Donnerstag, 24. November 2022

Von Kindfluencern und Familienvlogs

Klingt schlimm, ist es auch: Ein "Kindfluencer" oder "Kidfluencer" ist genau das, was man sich nicht vorstellen will, aber man muss bei dem Begriff daran denken.

Influencer*innen kennt ja in der Zwischenzeit jede*r. Sie posten Bilder von sich und werben für Produkte, zeigen der ganzen Welt ihren tollen Lifestyle und häufig wird der Alltag dann auch noch in Vlogs festgehalten. Sie teilen sehr große Bereiche ihres Lebens mit der Öffentlichkeit im Internet. Ob es nur Urlabsorte sind, eine neue Bikini-Kollektion oder etwas zum Essen. Einfach alles wird geteilt. So weit so gut. Das sind erwachsene Menschen, die teilen können, was sie wollen. Sie sind ja schließlich selber dafür verantwortlich und können beziehungsweise sollten die Konsequenzen eines Posts einschätzen und damit leben können.

Anders sieht es bei Kindern aus. Seit mehreren Jahren gibt es auf YouTube, aber auch auf Instagram eine große Anzahl von sogenannten "Kindfluencern". Sie machen das, was die Erwachsenen machen, eifern ihnen nach, teilen ihr Leben im Internet. Natürlich teilen sie die Bilder zum Großteil nicht alleine, sie bekommen Hilfe von den Eltern, ja die Eltern inszenieren teils die Bilder. Doch damit einher gehen viele Probleme. Neben Privatsphäre und Persönlichkeitsrechten sollte man sich Gedanken über die Arbeitsverhältnisse der Kinder machen, denn andauerndes Filmen und Fotografieren ist nicht gut für Kinder. Die ARD hat zu den Arbeitsrechten der Kinder einen tollen Artikel geschrieben: Kinder-Influencer - Wieviel Arbeit ist erlaubt? | Das Erste (mdr.de).

Doch es gibt nicht nur Videos, in denen sich die Kinder zum Großteil selber filmen, sondern auch sogenannte Familienvlogs, in welchen es um Neugeborene oder junge Kinder und deren Alltag geht. Dem Alter sind hier nach unten und nach oben keine Grenzen gesetzt. Alles wird gefilmt. Und wer denkt, dass ich übertreibe, dem muss ich leider sagen, dass dem nicht so ist. Ob beim Essen, beim Tanzen oder auch beim Baden, alles wird gezeigt. Privatsphäre war gestern, heute stellt man seine sehr junge Tochter im Bikini einfach direkt ins Netz, zeigt allen, was für tolle neue BHs der Tochter geschenkt wurden...

Zum Großteil sind die gefilmten Kinder Mädchen, aber auch Jungs werden ins Netz gestellt. Netzpolitik.org hat zu dem Thema einen sehr informativen Text geschrieben, welcher die Probleme durch Videos und Fotos von Kindern im Netz darstellen: Kinder als Influencer:innen: Aufwachsen vor Millionenpublikum (netzpolitik.org). Auf der Seite ist auch ein Video von Alicia Joe verlinkt, welches das Thema Kindervlogs und Familienvlogs sehr gut beleuchtet.


Zum Schluss sei gesagt, dass ich mir wünsche, ich wäre nie auf solche Videos, Bilder und sonstige Aufnahmen gestoßen. So verstörend das ist, umso wichtiger finde ich es, auf diese Videos aufmerksam zu machen, Kinder vor dieser Art von Ausnutzung und Verletzung zu schützen und die Eltern haftbar zu machen.

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