügung zu stellen u.v.m.” (13).
Beispielsweise gibt es Informationsseiten, Fachseiten, Klassenseiten oder Projektseiten. Die Informationsseiten bieten unterschiedliche organisatorische Informationen wie wichtige Termine für die Kollegstufe, aber auch Informationen über die Gefahren und Chancen des Internets und vieles mehr. Die Fachseiten sind je nach Schulfach unterschiedlich aufgebaut und bieten u.a. Unterrichtsmaterial, Tests, nützliche Links und Übungen. Die Klassenseiten werden wiederum dazu genutzt, konkrete Inhalte, die im Unterricht behandelt werden, festzuhalten. Außerdem sind Termine, Fristen und Hausaufgaben zu finden.
Des Weiteren werden Projekte, beispielsweise das Projekt Frühlingsgedichte, online dokumentiert. Das RMG ist 2011 für seine Arbeit mit digitalen Medien im Unterricht mit dem Nachwuchspreis d-elina ausgezeichnet worden. Kurzum, das Wiki des RMG vereint viele Möglichkeiten, wie man ein Wiki in der Schule nutzen kann. Es ist “Informationsplattform, [...] „digitales Arbeitsblatt“, [...] Wissensspeicher” (14). Bearbeitet werden kann das Schul-Wiki lediglich von Menschen, die aktiv am Schulleben beteiligt sind, eingesehen werden kann es von allen Internetnutzern.
http://wikis.zum.de/rmg/Hauptseite, abgerufen am 27.04.2014, 19:40
Ein weiteres Beispiel für die Verwendung von Wikis an Schulen ist das Schulwiki der Kaiserin-Augusta-Schule in Köln. Im Vergleich zu den oben genannten Wikis möchten wir hier das Grundschulwiki kurz vorstellen.
Es handelt sich um ein Wiki, welches überregional von Grundschulkindern, -klassen und -lehrern genutzt werden kann und von der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet eV. präsentiert wird. Die Artikel wurden allesamt von Kindern, die einen Zugang besitzen, selbst verfasst. Außerdem gibt es eine Hilfeseite, wo gezielt Informationen zur Benutzung des Wikis bereitgestellt werden. Es können zwar keine aktuellen Termine o.ä. von bestimmten Schulen eingesehen werden, dafür ist das Angebot an Materialien und Beiträgen aber um einiges vielfältiger.
http://grundschulwiki.zum.de/wiki/Hauptseite, abgerufen am 29.04.2014, 21:30
Für Grundschulkinder bietet dies die große Chance, schon frühzeitig mit dem Web 2.0 in Kontakt zu treten, selbstständig zu partizipieren, sowie sich Informationen zu beschaffen.
Bei allen genannten Beispielen handelt es sich um große und langfristig angelegte Wikis. Aber natürlich gibt es auch die Möglichkeit, ein kleineres Wiki, beispielsweise im Zuge eines Projekts oder lediglich für ein einzelnes Fach, anzulegen.
Gibt es Risiken und Gefahren?
Während die Vorteile der Nutzung von Wikis vielfältig sind, sollte man die Risiken und Gefahren nicht aus den Augen verlieren. So hat, sobald man ein öffentliches Wiki erstellt, jeder Mensch auf dieser Welt potenziell Zugriff auf die Inhalte. Soll der Zugriff also beschränkt sein, bietet sich ein Intranet an, auf das nur registrierte Mitglieder Zugriff haben. Eine andere Möglichkeit ist natürlich, das Wiki über ein Passwort zu verschlüsseln. Außerdem ist es wichtig, mit den Schülern zu üben, wie sie sich auf einer Wikiplattform zu verhalten haben und wie sie andere Quellen korrekt einbinden. Ansonsten besteht das Risiko, dass beispielsweise unerwünschte oder unangemessene Inhalte veröffentlicht werden oder Plagiate entstehen.
Man sollte nicht vergessen, dass die Arbeit mit Wikis nicht für alle Schüler die beste Art und Weise ist zu lernen. Deshalb sollten Lehrkräfte darauf achten, auch andere Lernangebote zur Verfügung zu stellen.
