Samstag, 12. November 2022

Nachteile der Mediennutzung im Unterricht

Es wird viel debattiert, diskutiert und informiert über die Nutzung von digitalen Medien im Unterricht und wie man sie weiterentwickeln und einsetzen sollte. Es werden vielen Vorteile beschrieben, doch die negativen Seiten werden sehr wenig thematisiert.

Die USA stellt momentan den Vorreiter der digitalen Lernprogramme dar. Durch einen akuten Lehrermangel an öffentlichen Schulen werden hier digitale Optionen, die die Lehrkräfte ersetzen sollen, angeboten. Der Philologenverband, der in Deutschland vor allem für Gemeinschaftsschulen und Gymnasien zuständig ist, warnt vor einer „naiven Digitalisierung“ und das gegensätzlich zu der Wahlkampagne der FDP aus dem Jahr 2017 „Digitalisierung first, Bedenken second“. Man sollte sich laut dem Verband auch auf die Grenzen der Digitalisierung an den Schulen konzentrieren. Und digitale Angebote sollten sinnvoll eingesetzt werden. Gesellschaftliche Probleme können nicht allein durch die Digitalisierung gelöst werden.

Der Pädagogik-Professor Karl-Heinz Dammer der Pädagogischen Hochschule Heidelberg betrachtete die bisherige Digitalstrategie Deutschlands sowie dessen Strategiepapier und kritisierte beides. Analoge Medien sollten einfach durch digitale Medien ersetzt werden. Dass diese kombiniert werden könnten, wird dabei nicht berücksichtigt. Auch dass die Lernqualität sinken könnte, wird nicht erwähnt. Die Einsparung von Lehrkräften durch digitale Lerninhalte kann die Bildungsungerechtigkeit noch weiter zuspitzen, da die persönlichen Kompetenzen der Lehrkräfte als entscheidend für den schulischen Erfolg gelten.

Lehrkräfte, die den Unterricht leiten und strukturieren, können nicht vollständig ersetzt werden. Pädagogik macht einen großen Teil eines "guten" Unterrichtes aus. Schwächere Schüler*innen könnten durch digitale Medien gefördert werden, allerdings nur, wenn eine Lehrkraft unterstützend hinzutritt. Ziel der Schulen sollte es nicht sein, den Unterricht komplett zu digitalisieren, denn gemeinsames Lernen und soziale Erfahrungen bringen zusätzlichen Lernerfolg. Laut Dammer sollte auch die Medienmündigkeit ein Thema sein und berücksichtigt werden. Auch gäbe es laut Dammer noch ungeklärte Fragen in Sachen Datenschutz.

Als sehr problematisch wird außerdem gewertet, dass durch den Einsatz von Medien die Individualisierung gestört werden könnte. Lern- und Entwicklungsprozesse der Schüler*innen sind Algorithmen unterworfen und diese führen zu einem sehr subjektiven Meinungsbild. Die Entfaltung der eigenen Meinung sowie Persönlichkeit kann somit gestört oder sogar behindert werden.

Zum Problem wird auch, dass die Vorzüge, die digitalen Medien in Bezug auf den Lernerfolg zugeschrieben werden, nicht empirisch nachgewiesen werden können. Daher fordern die Vorsitzenden des deutschen Philologen-Verbandes, dass Lehrer*innen in den Prozess eingebunden werden sollten, und es solle eine begleitende Evaluation geben.

Interessant sind hierbei auch die Untersuchungen des Pädagogik-Professors Klaus Zierer, der herausfand, dass egal in welchem Schulfach digitale Medien eingesetzt wurden, diese den Schüler*innen mehr schaden als nutzen. Auch andere Studien (z.B. OECD) kamen zu ähnlichen Ergebnissen in puncto Lesefähigkeit.

Anbei habe ich noch einen Beitrag des Morgenmagazins eingefügt. Zwar ist dieser Beitrag über 7 Jahre alt, doch immer noch aktuell. Er beschreibt die Risiken der Nutzung von digitalen Medien in der frühen Kindheit und im Schulkontext. 


Literatur

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen