Donnerstag, 30. Mai 2024

ChatGPT: Chance oder Gefahr für die Lehre?

Als angehende Lehrkraft habe ich mich gefragt, welche Herausforderungen und Veränderungen KI und Programme wie z.B. ChatGPT für das Lehren an Schulen und Universitäten bringt und ob diese Programme auch sinnvoll genutzt werden können. Die Frage, ob ChatGPT eine Chance oder Gefahr für die Lehre ist, habe ich zuerst ChatGPT selbst gestellt:

"Die Nutzung von ChatGPT in der Lehre bietet sowohl Chancen als auch potenzielle Gefahren. Die Abwägung dieser Aspekte hängt stark von der Art und Weise ab, wie die Technologie eingesetzt wird und welche Maßnahmen zur Minderung von Risiken ergriffen werden.

Chancen von ChatGPT in der Lehre

  • Individuelle Unterstützung: ChatGPT kann als Tutor fungieren und individuelle Unterstützung bieten, indem es Fragen beantwortet, Erklärungen liefert und bei der Problemlösung hilft. Dies kann besonders nützlich sein für Schüler und Studenten, die zusätzliche Hilfe benötigen oder außerhalb der regulären Unterrichtszeiten Unterstützung suchen.
  • Ressourcenvielfalt: Die Technologie kann Lehrkräfte bei der Erstellung von Lehrmaterialien, Übungsaufgaben und Prüfungen unterstützen, indem sie schnell und effizient Inhalte generiert und so den Lehrkräften mehr Zeit für die direkte Interaktion mit den Schülern und Studenten lässt.
  • Förderung des selbstgesteuerten Lernens: ChatGPT kann Lernende ermutigen, eigenständig Fragen zu stellen und Antworten zu suchen, wodurch selbstgesteuertes Lernen und kritisches Denken gefördert werden.
  • Sprachunterstützung: Für Lernende, die Schwierigkeiten mit der Unterrichtssprache haben, kann ChatGPT als Übersetzer oder zur Klärung sprachlicher Unklarheiten dienen.

Gefahren von ChatGPT in der Lehre

  • Vertrauenswürdigkeit der Informationen: Da ChatGPT auf einer großen Datenmenge basiert und keine eigene Bewertungskompetenz hat, besteht die Gefahr, dass es falsche oder irreführende Informationen liefert. Es ist wichtig, dass Lernende und Lehrkräfte die Antworten kritisch hinterfragen und verifizieren.
  • Abhängigkeit und Faulheit: Wenn Lernende sich zu sehr auf ChatGPT verlassen, besteht die Gefahr, dass sie weniger eigene Anstrengungen unternehmen, um Probleme zu lösen und sich Wissen anzueignen, was langfristig ihre Lernfähigkeit beeinträchtigen kann.
  • Plagiat und akademische Integrität: Die einfache Verfügbarkeit von Textgenerierung durch ChatGPT könnte dazu führen, dass Schüler und Studenten Inhalte kopieren und als ihre eigenen ausgeben, was die akademische Integrität untergräbt.
  • Datenschutz und Sicherheit: Der Einsatz von KI-basierten Tools erfordert den Umgang mit persönlichen Daten, was Datenschutzrisiken birgt. Schulen und Universitäten müssen sicherstellen, dass die Nutzung solcher Technologien den geltenden Datenschutzbestimmungen entspricht.

Fazit: ChatGPT bietet erhebliche Vorteile und kann die Lehre bereichern, wenn es als ergänzendes Werkzeug sinnvoll und verantwortungsvoll eingesetzt wird. Lehrkräfte müssen jedoch sicherstellen, dass die Technologie sinnvoll integriert wird und potenzielle Risiken durch geeignete Maßnahmen und Richtlinien minimiert werden. Kritisches Denken, Überprüfung von Informationen und die Förderung eigenständigen Lernens sollten dabei im Vordergrund stehen." (ChatGPT)

Neben der Meinung von ChatGPT selbst zu seinem Einsatz in Schulen und Universitäten habe ich in einem Artikel von zdf heute (Chance oder Gefahr? Was Schulen und Unis zu ChatGPT sagen - ZDFheute) die Meinung von Lehrer- und Hochschulverband zu ChatGPT finden können:

Matthias Jaroch, Sprecher des Deutschen Hochschulverbands, äußert die Sorge, dass es schwieriger werden könnte, die Vortäuschung und eigenständige Erkenntnisleistungen bei z.B. Hausarbeiten zu erkennen, da optimierte KI-Tools anspruchsvolle Texte generieren können, welche faktisch und juristisch nicht als Plagiate erkennbar seien.

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, äußert trotzdem, dass der Lehrerverband sich keine Sorgen um ChatGPT mache, da Schüler*innen schon vorher die Möglichkeit hatten sich Hilfe aus dem Internet zu holen. Meidinger sagt auch, dass es Lehrkräften meist schnell auffällt, ob jemand Aufgaben selbständig gelöst hat und die genauen Quellen seiner Recherche angeben kann. Außerdem ist, laut Meindiger, bei Bildungsprozessen, Kompetenzvermittlung und Wissensaneignung auch in Zukunft entscheidend, inwieweit die Lernenden die Sachverhalte selbst verstanden hat. Diesen Prozess kann ChatGPT nicht ersetzen, sondern höchstens dabei assistieren. ChatGPT bietet, trotz aller Bedenken, die Chance, als Recherche-Tool genutzt zu werden. Meindinger findet, dass man mit Schüler*innen so systematische Quellenkritik einüben und erlernen kann.

Das Bildungssystem ist im Hinblick auf KI trotzdem gefordert: Welche Kompetenzen brauchen Schüler*innen und Lehrkräfte für den Umgang mit KI und wie kann man Werkzeuge wie ChatGPT sinnvoll im Unterricht nutzen? Doris Weßels, Margret Mundorf und Nicolaus Wilder äußern sich in ihrem Gastbeitrag im Hochschulforum für Digitalisierung folgendermaßen dazu:

"Zu nennen wären hier zum Beispiel die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten, Textmusterwissen etc., insbesondere aber analytisches und kritisches Denken, um automatisierte Produkte zu bewerten und ihre Nutzung zu steuern."

Die Frage, wie man Leistung bewerten soll, die mithilfe von KI entstanden ist, bleibt jedoch noch offen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie KI-generierte Texte erkennbar sind und ob diese als Plagiate gelten. Dazu habe ich einen Beitrag im Deutschlandfunk gefunden: Plagiate durch ChatGPT? - Wie KI-generierte Texte erkannt werden können (deutschlandfunk.de).

Es könnte bald Software geben, die erkennen kann, ob ein Text mit KI erstellt wurde, da Texte von KI immer bestimmten Mustern folgen. Jedoch kann man auch hier herausfinden, wie viel vom Text geändert werden muss, damit die Software nicht mehr erkennt, dass er von einer KI generiert wurde, weshalb diese Software umstritten ist.

In vielen deutschen Prüfungsordnungen wird für KI-generierte Texte nicht das Wort "Plagiat" verwendet, sondern "Täuschung", da man darüber täuscht, wer Autor des Textes ist. Dies ist jedoch günstig, da so der Betrugsversuch mit KI in Prüfungsordnungen festgemacht werden kann und mögliche Konsequenzen für den Täuschungsversuch in Kraft treten können.

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