Die Erstellung eines Wikis
Zu Beginn unserer Arbeit sind wir im Internet auf diesen hilfreichen Leitfaden zur Erstellung eines Wikis gestoßen. Möchte man im Unterricht mit Wikis arbeiten, steht man zunächst einmal vor der vermeintlichen Hürde, einen Wiki zu erstellen. Was man sich als Laie erst einmal kompliziert vorstellt, ist in der Realität gar nicht so schwer. Die Website http://www.opensourcecms.com liefert einen Überblick über verschiedene Möglichkeiten bzw. Softwares, mit deren Hilfe man ein Wiki erstellen kann. Besonders hervorzuheben sind MediaWiki, Schoolix, DokuWiki und lo-net.
MediaWiki und Schoolix
MediaWiki ist eine kostenfreie Software, die vor allem für sehr große Wikis zu empfehlen ist und sich durch eine flexible Struktur und keinen festgelegten Arbeitsablauf auszeichnet (15). Auch Wikipedia wurde auf der Grundlage von MediaWiki entwickelt.
Basierend auf MediaWiki ist die eigens für den schulischen Einsatz entwickelte Software Schoolix.
“'Schoolix das Schulwiki' ist eine speziell angepasste MediaWiki-Distribution, welche für die Bedürfnisse von Schulen und Klassenverbänden entwickelt wurde. Es enthält eine benutzerfreundliche Bedienoberfläche, sowie schulspezifische Funktionen, wie z.B. den Stundenplan und spezielle Templates, die das Leben einfacher machen. Die Schüler können die Webseiten des 'Schoolix das Schulwiki' bearbeiten und so selbstständig zum Lehrinhalt und Lernstoff beitragen.” (16)Zur Nutzung ist ein Login nötig, wodurch die Inhalte eines Wikis geschützt sind und Änderungen nur durch registrierte Nutzer vorgenommen werden können. Hier geht’s zum Beispiel zur Organisation eines Girls Days mithilfe von Schoolix.
Ein Schüler der Medienklasse in Berlin sagt:„Wir nutzen das Wiki um dort die Inhalte aus dem Unterricht zu sammeln, arbeiten damit aber auch gemeinsam an Vorträgen und tragen Vertretungsstunden ein. Es lässt sich ganz einfach bedienen“ (17). Die Lehrer der Klasse sind überzeugt davon, dass die Schüler durch die Nutzung des Wikis Freude am Lernen bekommen und viel eher dazu bereit sind, selbstständig zu verschiedenen Themen zu recherchieren.
DokuWiki
Eine weitere Möglichkeit, ein Wiki zu erstellen, bietet DokuWiki. “Es hat den großen Vorteil, dass es keine Anbindung an eine Datenbank benötigt und ist auch aus diesem Grund besonders sicher und einfach zu handhaben” (18). Nähere Informationen, sowie eine Auflistung von Vor- und Nachteilen wurde von der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen zusammengestellt.
lo-net
Die Internetseite www.lehrer-online.de verweist auf www.lo-net2.de. Die Lernplattform bietet zahlreiche kostenlose Angebote, die sich im Rahmen eines ”webbasierte[n] Unterricht[s]” (19) nutzen lassen. Zuvor ist eine Anmeldung der Schule bei www.lo-net2.de notwendig, um Zugang zu den unterschiedlichen Tools zu erhalten. Neben dem Erstellen eines Wikis können beispielsweise auch E-Mail-Adressen für die Schüler erstellt oder sichere Dateiablagen genutzt werden.
Der Vorteil im Vergleich zu anderen Wiki-Anbietern besteht darin, dass nicht jeder auf das Wiki zugreifen kann, sondern, ähnlich wie bei Schoolix, nur die registrierten Nutzer bzw. Mitglieder der Klasse. Somit wird die Arbeit der Schüler besser geschützt und kann auch besser kontrolliert werden als bei einem Wiki, das für die ganze Welt sichtbar ist.
Während Softwares wie MediaWiki und DokuWiki zum Beispiel auch von Firmen genutzt werden, bietet es sich im Unterricht zusammenfassend gesagt eher an, eine extra für den schulischen Einsatz entwickelte Wiki-Software zu verwenden, da diese in der Regel schülerfreundlicher, geschützter und einfacher zu bedienen sind.
Wikis - Neue Chancen für den Unterricht?
