Mittwoch, 29. Mai 2024

KI - Chance oder Fluch für Schulen?

Der Trend zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungssektor zeigt steil nach oben. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Musste man sich als Schüler*in oder auch als Student*in früher zu einem Thema Informationen beschaffen oder eine Zusammenfassung schreiben, war das mit einem Mehraufwand verbunden. Lesen der Texte, Kerninhalte herausfiltern und dann alles "zu Papier" bringen. Mit KI dauert dies keine Minute. Auch dieser Blogbeitrag könnte KI-generiert sein (ist er nicht). Aber wenn ich die Überschrift zu meinem Beitrag in das KI-Tool ChatGPT eingebe, kommt folgendes Fazit heraus:

"KI bietet Schulen zahlreiche Möglichkeiten, das Lernen zu verbessern und den Unterricht effizienter zu gestalten. Gleichzeitig müssen jedoch die damit verbundenen Herausforderungen aktiv angegangen werden, um die positiven Effekte zu maximieren und mögliche negative Auswirkungen zu minimieren. Eine sorgfältige und ausgewogene Implementierung von KI, die sowohl technologische als auch ethische Aspekte berücksichtigt, ist entscheidend für den Erfolg dieser Technologien im Bildungssektor." (Quelle: ChatGPT)

KI bietet Schüler*innen die verlockende Möglichkeit, den Aufwand für Hausaufgaben oder Referate auf Sekunden zu reduzieren. Da ist es schwer, den Schüler*innen einen Vorwurf zu machen, hätte doch fast jeder von uns in der eigenen Schulzeit Tools wie ChatGPT sofort genutzt.

KI wird die Schule definitiv verändern, die Frage ist nur wie? Damit hat sich auch eine Dokumentation des Bayrischen Rundfunks auseinandergesetzt (siehe hier). Um herauszufinden, ob das Lernen mit KI einen Vorteil mit sich bringt, führt eine Englischlehrerin ein Experiment durch. In diesem wird eine Schulklasse (6. Klasse) in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe wird klassisch mit dem Lehrbuch unterrichtet, die andere mithilfe eines auf KI-basierenden Lernprogramms namens Brainix (https://www.brainix.org/). Am Ende der Woche schreiben beide Gruppen einen Test.

Erste Auffälligkeiten sind, dass die Schüler*innen ruhig und auf den ersten Anschein sehr konzentriert arbeiten. Die Ergebnisse und die Geschwindigkeit, in der die Schüler*innen vorankommen, werden der Lehrkraft auf ihrem Endgerät angezeigt. Das Endergebnis des Tests: Schüler*innen, die mit dem Lehrbuch gelernt haben, schnitten letztendlich etwas besser ab. Einige der leistungsschwächeren Schüler*innen konnten ihre Leistung mithilfe der KI-Software verbessern.

Ein weiteres KI-Programm, KI@School (https://www.bildungspakt-bayern.de/projekte-ki-at-school/), wird an der Fakultät Physik der Universität München vorgestellt. Schüler*innen lösen Aufgaben und bekommen dann die nächste Aufgabe basierend auf den Ergebnissen der letzten Aufgabe auswählt. Die Aufgaben werden angepasst an das Niveau. Dadurch sollen die Schüler*innen bessere Ergebnisse erzielen können und so eine gesteigerte Motivation erfahren. Das Ziel ist es, dass es zu keiner Über- oder Unterforderung kommt. Ein weiteres Feature ist, dass dieses angepasste individuelle Lernen in allen möglichen Sprachen und Dialekten verfügbar ist und Übersetzungen bietet.

Auf einer Lehrerkonferenz in Bayern werden neben den Dauerthemen Lehrermangel und Digitalisierung nun auch das Thema KI und die Frage, ob die Nutzung von noch mehr Digitalem für die Schüler*innen förderlich sind, heiß diskutiert. Querschnittsstudien aus der Dokumentation weisen darauf hin, dass die Leistungen der Schüler*innen seit 2010 abfallen und ca. ein Drittel inzwischen als leistungsschwach gilt. Ist KI eventuell auch hier die Antwort, da sie sich - richtig eingesetzt - genau auf die Schüler*innen zuschneiden lässt? KI bietet zumindest eine große Chance, da sie die Möglichkeit besitzt, mit zugeschnittenen Aufgaben auf die einzelnen Talente und Stärken der Schüler*innen individuell einzugehen.

Die Chancen, die KI für die Schule bietet, sind vielversprechend. Doch sollte man auch die Realität nicht aus dem Blick verlieren. Bis jetzt hat nur die Hälfte aller Schulen in Deutschland Computer, Tablets oder andere digitale Endgeräte für die Schüler*innen zu Verfügung. Auch eine stabile Internetverbindung sucht man in vielen Schulen vergebens. Gerade Schüler*innen aus sozial schwächeren Familien haben weniger Zugang zu den benötigten Endgeräten, was die Gefahr bietet, dass sich die Bildungschancen noch weiter verringern, wenn die benötigte Technologie nicht allen verfügbar gemacht wird. Des Weiteren müssen Lehrkräfte erstmal so weit geschult werden, dass sie den Schulkindern beibringen können, wie sie sachgerecht, selbstbestimmt und verantwortungsvoll mit der KI umgehen können. Vor dem Hintergrund, dass es sicher nicht wenige Lehrkräfte gibt, die digital so ihre Defizite aufweisen, ist dies sicher kein einfaches Unterfangen.

Fakt ist, KI könnte ein Gamechanger im modernen Lernen sein, doch noch sind Deutschland und seine Schulen nicht so weit, und im digitalen Bildungsbereich herrscht großer Nachholbedarf. Daher muss der Schritt zum Lernen mit KI wohlüberlegt und mit einer Investition in die benötigte Infrastruktur durchgeführt werden. Sonst bleibt das Risiko, die Chancenungleichheit weiter voranzutreiben.

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