Die Arbeit mit Wikis im schulischen Kontext bringt viele Vorteile mit sich. Die Schüler lernen eigenverantworlich zu arbeiten, sich gegenseitig zu kontrollieren und zu verbessern. Außerdem lernen sie den verantwortungs- und sinnvollen Umgang mit dieser Form des Web 2.0. Des Weiteren kann jeder Schüler seinen Fähigkeiten entsprechend arbeiten. Das gesammelte Wissen wird bei einer Änderung sofort aktualisiert, trotzdem sind die einzelnen Bearbeitungsschritte auch im nachhinein noch einsehbar. Das Bearbeiten eines Wikis ist i.d.R. sehr einfach und auch Menschen mit wenig technischem Know-How können damit umgehen.
Fast jeder Schüler kann zu einem Thema etwas beitragen. Während sich viele Schüler damit schwertun, ihr Wissen im klassischen Unterricht einzubringen, können sie beim Erstellen eines Wikis vor dem Veröffentlichen an ihrer Äußerung feilen und diese dann dem Rest der Klasse oder der ganzen Schule zur Verfügung stellen.
Da alle Schüler ihre Kenntnisse einbringen können, entsteht eine Sammlung von Wissen, die allen Nutzern sofort zur Verfügung steht. Dieses Wissen würde nicht zustande kommen, wenn nur einzelne Schüler an einem Thema arbeiten.
Postet ein Schüler etwas Falsches, kann dies schnell und einfach von den anderen Nutzern korrigiert werden. Diese Funktion der Selbstkontrolle trägt dazu bei, dass die Schüler sich aktiv mit den Inhalten der Wikis auseinandersetzen müssen, um diese im Unterricht bewerten oder direkt verändern zu können.
Ein weiterer Vorteil von Wikis ist das einfache Erstellen und Bearbeiten. Die einzelnen Editierschritte sind sehr leicht nachvollziehbar und können bei Bedarf auch rückgängig gemacht werden (20).
Wikis können beispielsweise dazu genutzt werden, die Schüler mit Lernmaterialien auszustatten, die Unterrichtsplanung transparenter zu machen, Hausaufgaben aufzugeben und die Schüler zu eigenverantwortlichem Arbeiten anzuleiten. Ein Wiki kann sich so zu einem "Lerntagebuch", "Wissensdossier" oder "Bildungsportfolio" (21) entwickeln. Die Schüler können das Wiki eigenständig mitgestalten, Verweise zu anderen Quellen werden leicht zugänglich gemacht und es entsteht eine völlig neue Arbeitsweise im Unterricht. Wikis können so die ganze Organisation des Schullebens, der Klassengemeinschaft und das Lernen selbst komplett umstrukturieren und neu gestalten.
Die Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen fasst diese Vorteile von Wikis im Unterricht zusammen, u.a. auch die Möglichkeit, Passwörter und Benutzernamen einzurichten, um das Wiki vor außerschulischen Nutzern zu schützen.
Fazit
Wer kann sich ein Leben ohne Internet heute noch vorstellen? Durch die enorme Verbreitung des Web 2.0 haben Lehrerinnen und Lehrer wie nie zuvor die Aufgabe, Schülern Medienkompetenz zu vermitteln. Es entstehen zahlreiche neue Möglichkeiten, welche verantwortungsbewusst genutzt werden müssen und sollen, denn sie können den Unterricht ungemein bereichern. Die Zukunft gehört den medienkompetenten Menschen, welche in der Lage dazu sind, das Web 2.0 für ihre Zwecke bestmöglich zu nutzen. Der Einsatz von Wikis in der Schule und im Unterricht vereint viele der Vorteile, schafft ideale Bedingungen, um Medienkompetenz nachhaltig zu erlernen und gleichzeitig Schule neu zu erleben.
“Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: ‘Wenn der Wind der Veränderung weht, dann bauen einige Menschen Mauern, andere Windmühlen!’” (22) Ganz in diesem Sinne sollten sich Schulen nicht vor den Neuerungen des Web 2.0 verschließen und dadurch vielfältige Potenziale ungenutzt lassen. Insbesondere die Arbeit mit Wikis im Unterricht birgt viele Chancen, die den Unterricht auf eine ganz neue Art und Weise bereichern können. Das Web 2.0 ist überall. Lassen wir es neuen Wind in die Schulen bringen!
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* Zur besseren Lesbarkeit wird zukünftig lediglich das männliche Geschlecht verwendet, trotzdem beziehen wir uns immer auf beide Geschlechter.
Fußnoten
1) http://de.statista.com/statistik/daten/studie/70189/umfrage/nutzer-von-facebook-in-deutschland-seit-2009/, abgerufen am 30.04.2014, 9:38
2) Hoeksema, K./Kuhn, M. (2008): Unterrichten mit Moodle. Praktische Einführung in das E-Teaching. München: Open Source Press. S.15
3) http://www.lehrer-online.de/podcasting.php?sid=55702146374863023739695909590930, am 08.04.2014, 14:15 Uhr
4) http://www.lehrer-online.de/podcasting.php?sid=55702146374863023739695909590930, abgerufen am 08.04.2014, 15:12
5) http://lehrerfortbildung-bw.de/werkstatt/cms/wordpress/, am 27.04.2014, 17:27
6) Richardson, W. (2011): Wikis, Blogs und Podcasts. Neue und nützliche Werkzeuge für den Unterricht. Corwin Kalifornien, London, New Dehli: Tibia Press, 3. Auflage, S. 35
7) Richardson 2011, S. 41
8) Vgl. Richardson 2011, S. 217ff
9) http://de.wikipedia.org/wiki/Wiki, abgerufen am 08.04.2014, 15:38
10) http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite, abgerufen am 12.04.2014, 18:37
11) http://www.psychotherapeuten-liste.de/gesellschaftspsychologie/schwarmintelligenz-das-wissen-vieler, abgerufen am 27.04.2014, 19:25
12) http://www.lehrer-online.de/wikis-fsu.php?sid=45152795046595663539732103210390,abgerufen am 12.04.2014, um 19:07
13) http://wikis.zum.de/rmg/images/6/6b/Das_RMGWIKI.pdf, abgerufen am 28.0.2014, 18:42
14) http://wikis.zum.de/rmg/images/6/6b/Das_RMGWIKI.pdf, abgerufen am 28.04.2014, 18:48
15) Vgl. http://www.opensourcecms.com/scripts/details.php?scriptid=153&name=MediaWiki, abgerufen am 22.04.2014, 15:11
16) http://www.schoolix.org/, abgerufen am 22.04.2014, 15:15
17) https://wiki.schoolix.org/News/2012-10/Strato_berichtet_%C3%BCber_Schoolix, abgerufen am 22.04.2014, 20:45
18) http://lehrerfortbildung-bw.de/werkstatt/cms/wiki/dokuwiki/, abgerufen am 28.04.2014, 19:21
19) http://www.lo-net2.de/wws/12984104.php?sid=36153732741692691339754615461450,, abgerufen am 15.04.2014, 09:19
20) Vgl. http://www.lehrer-online.de/wikis-fsu.php?sid=40878074051471291739789988998020, abgerufen am 19.04.2014, 11:31
21) http://www.lehrer-online.de/wikis-fsu.php?sid=40878074051471291739789988998020, abgerufen am 19.04.2014, 11:36
22) http://grundschulwiki.zum.de/wiki/Hilfe_f%C3%BCr_Eltern,_Erzieher_und_Lehrer#Anmelden_beim_Grundschulwiki, abgerufen am 28.04.2014, 19:34
Bildquellen
Abb. 1 https://moodle.org/logo/moodle-logo.png, abgerufen am 29.04.2014, 22:30
Abb. 2 http://blogs.bmj.com/bmj-journals-development-blog/files/2010/06/podcast-logo.jpg, abgerufen am 29.04.2014, 22:34
Abb. 3 http://mangangweb.com/wp-content/uploads/2013/06/blogger-logo-300x257.jpg, abgerufen am 29.04.2014, 22:39
Abb. 4 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f0/Wikipedia-logo-de.png, abgerufen am 30.04.2014, 9:34
Abb. 5 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/01/MediaWiki-smaller-logo.png, abgerufen am 30.04.2014, 9:40
Abb.6 http://blog.twoonix.com/wp-content/uploads/2012/08/800px-Schoolix_Logo_bunt.png, abgerufen am 30.04.2014, 09:36
Abb. 7 https://www.dokuwiki.org/_media/wiki:dokuwiki-128.png, abgerufen am 30.04.2014, 9:42
Abb. 8 http://www.fhs-herdecke.de/files/lonet2.jpg, abgerufen am 30.04.2014, 9:43